„Die Unterschiede sind eklatant“, so Iglu-Projektleiterin Lorenz. Während in Ländern wie Norwegen oder Neuseeland digitale Medien bei über 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler mindestens wöchentlich für das Lesen in der Grundschule zum Einsatz kommen, gilt das in Deutschland lediglich für rund ein Viertel der Lernenden (26,7 Prozent). „Insgesamt liegen wir weit unter den Vergleichsgruppen der EU mit 37,3 Prozent, der OECD mit 43,2 Prozent und auch dem internationalen Mittelwert mit 41,2 Prozent.“
Dabei weist die Sonderauswertung darauf hin, dass in den meisten Teilnehmerstaaten – auch in Deutschland – eine bis zu 30-minütige Nutzungsdauer digitaler Medien für das Suchen und Lesen von Informationen für die Schule oder in der Schule mit den höchsten mittleren Lesekompetenzen einhergeht.
Häufigster Verwendungszweck: das Lesen digitaler Texte
Das Forschungsteam um Lorenz wollte allerdings nicht nur wissen, wie häufig Grundschulkinder digitale Endgeräte zum Lesen nutzen, sondern auch für welche Leseaktivitäten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentrierten sich auf drei Varianten: digitale Texte lesen, Fakten und Definitionen recherchieren sowie Rechercheprojekte durchführen.
In Deutschland nutzen Grundschulkinder, die wöchentlich mit digitalen Endgeräten arbeiten, diese demnach am häufigsten zum Lesen (29,3 Prozent), seltener für Recherchen von Fakten und Definitionen (23,3 Prozent). Rechercheprojekte bilden eher die Ausnahme (10,1 Prozent). Damit liegt Deutschland der Sonderauswertung zufolge für alle drei betrachteten Lesezwecke erneut signifikant unter den Durchschnittswerten der EU, der OECD und dem internationalen Mittelwert. Zum Vergleich: In Dänemark und Schweden setzen mehr als 70 Prozent der Viertklässler digitale Geräte mindestens einmal pro Woche ein, um Fakten und Definitionen zu recherchieren. Bei der Hälfte der Grundschulkinder gehören sogar Rechercheprojekte wöchentlich zum Schulalltag.
Aktuelle Analysen zum Lesen in Online-Umgebungen
Trotz der im internationalen Vergleich geringen Nutzungsdauer digitaler Medien zeigen aktuelle Analysen zum Lesen in Online-Umgebungen (ePIRLS) allerdings, dass die Schülerinnen und Schüler in Deutschland überwiegend gut in einer Umgebung, die wie das Internet aussieht, lesen, interpretieren und kritisch reflektieren können. Im Zuge der Erhebung mussten sie unter Anleitung eines Lehrkraft-Avatars durch Webseiten navigieren, um Fragen zu beantworten, Zusammenhänge zu erklären und Informationen zu interpretieren und zu integrieren. Die Webseiten enthielten dabei Fotos, Diagramme und Karten sowie Navigationsfunktionen und dynamische Funktionen, darunter Animationen, Hyperlinks und Pop-up-Boxen. Insgesamt mussten die Viertklässlerinnen 123 Aufgaben zu fünf Texten bewältigen.
In der Gesamtschau dieser Online-Aufgaben landet Deutschland etwa im Mittelfeld, heißt es im Kurzbericht des Dortmunder Forschungsteams. Deutsche Schüler zeigten dabei jedoch vermehrt Schwierigkeiten mit Aufgaben, die von ihnen verlangten, Schlussfolgerungen zu ziehen oder Informationen zu interpretieren und kombinieren. In diesem Bereich liege Deutschland signifikant unter dem Durchschnitt der EU-Teilnehmer. Fazit: Auch hier bestehe Nachholbedarf. News4teachers (ach)
