MÜNCHEN. Die CSU hat den Religionsunterricht an den Grundschulen vor Kürzungen verteidigt – gegen ihren Junior-Koalitionspartner Freie Wähler. Eine aktuelle Statistik des bayerischen Kultusministeriums unter der Leitung von Anna Stolz (Freie Wähler) lässt nun allerdings noch einmal verstärkt die Frage aufkommen, wie sinnvoll das harte „Nein“ der Christdemokraten in diesem Fall war.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte als Reaktion auf die schlechten deutschen Pisa-Ergebnisse angekündigt, die Fächer Deutsch und Mathematik an Grundschulen stärken zu wollen. Gleichzeitig sollte die Stundenzahl insgesamt aber nicht steigen. Die daraufhin von Kultusministerin Stolz ausgearbeiteten Umverteilungspläne stießen bei der CSU allerdings auf wenig Gegenliebe. Der Grund: Es sollten auch Abstriche im Fach Religion, das in den Klassen drei und vier mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird, möglich sein. Das Veto der Christdemokraten kam prompt – und setzte sich durch (News4teachers berichtete). Dem aktuellen Beschluss des bayerischen Kabinetts folgend müssen Schulen stattdessen bei Kunst, Musik, Werken oder dem Englischunterricht kürzen.
Nur noch zwei von drei Kindern besuchen den Religionsunterricht
Kultusministerin Stolz erklärte, sie respektiere den Kabinettsbeschluss, betonte allerdings auch, dass sie sich persönlich hätte gut vorstellen können, den Schulen bei den drei Stunden Religion Spielräume zu geben, «zumal diese drei Stunden auch bundesweit einmalig sind». Kritik kam unter anderem vom Deutschen Musikrat und den Grünen im bayerischen Landtag. Eine neue Statistik aus dem Kultusministerium von Stolz dürfte diese nun verstärken: Demnach nehmen in Bayern nämlich immer weniger Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen am Religionsunterricht teil, wie die «Augsburger Allgemeine» berichtet.
Laut der Statistik sank die Beteiligung am katholischen Religionsunterricht seit dem Schuljahr 2018/2019 von rund 51 Prozent auf nun rund 45 Prozent und beim evangelischen Unterricht von etwa 23 Prozent auf 20 Prozent. Insgesamt besuchen im Schuljahr 2023/2024 nur noch zwei von drei Kindern den katholischen oder evangelischen Religionsunterricht. Wachsender Beliebtheit erfreue sich hingegen das Schulfach Ethik. Den Daten zufolge nehmen daran im aktuellen Schuljahr 31 Prozent der Schülerinnen und Schüler teil. News4teachers / mit Material der dpa
GEW: Religionsunterricht ist nicht mehr zeitgemäß (und bindet zu viele Ressourcen)
