BERLIN. Der Biologenverband VBIO sorgt sich um den dauerhaften Anschluss des Wissensstands von Lehrerinnen und Lehrern an die rasante Entwicklung in den Naturwissenschaften. Eine stärkere Betonung der fachlichen Inhalte im Studium soll dafür die Basis schaffen.
Anlässlich der von der Kultusministerkonferenz in der Entwurfsfassung vorgelegten Empfehlungen zur Stärkung der MINT-Bildung weist der Biologinnen- und Biologenverband VBIO in einem Positionspapier auf die besondere Rolle des Biologieunterrichtes hin: Der interdisziplinäre Charakter biologischer Fragestellungen ermögliche es, komplexe MINT-Konzepte auf greifbare und relevante Weise zu vermitteln und das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Dazu bedürfe es hoher fachlicher Kompetenzen und kontinuierlicher Fort-und Weiterbildung der Lehrkräfte.
Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) begrüßt grundsätzlich die „Empfehlung zur Stärkung der mathematisch-informatisch-naturwissenschaftlich-technischen Bildung“, ließ der Verband verlautbaren. Die Förderung der MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) müsse angesichts der Herausforderungen einer sich wandelnden Welt ein zentrales gesellschaftliches Anliegen sein. Der VBIO unterstreicht dabei insbesondere den in der Empfehlung zum Ausdruck kommenden hohen Anspruch an die Qualität des MINT-Unterrichts.
Sicherung der fachlichen Expertise bei den Lehrkräften
Der VBIO fordert daher eine verstärkte Betonung der Fachwissenschaft in der universitären Ausbildung von Lehrkräften. Denn nur auf der Basis fachwissenschaftlich fundierter Kenntnisse könnten Lehrkräfte den Erfordernissen eines gelingenden MINT-Unterrichts gerecht werden. „Nur auf dieser Grundlage lassen sich erfolgreich methodisch-didaktische Strategien aufbauen, die lernförderlich sind und einen zielgruppenspezifisch optimalen Unterricht sicherstellen“, erläutert VBIO-Vizepräsidentin Marga Radermacher. „Nur fachlich sichere Lehrkräfte können Schülerinnen und Schüler für MINT-Fächer begeistern und motivieren”.
Notwendigkeit der kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung
Die rasante Entwicklung in den MINT-Fächern erfordert dem Verband zufolge zunächst, in der universitären Ausbildung von Lehrkräften eine solide fachliche Basis zu schaffen. Darüber hinaus müsse über gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote die Voraussetzung geschaffen werden, dass Lehrkräfte den Anschluss an den aktuellen Wissensstand dauerhaft halten können. Deshalb sei es erforderlich, dass die Empfehlung der KMK gangbare Wege aufzeigt, wie Lehrkräfte die notwendigen fachlichen Kenntnisse ihr Berufsleben lang aufrechterhalten können. Den Bundesländern mit Ihrer Bildungshoheit komme hierbei eine besondere Verpflichtung zu. „Insbesondere Biologielehrkräfte sind in den letzten Jahren durch aktuelle Entwicklungen mit Blick auf z. B. Biodiversität und Klimawandel, Pandemie oder Technologiesprünge in der Gentechnik u. a. extrem gefordert und deshalb muss ein ausreichendes Angebot an Fort-und Weiterbildungsmaßnahmen sichergestellt werden“, so Marga Radermacher. Sie weist darauf hin, dass es hier gute Kooperationsmöglichkeiten mit Verbänden wie etwa dem VBIO gebe, der die staatliche Lehrerfortbildung schon heute durch Fortbildungsveranstaltungen, beispielsweise Online-Seminarreihen unterstütze.
Bereitstellung von Ressourcen und Anerkennung der MINT-Bildung
Gerade in Zeiten akuten Lehrkräftemangels braucht die MINT-Bildung aus Sicht des VBIO qualifizierte Akteurinnen und Akteure. Biologielehrkräfte seien in der schulischen Praxis aufgrund ihrer fachlichen Vielseitigkeit für die MINT-Bildung sehr wertvoll. Der VBIO fordert daher konkrete Maßnahmen zur Bereitstellung von personellen und finanziellen Ressourcen, um die Potenziale der Lebenswissenschaften für die MINT-Bildung zu stärken. Kerstin Kremer, Vorsitzende der Fachsektion Didaktik der Biologie im VBIO: „Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche brauchen besonders in Krisenzeiten eine solide personelle und finanzielle Ausstattung, um ihren Aufgaben in der MINT-Lehrkräftebildung nachzukommen. Die Anerkennung und Bedeutung der MINT-Bildung sollten nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müssen sich auch in der Realität widerspiegeln.“ Notwendig seien geeignete Maßnahmen zur Unterstützung von MINT-Lehrkräften, damit sie ihre entscheidende Vermittlungsfunktion erfolgreich erfüllen könnten. Dazu bedürfe es einer ausreichenden Finanzierung nicht nur im Lehramtsstudium, sondern auch eine gesicherte Finanzierung qualitätsgeprüfter Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Der Verband plädierte außerdem für die Einbindung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen in den MINT-Bereich, um den Beitrag der Bildung für gesellschaftliche und globale Herausforderungen besser abzubilden. Gerade Biologielehrkräfte könnten Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den MINT-Unterricht integrieren. Dies trage dazu bei, das Bewusstsein für aktuelle globale Herausforderungen zu schärfen und verdeutliche, wie MINT-Fächer dazu beitragen könnten, nachhaltige Lösungen zu finden. (zab, pm)
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