DÜSSELDORF. Der Schulausschuss des Landtags Nordrhein-Westfalen hat sich – mal wieder – mit dem Thema Lehrerbesoldung beschäftigt. Der Anlass: die Beratung eines Antrags der SPD mit dem klingenden Titel „Gut durchdacht statt schlecht gemacht: Die Landesregierung muss endlich ein Gesamtkonzept zur Besoldungsstruktur des Schulsystems in NRW vorlegen“. Die Lehrerverbände sehen das genauso. Die Diskussion macht deutlich: Die Tücke liegt im Detail.
Obwohl die schwarz-grüne Landesregierung im vergangenen Sommer die schrittweise Anhebung der Einstiegsbesoldung der Lehrkräfte im Bereich der Primarstufe und der Sekundarstufe I auf A13 beziehungsweise EG13 beschlossen hat, kann von Gleichstellung noch immer keine Rede sein – meinen die oppositionelle SPD und die Lehrerverbände. „Statt alle Ungerechtigkeiten im Besoldungsgefüge endlich aufzulösen, wurden durch das Gesetz zur Anpassung der Lehrkräftebesoldung neue Ungerechtigkeiten geschaffen. So wurden trotz aller Kritik der Verbände und Gewerkschaften zum Beispiel keine Besoldungsanpassungen für Beförderungs-, Funktions- und Leitungsämter im Schulbereich vorgenommen. Damit bricht die Landesregierung mit dem Grundsatz des beamtenrechtlichen Abstandsgebots“, so begründen die Sozialdemokraten ihren Antrag.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – meint auch Sarah Wanders, stellvertretende Vorsitzende des Verbands lehrer nrw: „Leider hat die Landesregierung sich nicht zu einer grundlegenden Reform der Lehrkräftebesoldung durchringen können. Statt die Besoldungsarchitektur komplett auf neue Füße zu stellen, hat man einen singulären Baustein innerhalb der Besoldungspyramide verändert, was zwangsläufig zu einer Schieflage führt.“
„Das hätte in der Praxis fatale Konsequenzen – insbesondere für kleinere Systeme wie Grund-, Haupt- und Realschulen“
Das Kernproblem: Die im Grundsatz richtige und überfällige Besoldungsanpassung klammert Beförderungs-, Funktions- und Leitungsämter sowie die in der Lehrkräfteausbildung tätigen Fachleitungen aus. Die Landesregierung hatte zwar angekündigt, diesbezügliche Besoldungsfragen zu prüfen, doch ein Ergebnis dieser Prüfung liegt bis heute nicht vor. So droht 2026, wenn die stufenweise Besoldungsanpassung nach A13 / EG 13 abgeschlossen ist, die laut lehrer nrw „absurde Situation“, dass das Eingangsamt und das erste Beförderungsamt besoldungsgleich sind. „Das hätte in der Praxis fatale Konsequenzen – insbesondere für kleinere Systeme wie Grund-, Haupt- und Realschulen, die meist nur über eine sehr dünn besetzte Führungsebene verfügen. Die Übernahme einer zusätzlichen Aufgabe im Rahmen einer Funktionsstelle oder eines Beförderungsamtes muss auch finanziell attraktiv bleiben. Andernfalls wird Schulentwicklung ausgebremst“, heißt es.
Darüber hinaus müsse die Landesregierung „endlich die eklatante Ungleichbehandlung der Fachleitungen im Sekundarbereich I beenden, die bei gleicher Arbeit erheblich schlechter bezahlt werden als die Kolleginnen und Kollegen in der Sekundarstufe II. Deswegen sind in der Sek I immer weniger Lehrkräfte bereit, Fachleitungsstellen zu übernehmen. Gerade an dieser immens wichtigen Schnittstelle zwischen universitärer und schulpraktischer Lehrerausbildung braucht es – auch im Hinblick auf die Sicherung der Bildungsqualität – mehr Wertschätzung und eine angemessene Bezahlung“.
Der VBE schlägt in die gleiche Kerbe. Landesvorsitzender Stefan Behlau meint: „Ob Fachleitungen, Schulleitungen, Beförderungsämter oder Schulaufsicht: Die Landesregierung muss die Chance nutzen, das System gerechter und den Arbeitsplatz Schule attraktiver zu gestalten. Es ist unerlässlich, dass die Professionen und Beförderungsämter aller Schulformen bei den Änderungen berücksichtigt werden. Dies wurde zum Teil im Koalitionsvertrag festgehalten und ist dringend umzusetzen.“
Weiter sagt er: „Wenn beispielsweise bei den Schulleitungen nicht entsprechend nachgesteuert wird, sehen wir eine Entpflichtungswelle auf unser System zukommen. Wer Leitung will, muss sie auch angemessen bezahlen. Das gilt selbstverständlich auch für die Fachleitungen in der Lehrkräfteausbildung für den Bereich der Primarstufe, der Sekundarstufe I und der Förderschulen – dringend sind hier Beförderungsämter angezeigt. Es geht um die Ausbildung unserer zukünftigen Lehrkräfte.“
Die SPD fordert die Landesregierung auf, „ein Gesamtkonzept für eine gerechte Besoldungsstruktur im System Schule vorzulegen“. News4teachers