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Ist die Schulverwaltung mit der Anwerbung von Lehrkräften überfordert?

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MAGDEBURG. Unterrichtsausfall gehört für viele Schülerinnen und Schüler zum Alltag, auch in Sachsen-Anhalt. Das Land hat – wie andere Bundesländer auch – erhebliche Probleme, Lehrkräfte zu finden. Was lässt sich tun? Ein Bildungsforum, dem 15 Parteien und Verände angehören, macht Vorschläge.

Menschen sollen mit Menschen reden – meint die GEW. Foto: Shutterstock

Mehr Energie in die Lehrkräftegewinnung stecken, bessere Bedingungen für Seiteneinsteiger schaffen und Schulsozialarbeit stärken: Ein Bildungsforum aus etwa zwei Dutzend Organisationen und Institutionen hat Vorschläge für die Zukunft des Schulsystems in Sachsen-Anhalt vorgelegt. Zu den 35 Vorschlägen gehört etwa eine Lehrkräfteagentur für die Rekrutierung von Pädagoginnen und Pädagogen, wie Vertreter des Forums am Donnerstag in Magdeburg erklärten.

Diese Landesagentur mit zusätzlichem Personal im Landesschulamt solle unabhängig vom Online-Bewerbungsportal neue Lehrkräfte anwerben und unmittelbar in den Schuldienst einstellen. Es gehe darum, dass Menschen mit Menschen reden, hieß es.

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Eva Gerth, die Landesvorsitzende der beteiligten Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagte, es müssten mehr Lehrkräfte im Land ausgebildet werden, insbesondere an der Universität Magdeburg. Es seien noch immer nicht alle Hindernisse beseitigt. Es sollte etwa mehr Möglichkeiten geben für Lehrkräfte oder Seiteneinsteiger mit einem Fach. Seiteneinsteiger sollten enger begleitet werden und zumindest am Anfang weniger unterrichten müssen. Die Headhunting-Agentur, die Lehrkräfte im Ausland für Sachsen-Anhalt sucht, sieht Gerth am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen.

Der Landeselternratsvorsitzende Matthias Rose wies auf den sehr hohen Unterrichtsausfall an den Schulen hin, aber auch auf soziale Komponenten. Die Schulsozialarbeit stelle eine wichtige Komponente an den Schulen dar. «Wir brauchen eine Ausweitung.» Kontinuität sei nötig, damit Schülerinnen und Schüler Vertrauen fassten zu den Schulsozialarbeitern. Um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, solle das Land die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen schaffen, damit freie Bildungsträger eingesetzt werden können. Auch Bildungsangebote aus der Wirtschaft könnten die Probleme reduzieren, so Rose zu den Vorschlägen des Bildungsforums.

Der bildungspolitische Sprecher der Linken-Landtagsfraktion, Thomas Lippmann, erklärte, man sei weit davon entfernt, aus dem Sumpf der geringen Unterrichtsversorgung herauszukommen. Er betonte die Notwendigkeit, mehr ältere Lehrkräfte an den Schulen zu halten. Dafür müsse ihnen etwa der Weg eröffnet werden, weniger Stunden zu unterrichten. Das Bildungsforum habe sich mit der Finanzierung der Maßnahmen keine Gedanken gemacht. Die Empfehlungen des Bildungsforums sind dem Ministerpräsidenten weitergeleitet worden.

Das Bildungsforum war gestartet worden im Anschluss an einen Schulgipfel von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) im Januar 2023. Die Ergebnisse hatten dem Bündnis «Den Mangel beenden! – Unseren Kindern Zukunft geben!» nicht gereicht, zudem wurde eine mangelnde Diskussion beklagt. Viele Vorschläge hätten in der Staatskanzlei kein Gehör gefunden. Zu den verkündeten Maßnahmen zählte damals unter anderem die verpflichtende Vorgriffsstunde. Mit ihr stehen Lehrkräfte eine Stunde pro Woche länger vor der Klasse – das entspricht dem Bildungsministerium zufolge dem Volumen von 500 Vollzeitlehrkräften.

Im Bildungsforum sollte in einem offenen Prozess geklärt werden, welche Vorschläge eine breite gesellschaftliche Zustimmung finden. Zu den Unterzeichnern des Memorandums gehören etwa die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die GEW, der Grundschulverband, die IHK Halle-Dessau, Landesschülerrat und Landeselternrat sowie Linke und Grüne, die in der Opposition sind.

Hier geht es zum vollständigen Memorandum.

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