Website-Icon News4teachers

Umfrage: Mehrheit hält Forschung für korrumpiert und glaubt deren Ergebnissen nicht

BERLIN. Geldgeber aus Politik und Wirtschaft sorgen aus Sicht vieler Bundesbürger dafür, dass Wissenschaftler nicht frei und unabhängig arbeiten. Das schon im vergangenen Jahr nur schwach ausgeprägte Vertrauen ist nochmals eingebrochen. Auch der Berichterstattung über Forschungsergebnisse wird von vielen nicht geglaubt.

Gesteuert von dunklen Mächten? Illustration: Shutterstock

Eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland glaubt einer Umfrage zufolge, dass Forscherinnen und Forscher von Geldgebern beeinflusst werden. Das geht aus dem Wissenschaftsbarometer 2024 der Initiative Wissenschaft im Dialog hervor. Dafür befragte das Institut Verian im Juli rund 1.000 deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren. Die Ergebnisse sind den Angaben zufolge repräsentativ.

Eine deutliche Mehrheit der Befragten (61 Prozent) glaubt demnach, dass Geldgeber aus der Wirtschaft Forscherinnen und Forschern vorschreibt, welche Ergebnisse sie veröffentlichen dürfen. Für Geldgeber aus der Politik sind 55 Prozent der Befragten dieser Meinung. 69 Prozent der Befragten halten es zudem für eher oder sehr wahrscheinlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschung angegriffen werden, etwa im Internet.

Anzeige

«Der Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft wird von vielen in der Bevölkerung als maßgeblicher Faktor wahrgenommen, der eine freie Forschung und die öffentliche Kommunikation über Forschungsergebnisse in Deutschland beeinträchtigt», sagte Benedikt Fecher, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog. «Will die Wissenschaft diesem Eindruck entgegenwirken, braucht es eine Wissenschaftskommunikation, die transparent macht, wie Ergebnisse zustande kommen und unter welchen Rahmenbedingungen.»

60 Prozent glauben an Verzerrungen durch Journalisten

Laut der Umfrage bemängeln viele Menschen auch die Medien sowie die Hochschulen selbst: 60 Prozent halten es für eher oder sehr wahrscheinlich, dass Journalisten Forschungsergebnisse verzerrt wiedergeben. 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Hochschulen und andere wissenschaftliche Einrichtungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorschreiben, was sie kommunizieren dürfen.

Insgesamt stimmen 62 Prozent der Menschen der Aussage zu, dass Forscherinnen und Forscher aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von Geldgebern nicht vertrauenswürdig sind. Im Vorjahr lag der Wert bei 54 Prozent. Etwas weniger als die Hälfte – 45 Prozent – der Menschen in Deutschland meint, dass es hierzulande eher gut oder sehr gut um die Wissenschaftsfreiheit steht. Ein fast ebenso großer Anteil (39 Prozent) hält die Wissenschaftsfreiheit für teilweise gegeben.

Das Wissenschaftsbarometer wird von der Carl-Zeiss-Stiftung, der Klaus Tschira Stiftung und der Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt und gefördert. News4teachers / mit Material der dpa

Forschungsfeindlichkeit: Wenn die Wut gegen Wissenschaftler sich im Netz Bahn bricht

Die mobile Version verlassen