MAINZ. Der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz (vlbs) fordert von Ministerin Stefanie Hubig einen Bildungsgipfel zum Thema Künstliche Intelligenz an Schulen. «Wir brauchen dringend Richtlinien für die Nutzung von ChatGPT im Unterricht», heißt es in einer Mitteilung des vlbs-Landesvorsitzenden Harry Wunschel vom Donnerstag. Es müsse geklärt werden, wie eine sinnvolle und gerechte Nutzung einer KI im Unterricht aussehen kann. Dass durchaus Klärungsbedarf besteht, hatte Hubig zuvor in einer Landtagsdebatte eingeräumt.

Einerseits, so betont der vlbs, gebe es Chancen, das textbasierte Dialogsystem zu nutzen – etwa für individuelles Lernen in unterschiedlichen Anforderungsstufen. Es bestehe aber auch die Gefahr, dass Schülerinnen und Schülern ihre Texte seltener selbstständig verfassten. «Einige Azubis erleben schon heute den Einsatz einer Künstlichen Intelligenz an ihrem Arbeitsplatz», sagte Wunschel. «Deshalb ist es gerade für den Unterricht an berufsbildenden Schulen wichtig, sich jetzt möglichst schnell mit dem Thema auseinanderzusetzen.»
In NRW gebe es bereits einen Handlungsleitfaden für ChatGPT für die Schulen, in Bayern seien bereits 15 Schulen im Schulversuch KI@school unterwegs und andere Bundesländer hätten bereits breite Fortbildungsangebote.
Bildungsministerin Hubig sieht die rheinland-pfälzischen Schulen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) und Chatbots wie ChatGPT nach eigenem Bekunden gut aufgestellt, räumte aber ein: «Wir brauchen Wissen im Umgang mit KI», auch über die Funktionsweisen, wie die SPD-Politikerin während einer von ihrer Partei beantragten Aktuellen Stunde im Landtag erklärte. Gebraucht würden auch neue Lern- und Prüfformate zu der Frage, «wie setzt man KI im Unterricht und zu Hause ein».
Mit dem digitalen Kompetenzzentrum, das alle Schulen über neueste Technik und Pädagogik berate, habe Rheinland-Pfalz für diese Fragen einen in Deutschland einzigartigen Think-Tank. Und mit den Schulen der Zukunft – einem Modellprojekt, in dessen Rahmen Schulen mit neuen Unterrichtsformaten experimentieren sollen, News4teachers berichtete – gebe Rheinland-Pfalz die richtigen Antworten auf die Umwälzungen. «Ein Verbot von KI und ChatGPT an unseren Schulen macht keinen Sinn», betonte Hubig. KI könne darüber hinaus auch zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen und dabei helfen «Schüler da abzuholen, wo sie sind». «ChatGPT hat viel Potenzial. Aber es wird das Lernen nicht überflüssig machen», sagte die Bildungsministerin. Faktenwissen und Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen könne die KI nicht abnehmen, «vor allem aber nicht das kritische Denken».
Die CDU-Abgeordnete Jennifer Groß sprach sich ebenfalls gegen ein pauschales Nutzungsverbot in den Schulen aus, forderte aber nach hessischem Vorbild ein Schulfach Digitale Welten. Zudem müsse es zügig und flächendeckend Handlungsanweisungen für Schüler und für Fortbildungen geben. Junge Menschen sollten in den Schulen im Umgang mit ChatGPT ermutigt werden, forderte der Grünen-Abgeordnete Daniel Köbler. Notwendig sei zudem eine offene Debatte mit den Lehrern auch über die Gefahren der KI. Jungen und Mädchen sollten schon nach der Grundschule etwas über Algorithmen und Binärcodes wissen. «Es schadet nicht, zu wissen, wie die Welt von morgen aufgebaut ist.»
«Die Ergebnisse von ChatGPT sind faszinierend. Ein Einserkandidat ist der Roboter aber noch nicht», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Weber. ChatGPT könne Lehrern bei der Unterrichtsvorbereitung helfen und biete Schülern ein weiteres Tool zum Lernen in einer modernen Welt. Er forderte mehr Transparenz über den regelbasierten Einsatz von KI im Unterricht und eine Überarbeitung der Lehrpläne sowie der pädagogisch-didaktischen Herangehensweisen. News4teachers / mit Material der dpa
