CSU triumphiert: Mehr Mathe und Deutsch, keine Abstriche bei Religion

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MÜNCHEN. Jetzt ist es offiziell: An den Grundschulen in Bayern erhalten die Schülerinnen und Schüler zukünftig mehr Deutsch- und Matheunterricht – im Tausch mit Unterricht in den Fächern des musisch-künstlerischen Bereichs. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag entschieden. Dem Beschluss war eine öffentliche Debatte zwischen den regierenden Koalitionsparteien vorausgegangen, ob Schulen auch im Fach Religion kürzen dürfen, um die zusätzlichen Mathe- und Deutschstunden unterzubringen (News4teachers berichtete). Die CSU erteilte dieser Option eine klare Absage – entgegen Aussagen des Kultusministeriums unter Anna Stolz (Freie Wähler) – und setzte sich mit ihrem Veto nun durch.

„Bei Religion wird nicht gekürzt“, versprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Zuge der Debatte und setzte sich durch. Foto: photocosmos1 / Shutterstock

An bayerischen Grundschulen wird es zugunsten von mehr Deutsch und Mathe definitiv keine Abstriche beim Religionsunterricht geben. Stattdessen müssen die Schulen bei Kunst, Musik, Werken oder beim Englischunterricht kürzen, so der aktuelle Beschluss des bayerischen Kabinetts. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) betonte nach der Kabinettssitzung in München allerdings, es werde kein Fach ganz wegfallen. «Wir haben ein ganzheitliches Bildungssystem.»

Die Pläne im Detail

Schon vor Wochen hatte Stolz mitgeteilt, als Reaktion auf die schlechten deutschen Pisa-Ergebnisse die Fächer Deutsch und Mathematik an Grundschulen stärken zu wollen (News4teachers berichtete). Dies ist nun fix: In den Jahrgangsstufen eins bis vier wird es jeweils eine Stunde mehr Deutschunterricht geben, in den Jahrgangsstufen eins und drei auch noch je eine Stunde mehr Mathe. Die Stundenzahl in der Grundschule insgesamt steigt allerdings nicht. Unter dem Strich kommt in Klasse eins eine Stunde hinzu, in Klasse vier fällt dafür eine weg.

Dafür muss es zum Beispiel in Klasse drei und vier Kürzungen im Bereich Kunst, Musik und Werken oder beim Englischunterricht geben, oder sogar beides: nämlich dann, wenn es bei einer Stunde flexibler Förderung (die künftig «flexible Stunde» heißt) bleiben soll – ansonsten fällt diese weg. Die Entscheidung liegt bei den Schulen. Die «flexible Stunde» kann, wenn die Schulen daran festhalten, jedem Fach zusätzlich zugeordnet oder für Fördermaßnahmen eingesetzt werden.

In Klasse eins können die Schulen ebenfalls entscheiden: Entweder sie stocken den Sportunterricht von zwei auf drei Stunden auf, oder sie behalten von bislang zwei Stunden flexibler Förderung eine bei, die wiederum flexibel zugeordnet werden kann – ansonsten fällt die flexible Förderung hier ganz weg.

Weiterhin drei Wochenstunden Religion

Damit hat sich die CSU mit ihrem Veto gegen jegliche Kürzungen beim Religionsunterricht durchgesetzt. Stolz hatte Abstriche im Fach Religion, das in den Klassen drei und vier mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird, nicht ausgeschlossen. Woraufhin die CSU, auch nach lautstarker Intervention von Kirchenseite, sofort Einspruch einlegte und erklärte, bei Religion werde nicht gekürzt. Sie respektiere dies und sehe dies auch nicht als Niederlage, sagte Stolz nun – auch wenn sie sich hätte vorstellen können, den Schulen mehr Spielraum zu geben. News4teachers / mit Material der dpa

Nach Pisa-Debakel: „Es müsste ein richtiger Wumms her“ – Mathe-Professor will Schulfächer aufbrechen

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Karl Heinz
1 Monat zuvor

Kürzungen im Bereich Kunst, Musik und Werken oder beim Englischunterricht“
dafür aber weiterhin 3 Stunden Knien-&-Beten.

völlig Weltfremd!
Von solch einer Politik lasse ich mich für gar nichts in die Pflicht nehmen.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Leider haben Sie vom heutigen Religionunterricht wirklich keine Ahnung. Aus „Knien-&-Beten“ bestand er nicht einmal zu meiner Schulzeit in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts – in einem schlimm katholischen Teil Bayerns. Damals ging es vor allem um die Erklärung und das Auswendiglernen von Glaubensinhalten, es war teilweise sehr übel.
Ich bin kein Kirchenfreund und auch kein CSU-Anhänger. Die drei Stunden Religionsunterricht sind jedoch gerade heute emminent wichtig, da sie, wie ich es in vielen Unterrichtsbesuchen gesehen habe, in erster Linie Werte- und Sozialerziehung sind. Und dieser wichtige pädagogische Bereich ist in Zeiten, in denen die AfD ihr menschenverachtendes Unwesen treibt, von grundlegender Bedeutung.

Bla
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Dann kann man Werteerziehung, Soziale Teilhabe/Sozialerziehung oder Ethik usw. anbieten.
Es geht bei CSU doch explizit um Religion. Umsonst ist das C nicht im Parteinamen.
Es geht auch nicht um eine sinnvolle Begründung…
Musikvereine haben es wohl immer schwerer. Musikförderung vom Elternhaus wird weniger.
Werken – es wurde vor kurzem erst geschrieben und darauf verwiesen (Politisch), dass mehr Praxisbezug wichtig wäre. Der Handwerkssektor gebraucht wird. Ja, man ihn auch wertschätzen sollte. Dazu Motorik usw. Und dann will man Werkstunden streichen? Clevere Idee. Die Basics im Motorikbereich lassen auch so sehr zu wünschen übrig.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Bitte um Entschuldigung für den Tippfehler:
Es muss eminent heißen (Zeile 18).

Lehramtsaussteiger
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Konfessioneller Religionsunterricht geht zurück auf ein Reichskonkordat und gibt’s in kaum einem anderen Land. So „emminent wichtig“ kanns nicht sein.

lehrer002
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Na und? Die Werteerziehung kann der Englischunterricht mindestens ebenso gut leisten. Förderung interkultureller Kompetenz, globales Lernen, Kulturreflexives Lernen usw. Nicht umsonst wird das Fach in den meisten Bundesländern bis zu 3 Stunden pro Woche erteilt und Religion maximal zweistündig. Ein Fach, bei dem nicht mal alle mitmachen, kann man sich in der Schule sparen.

Baldpensionär
1 Monat zuvor

Hurra, wir haben Zauberer in München. Zwei Stunden mehr Deutsch und Mathe in Klasse 1 und 4. Dafür wird der Rahmenstundenplan sogar noch gekürzt ( in Klasse 1 von 24 auf 23 und in Klasse 4 von 29 auf 28 Wochenstunden). Endlich ist es offiziell wir arbeiten im Zirkus. Vielleicht wird David Copperfield als Berater eingestellt, !! Würg! ( Sorry dafür).
Die Schulleitungen werden dafür noch mehr zaubern müssen, weil ja WG Lehrkräfte gleichzeitig Musik und Englisch geben müssen im ( ZITAT) EPOCHALEN UNTERRICHT.

K.Ritisch
1 Monat zuvor

Über die Teilnahme der Kinder am Religionsunterricht bestimmen
die Eltern. Kinder, die nicht daran teilnehmen, müssen irgendwie beaufsichtigt
werden. Ursprünglich war dafür der Ethikunterricht vorgesehen, weil Kinder ohne
Religion ja angeblich ein Defizit haben. Das größere Defizit wäre allerdings,
wenn ihnen Kunst, Musik, Werken oder Englischunterricht vorenthalten würde zugunsten
von Glaubenslehren, die weder Evidenz noch Relevanz aufweisen. Könnten nicht die
Schulen darüber nachdenken, diese Fächer als „Ersatzunterricht“ anzubieten?
Oder steht das Bayerische Schulgesetz dagegen?

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  K.Ritisch

Malen, singen und basteln kann man auch im Religionsunterricht. Englisch in der Grundschule ist m.E. nicht zielführend und sollte den weiterführenden Schulen überlassen werden.
Und wenn sie sich mit den Inhalten des Religionsunterricht auseinandersetzen würden, dann würden sie die Bedeutung für das Zusammenleben in der Gesellschaft verstehen.

Marie
1 Monat zuvor
Antwortet  uesdW

Super. Musikunterricht besteht also nur aus Singen. Genau so mag ich die Wertschätzung für mein Fach. Nebenbei: auch Kunst ist nicht nur malen und basteln (wobei ja einige SEKII-Kollegen meinen, der Unterricht in der GS bestünde quasi aus nichts anderem).

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  Marie

Hallo, ja wir spechen von der Grundschule. Und wenn ich ganzheitlichen Unterricht mache, kann ich sicherlich Komponenten des anderen Bereichs einbauen.

Marie
1 Monat zuvor
Antwortet  uesdW

Na, dann mache ich halt Musikunterricht und baue ein bisschen Reli ein. Wir können ja ein Lied singen, in dem das Wort „Himmel“ vorkommt.

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  Marie

Sie finden bestimmt gute Lieder mit religösen Hintergrund die über den Himmel hinausgehn.
Dann können sie das ganze kombinieren. Macht halt das beste daraus und hört auf, die Unterrichte grgeneinader auszuspielen.

lehrer002
1 Monat zuvor
Antwortet  uesdW

Die Fehleinschätzung zum Musikunterricht wurde ja bereits korrigiert.

Hierzu noch kurz:
„Englisch in der Grundschule ist m.E. nicht zielführend und sollte den weiterführenden Schulen überlassen werden.“

Das ist wissenschaftlich belegbar falsch!
Vgl. Porsch et al., 2023, Böttger, 2010 etc.

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  lehrer002

Dann hat halt die Wissenschaft in meinem Bekanntenkreis versagt.

wine
1 Monat zuvor
Antwortet  uesdW

Glatte LÜGE !!! Denn das malen ( Kunst ), wie das singen IST ZWANGSWEISE auf diee RELIGION ABGESTIMMT !!! Und wer überlegt, was Werken wirklich ist, sollte darüber nachdenken – wie NUTZLOS RELIGION IST, welche im Kindesalter schon regelrecht AUFGEDRÄNGT wird !!! Zumal die Bibel GAR NICHT BENUTZT wird – sondern die eigenen aufgestellten Ideologien der Religion, welche dann mit selbst ausgewählten Bibelpassen verwässert ( verpanscht/ verdreht ) dargestellt werden. Denn, wer die GEBOTE des Wortes Gottes, der Bibel kennt ( nicht ausgewählte Gebote der Religionen ) erkennt sogar, dass, wer Weihnachten feiert, in Wirklichkeit den SATAN ANBETET !!!

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  wine

Uiuiui, dann haben wir ja viele Satanisten in Deutschland.
Jetzt wirds gruselig.

wine
1 Monat zuvor
Antwortet  K.Ritisch

Da gebe ich Ihnen Recht !!! Vielmehr sollte dieser ZWANGSUNTERRICHT RELIGION ABGESCHAFFT werden, denn Religion IST PRIVATSACHE ! Zumal jene Religionen ihre eigenen aufgestellten IDEOLOGIEN den Menschen vermitteln ( lehren ), statt die Wahrheit aus Gottes Wort, der Bibel !!!

Schotti
1 Monat zuvor

Ich sehe da jetzt keinen Skandal. Der RU war für mich als Klassenlehrer immer der Unterricht, in dem ich die meiste Orga erledigt habe und die größten Probleme innerhalb der Klasse lösen konnte. Hinzu kamen unheimlich viele erzieherische Aspekte. Außerdem ist RU ein Grundrecht und damit sollte man vorsichtig umgehen.

Biene
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Stimmt, und in Bayern auch noch gesetzlich festgelegt (BayEuG Art. 1 Satz 3), also wird sich der Ministerpräsident nicht die Finger an dem Gesetz verbrennen. Allerdings dürften so gesehen weder Kunst noch Musik oder Werken gestrichen werden.
Naja, verstehe einer Politik…..

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Es sind nicht alle Religionslehrer so eingestellt.

Lisa
1 Monat zuvor

Und die Kinder, die am meisten Förderung in DaZ brauchen, gehen oft ja auch nicht in den christlichen Religionsunterricht. Dafür wird ihnen das weggenommen, was noch am ehesten ohne Sprache funktioniert und sie integriert: Malen und Werkeln. Gut durchdacht, Herr Söder.

Lehramtsaussteiger
1 Monat zuvor

Wie clever von der CSU. Damit kann sie mal eben den drastischen Mangel an Fachlehrern für Werken und Kunst kaschieren und das noch als notwendige Reform verkaufen. Dass der völlig anachronistische, konfessionelle Religionsunterricht unangetastet bleibt, ist zugleich ein Zugeständnis an das Bierzeltklientel.

Teacher Andi
1 Monat zuvor

Gleich wieder ein allseits beliebtes Klischee bedient. Schön, wenn man das immer wieder unterbringen kann, auch wenn es nicht gerade zum Thema passt.

lehrer002
1 Monat zuvor

„Sie respektiere dies und sehe dies auch nicht als Niederlage, sagte Stolz nun“

Eine solche ist es aber! Ihr Ansehen ist mit diesem Einknicken bei Tausenden Grundschullehrkräften deutschlandweit und vor allem in Bayern massiv gesunken.

Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor

Was würde wohl Gott dazu sagen? Ob sie einverstanden wäre?

Pober
1 Monat zuvor

Religion ist als Fach durchaus wichtig, sollte allerdings konfessionsunspezifisch und aufgeklärt erfolgen. Dies schließt eine Auseinandersetzung mit allen bedeutenden Religionen in D ein, insbesondere auch des Islam durch aufgeklärte studierte Theologen. Ansonsten überlässt man das Feld der kritischen Auseinandersetzung mit Religion den Kirchen, was eher zu mehr denn weniger religiös bedingten Konflikten führt.

Jola
1 Monat zuvor

Wenn wir unsere Religion aufgeben, dann geben wir Werte wie Freiheit auf und andere Religionen werden stärker und mächtiger.Wir machen uns immer Schwächer. Alle Feiertage sind Herkunft der Kirche. Nachden schreien alle, da es eine Ruhezeit ist ,also langes Wochenenden Weg. Genauso wie Weihnachten etc. . Bin gespannt wenn wir nicht mehr Glauben und diese Wegfallen, wie dann alle Glauben!

Teacher Andi
1 Monat zuvor
Antwortet  Jola

Es geht lediglich darum, Religion als Fach in der Schule zu manifestieren. Keiner muss deswegen Religion aufgeben. Es ist vielleicht mal an den Kirchen, hier attraktive und jugendgerechte Angebote zu machen. Ein Werteunterricht in den Schulen wäre für das Zusammenwirken der verschiedenen Konfessionen wesentlich zielführender.

Christine
1 Monat zuvor

Na super immer weiter mit der Verdummung unserer Schüler , Hauptsache der Koranunterricht wird gefördert.

Malinda Elian
1 Monat zuvor

Ich finde, der Religionsunterricht gehört um eine Std reduziert und in Ethik umgewandelt. Eine Aufteilung ist heute nicht mehr zeitgemäß. Dazu sollte der Religionsunterricht nicht politisch missbraucht werden, um zb wie Söder gesagt hat Demokratie beizubringen. Was heißt das? Nur was unsere Regierung sagt ist richtig oder wie? Das gehört nicht hierhin.Das nennt man Gehirnwäsche und hat mit freier Meinungsbildung nichts zu tun. Neutralität ist ein Muss für Lehrer, auch wenn andere anderer Meinung sind. Richtig ist ein Kennenlernen fremder Religionen, was bestimmt spannend ist, dazu auch ein wenig die Hintergründe zur Kultur.