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“Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen”: Beauftragte und Geschichtslehrer fordern mehr Unterricht zur DDR

ERKNER. Was wissen junge Menschen von der DDR? 35 Jahre nach dem Mauerfall richten Aufarbeitungsbeauftragte und der Verband der Geschichtslehrer einen Appell an die Kultusminister: Die DDR-Vergangenheit darf im Unterricht nicht zu kurz kommen. Tut sie aber offenbar.

Fernsehturm und Ampelmännchen: DDR-Relikte in Berlin. Foto: Shutterstock / Electric Egg

Die ostdeutschen Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur fordern eine stärkere Auseinandersetzung in den Schulen mit der DDR-Vergangenheit. Mit einer Resolution, die im brandenburgischen Erkner am Wochenende unterzeichnet wurde, appellierten sie an die Kultusminister, sich dafür einzusetzen.

Junge Menschen in ganz Deutschland wüssten immer weniger über die Zeit der DDR und die SED-Diktatur, beklagten die Aufarbeitungsbeauftragten. «Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen nehmen zu.» In der Schule komme die Vermittlung der DDR-Vergangenheit zu kurz. Der Mauerfall jährt sich am 9. November 2024 zum 35. Mal.

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Zugleich gebe es bei der jungen Generation durchaus Interesse an der Sowjetischen Besatzungszone, der DDR und der SED-Diktatur, heißt es in der Resolution mit dem Titel «Mehr DDR-Vergangenheit vermitteln, mehr Diktaturgeschichte erklären». Daher brauche es «Zeit für Vermittlung, ansprechende Formate und personelle Kapazitäten», heißt es in dem Papier. Entsprechende Informationen stelle die Bildungslandschaft «derzeit nicht zufriedenstellend zur Verfügung», monierten die Beauftragten. Obwohl die Zeit der DDR noch immer gesellschaftliche Strukturen, Menschen und ihre Erfahrungen präge, komme diese Epoche in den Schulen zu kurz. Auch an Universitäten nehme die Zahl der Lehrveranstaltungen dazu ab.

Die Resolution wurde von Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragten Maria Nooke an die Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz, Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), übergeben. Das Papier wird unterstützt von der SED-Opferbeauftragten beim Deutschen Bundestag, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur – und  dem Verband der Geschichtslehrer.

Konkret forderten die Beauftragten eine Überarbeitung von Rahmenlehrplänen, entsprechende Schulprojekttage, den Ausbau der Arbeit von Gedenkstätten, mehr Angebote in der Lehrerausbildung und die Einrichtung von Lehrstühlen zum Thema an den Hochschulen. Die Geschichte der DDR und der deutschen Teilung müsse prüfungsrelevant im Schulunterricht verankert werden, fordern die Aufarbeitungsbeauftragten. Zudem sollten Besuche von Gedenkstätten gefördert werden. An den Universitäten sollten Lehrstühle zur Zeitgeschichte mit dem Schwerpunkt DDR-Vergangenheit eingerichtet und mehr Seminare dazu angeboten werden, heißt es in der Resolution.

Auf dem wechselnd in einem der ostdeutschen Bundesländer und Berlin stattfindenden Kongress stand das Thema Jugend in der kommunistischen Diktatur im Mittelpunkt. Der Bundeskongress fragte, wie die Diktatur das Leben Jugendlicher beeinflusst hat, fragte nach Anpassung und Rebellion und nach den langfristigen Folgen der Diktaturerfahrung. Es ging um die Auswirkungen von Unterordnung, Leid und Unterdrückung ebenso wie um Opposition und Resilienz.

Für Opfer der SED-Diktatur soll 35 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR ein bundesweiter Härtefallfonds gegründet werden. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) legte einen Gesetzentwurf dazu vor. Opferrenten für frühere DDR-Häftlinge und beruflich Verfolgte sollen zudem wie die übrigen Renten einmal jährlich zum 1. Juli steigen. Opfer von Zwangsaussiedlungen können einmalig 1500 Euro Entschädigung bekommen. Die Zahl in der DDR politisch inhaftierter Personen wird auf rund 200.000 geschätzt.

An der Höhe der Einmalzahlung gibt es bereits Kritik. Zudem müsse es leichter werden, Gesundheitsschäden durch Verfolgung anerkennen zu lassen, durch eine sogenannte Beweislastumkehr zugunsten der Betroffenen, forderten die Aufarbeitungsbeauftragten der ostdeutschen Länder und weitere Einrichtungen bei ihrem Bundeskongress am Wochenende. News4teachers / mit Material der dpa

Ostbeauftragter: DDR-Geschichte kommt im Unterricht zu kurz (und wird falsch vermittelt)

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