COTTBUS. Nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen an Schulen im Süden Brandenburgs haben sich Mitglieder des Bündnisses «Schule für mehr Demokratie» mit Vertretern von Bundesfamilienministerin Lisa Paus getroffen. Darunter waren auch die Lehrkräfte Laura Nickel und Max Teske, die mit einem anonymen Brief auf rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule in Burg im Spreewald aufmerksam gemacht hatten.
Stellvertretend für die gesamte Bundesregierung habe das Bundesfamilienministerium den Lehrkräften aus Burg für den aufgebrachten Mut gedankt und Respekt für ihre Zivilcourage ausgesprochen, sagte der Spremberger Pfarrer Lukas Pellio, der ebenfalls an dem Treffen teilgenommen hatte. Vereinbart wurde, im engen Austausch zu bleiben, wie Pellio berichtete. Lehrerin Nickel sagte: «Dieser Rückhalt bedeutet uns sehr viel. Wenn sich Bund, Land und Kommunen entschieden an unsere Seite stellen, dann können wir die rechte Dominanz wirklich zurückdrängen.»
Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit dem Bekanntwerden rechtsextremer Vorfälle im Spreewald mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus. Dort liegt auch die Schule in Burg, wo Lehrkräfte in einem Brief beklagt hatten, sie seien täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Die Aufarbeitung der Fälle dauert an.
«Wir erwarten, klare und deutliche Unterstützung der Politik, um rechte Strukturen, die weit über die Schulen hinausgehen, wirksam zurückzudrängen»
Nach Angaben von Pellio, der sich in dem Bündnis «Schule für mehr Demokratie» engagiert, ist die Mitgliederzahl des Netzwerks mittlerweile von etwa 20 Akteuren auf 50 gestiegen. Darunter seien Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Sozialarbeiter. Das Bündnis erarbeitet gemeinsam Strategien für wirksame Veränderungen an Schulen. Das Treffen habe gezeigt, wie viele Menschen bereit seien, ihre Stimme gegen Rechtsextremismus an Schulen zu erheben, sagte Pellio. «Wir erwarten, klare und deutliche Unterstützung der Politik, um rechte Strukturen, die weit über die Schulen hinausgehen, wirksam zurückzudrängen.»
Bundesfamilienministerin Lisa Paus hatte sich mit Blick auf rechtsextreme Vorfälle an Schulen und unter Jugendlichen bestürzt gezeigt. «Wir dürfen nicht zulassen, dass Rassismus und rechte Strukturen den Alltag der Jugendlichen prägen», sagte die Grünen-Politikerin gegenüber der «Bild»-Zeitung Mitte Mai. «Öffentliche Bekenntnisse zu rechtsextremistischem Gedankengut durch Jugendliche und vor allem Kinder sind besonders bestürzend. Wir können das auf keinen Fall einfach hinnehmen.»
Sie forderte entsprechende Aufklärung. Es dürfe nicht sein, «dass an Schulen ein Klima Einzug erhält, bei dem Schülerinnen und Schüler unbehelligt rechte Propaganda äußern und Lehrerinnen und Lehrer diesem Treiben nichts entgegensetzen können», sagte die Ministerin. News4teachers / mit Material der dpa
Rechtsextremismus an Schulen zieht Kreise – immer mehr Fälle werden bekannt