Nachdem mehrere muslimische Schüler von Mitschülern an einer Neusser Gesamtschule die strenge Einhaltung islamischer Regeln verlangt haben sollen, fordern Vertreter von Schulen, Schülern, Eltern, Polizei und Extremismus-Experten klare Richtlinien vom Land NRW für den Umgang mit solchen Vorfällen. Das geht aus einem Bericht zum Runden Tisch «Extremistische Agitation» hervor, der heute im Schulausschuss in Neuss vorgelegt wird.
Im vergangenen Jahr sollen muslimische Schüler an der Schule in Neuss versucht haben, Regeln entsprechend der islamischen Scharia durchzusetzen. In einem «schleichenden Prozess» hätten die drei Oberstufenschüler versucht, andere auf subtile Art und Weise zu manipulieren, um etwa Geschlechtertrennung herzustellen, berichtete Anfang dieses Jahres ein Referent für Krisenmanagement des Schulministeriums im Fachausschuss des Landtags (News4teachers berichtete).
Die Schüler hätten sich an Lehrer gewandt und ihr Interesse an einer strengeren Auslegung des Islams bekundet. Dabei seien auch staatskritische Äußerungen gefallen. Die Schulleitung habe die Polizei und Schulsozialarbeiter eingeschaltet und Kontakt zum NRW-Präventionsprogramm «Wegweiser» gegen islamistische Radikalisierung geknüpft. Nach den Vorfällen hatte die Politik im Februar beschlossen, einen Runden Tisch einzurichten, um Erfahrungen auszutauschen und über künftige Präventionsmaßnahmen zu beraten.
„Wir erkennen aktuell einen deutlichen Trend unter den muslimischen Schülern, sich stärker religiös zu verhalten“
Nach dem ersten Treffen äußerten Teilnehmer dem nun vorgelegten Bericht zufolge den Wunsch nach klaren, einheitlichen Regeln etwa bezogen auf Gebetsräume. Gerade Anfragen nach Gebetsräumen würden häufiger und auch lauter, hieß es. Zu dem gesamten Thema fehlten in NRW klare Aussagen und Haltungen, an denen sich Schulen orientieren könnten. Die Vertreter verwiesen auf Schleswig-Holstein, wo es unter anderem Fragen und Antworten sowie Handlungsleitlinien für Schulleitungen und Lehrkräfte gebe, um mit besonderem Verhalten von Schülern im Hinblick auf Religion und Islamismus umzugehen.
Bezüglich Maßnahmen zur Prävention und Unterstützung der Schulen einigte sich der Runde Tisch darauf, dass das Präventionsprojekt «Wegweiser» künftig auch Lehrer schulen soll. Außerdem soll Schulen Informationsmaterial für die Präventions- und Aufklärungsarbeit zur Verfügung gestellt werden. Perspektivisch soll es einen kreisweiten Fachtag zum Thema über das regionale Bildungsnetzwerk des Rhein-Kreises Neuss geben, da die Thematik nicht nur Neusser Schulen betreffe. Denn Fälle wie an der Neusser Schule seien zwar Einzelfälle, die allerdings vielerorts aufgetreten seien, hieß es.
Tatsächlich hatte Klaus Köther, stellvertretender VBE-Vorsitzender in NRW, im Januar erklärt: „Wir erkennen aktuell einen deutlichen Trend unter den muslimischen Schülern, sich stärker religiös zu verhalten – auch was die Einhaltung religiöser Rituale und die Auslegung des Korans betrifft. Gerade aus gemäßigteren und liberalen muslimischen Familien werden die Kinder plötzlich konservativer.“
Dieses Verhalten werde sichtbar durch das Tragen von Gebetsgewändern und äußere sich in Diskussionen in den Schulen und in Forderungen nach Gebetsräumen. „Da setzen sich Schüler in Fragen des Kopftuch-Tragens und der Fastenregel gegenseitig unter Druck. Letztlich geht es dabei auch um die Frage: Wer ist der bessere Moslem?“, erklärte der Lehrervertreter. News4teachers / mit Material der dpa
Medien-Hysterie um vermeintliche “Scharia-Polizei” an Schule – Schulministerium: Überzogen
