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Was in der Migrationsdebatte schiefläuft, lässt sich anhand der Bildung zeigen

DÜSSELDORF. An der Bildung lässt sich aufzeigen, was in der Migrationsdebatte in Deutschland krass schief läuft – seit langem. Ein Kommentar von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.

“Die Schulen werden mit den Herausforderungen allein gelassen”: News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek

In dieser Woche ist eine Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) erschienen, in der die Länder gemahnt werden, Deutschförderung für Migrantenkinder zu systematisieren (News4teachers berichtete). Gefordert wird unter anderem ein „Maßnahmepaket zur sprachlichen Bildung zentral (zu) entwickeln, das von den Schulen adaptiert und umgesetzt wird“. In der Praxis herrscht nämlich ein wildes Durcheinander. So heißt es in der Stellungnahme: „Von flächendeckenden Beschulungskonzepten kann kaum ausgegangen werden.“

Heißt: Manchmal gibt es sogenannte Willkommensklassen – manchmal aber auch nicht. Dann werden Kinder ohne Deutschkenntnisse einfach so in die Klassenzimmer geschoben. Mitunter gibt es dann begleitende Sprachförderung. Oft aber auch nicht.

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Fünf bis sieben Jahre brauchen Kinder, so stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nüchtern fest, um Deutsch wirklich zu beherrschen – Unterstützung vorausgesetzt. Dass Kinder vor der Einschulung und begleitend über die ersten Jahre Deutsch lernen können, ist aber mehr Ausnahme als die Regel. Und da wundert sich irgendjemand über die jüngsten PISA-Ergebnisse, die Migrantenkindern mal wieder ein signifikant schlechteres Leistungsniveau attestieren?

Halten wir mal fest: Deutschland ist seit mindestens 50 Jahren Einwanderungsland. Noch immer aber fehlt Deutschland die Infrastruktur, um systematisch in der Bildung Integration zu ermöglichen – wie es erfolgreiche Einwanderungsländer (Kanada zum Beispiel) vormachen.

“Deutschland schneidet seit Jahrzehnten schlecht dabei ab, Migrantenkinder zu Schulerfolgen zu führen, wie PISA immer wieder aufzeigt”

Das hat auch mit den Lebenslügen der Konservativen zu tun. Noch 2006 behauptete der damalige Bundesinnenminister und zeitweilige CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble: „Deutschland ist kein Einwanderungsland.“ Die Folgen solcher Realitätsleugnung sind bis heute spürbar: Die Schulen werden mit der Herausforderung allein gelassen.

Deutschland schneidet deshalb seit Jahrzehnten schlecht dabei ab, Migrantenkinder zu Schulerfolgen zu führen, wie PISA immer wieder aufzeigt. Dabei leidet unser Land unter einem akuten wohlstandsbedrohenden Fachkräftemangel, der sich in den nächsten Jahren noch drastisch auswachsen wird.

Dass Deutschland seinen Wohlstand dem Export verdankt, also dem Handel mit „Ausländern“, sei hier am Rande erwähnt. Fremdenfeindlichkeit ist also existenzgefährdend.

Doch statt daran zu gehen, die Rahmenbedingungen für gelingende Zuwanderung in der Breite zu schaffen – insbesondere eben in der Bildung –, schimpfen CDU und CSU lieber über die Menschen, die nach Deutschland kommen. So lassen sich eigene Versäumnisse leicht verschleiern. Leider das übliche Muster hierzulande. News4teachers

Deutschland hat ein Rassismus-Problem (auch in den Schulen) – und das nicht erst seit gestern. Ein Kommentar

 

 

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