PIRNA. Sie sind erst zwischen neun und elf Jahre alt und doch stehen die vier Grundschulkinder unter Verdacht, verfassungswidrige Symbole gelegt zu haben. Der Tatort: der Hort einer Grundschule in Pirna. Das berichtet „Spiegel Online“ mit Bezug auf die Sächsische Zeitung. Es soll nicht der erste rechtsextremistische Vorfall in der Einrichtung gewesen sein.
Im Awo-Hort der Grundschule Am Friedenspark in Pirna soll es passiert sein: Vier Grundschulkinder sollen Hakenkreuze aus Bausteinen und Kieseln gelegt haben. Wie „Spiegel Online“ auf Verweis auf die „Sächsische Zeitung“ berichtet, ereignete sich der Vorfall bereits Anfang Juli – und es soll nicht der erste gewesen sein. Demnach sei der Grundschulhort schon zuvor aufgefallen, weil Kinder den Hitlergruß gezeigt und – wie die Schüler:innen des schleswig-holsteinischen Elite-Internats Louisenlund (News4teachers berichtete) – rassistische Parolen zum Lied „L’amour toujours“ von DJ D’Agostino gesungen haben.
Die Awo Kinder- und Jugendhilfe hat die Vorfälle dem Bericht zufolge gegenüber der „Sächsischen Zeitung“ bestätigt. Ungeklärt sei bislang allerdings, wie die Kinder mit den Symbolen und dem rassistischen Songtext in Berührung gekommen seien, ob über Nachrichten, soziale Medien oder das persönliche Umfeld. Der Wohlfahrtsverband betont, in ihren Einrichtungen keine nationalsozialistischen, menschenverachtenden und rechtsextremen Texte, Zeichen und Symbole zu dulden. Die pädagogischen Fachkräfte haben laut Beitrag mit den Kindern der betroffenen Klassenstufen über die Ereignisse gesprochen.
Nach Angaben von Spiegel Online ermittelt die Polizei nun wegen des Gebrauchs von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Da die Kinder jedoch strafunmündig sind, liege die Entscheidung über den weiteren Verlauf des Verfahrens bei der Staatsanwaltschaft.
Forscherin warnt vor Verharmlosung
Die Schilderungen aus dem Hort erinnern an die Berichte zweier Lehrkräfte aus einer Grund- und Oberschule im brandenburgischen Spreewald. Sie hatten – zunächst anonym – in einem offenen Brief rechtsextremistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Als Beispiele hatten sie die verfassungsfeindliche Verbreitung von rechtsextremen Symbolen, Schriften, Musiktiteln und Gewalt an der Schule genannt. Schulmobiliar werde mit Hakenkreuzen beschmiert, im Unterricht werde rechtsextreme Musik gehört, in den Schulfluren demokratiefeindliche Parolen gerufen. Nach Anfeindungen aus der rechten Szene verließen sie die Schule. Ein neuer Schulleiter versucht, die Probleme in den Griff zu bekommen – was sich als schwierig erweist (News4teachers berichtete).
Mit Blick auf Vorfälle wie diese hatte jüngst die Rechtsextremismus-Forscherin Heike Radvan vor einer Verharmlosung der Taten gewarnt (News4teachers berichtete). Das verhindere ihrer Einschätzung nach eine angemessene Analyse. Laut der Professorin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) brauche es eine deutliche Benennung und Analyse des Problems und eine pädagogische Auseinandersetzung damit. Eine langfristige Arbeit an den Schulen sei nötig. News4teachers / mit Material der dpa
Mehr rechtsextreme Vorfälle an Schulen – Bildungsminister: Einmischen nötig!

