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„Abiturprüfungen werden erneut zu extremer Belastung führen!“ GEW lässt Aufwand für Lehrkräfte erheben (fordert aber schon Entlastungen)

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WIESBADEN. Gestern haben die schriftlichen Abiturprüfungen in Hessen begonnen. Die Korrektur muss parallel zum laufenden Unterricht erfolgen – hierdurch wird sich die Arbeitszeit von vielen Lehrkräften auf ein kaum vertretbares Ausmaß erhöhen. Das meint jedenfalls die GEW. Sie möchte den Aufwand einmal mehr durch eine Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen erheben. Der Kultusminister zeigt sich weniger interessiert.

Die Belastung durch die Korrektur der Prüfungen ist enorm. Illustration: Shutterstock

Bereits im vierten Jahr in Folge erhebt die GEW Hessen den Mehraufwand, der durch die Korrektur der Abiturprüfungen entsteht. Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW, erklärt warum: „Die Abiturprüfungen werden auch in diesem Jahr zu sehr hohen Belastungen führen, die weit über das zumutbare Maß hinausgehen. Gleichzeitig verweigert der Kultusminister die Einführung verbindlicher Korrekturtage nach dem Vorbild Niedersachsens, obwohl dies von der überwältigenden Mehrheit der Lehrkräfte gefordert wird. Mit unserer Umfrage möchten wir die enormen Belastungen, denen unsere Kolleg:innen ausgesetzt sind, sichtbar machen. Und wir werden dies weiterhin tun, bis das Kultusministerium seine ablehnende Haltung in dieser Angelegenheit ändert.“

Ergebnisse der Umfrage aus dem letzten Jahr, am der über 2.200 Lehrkräfte teilgenommen hatten (erhoben wurden dabei auch die Mehrbelastungen durch die Abschlussprüfungen für den Haupt- und Realschulabschluss sowie für verschiedene Abschlüsse an berufsbildenden Schulen): Bei Abiturprüfungen arbeitet eine vollbeschäftigte Lehrkraft während der dreiwöchigen Korrekturzeit rund 42 Stunden zusätzlich. Bei Teilzeit bis 75 Prozent des Stellenumfangs steigt diese Stundenzahl sogar leicht an auf circa 42,5 Stunden. Bei einem Stellenumfang von bis zu 50 Prozent liegt sie bei gut 32 Stunden. „Bezogen auf den Stellenumfang steigt damit die Zusatzbelastung durch die Abiturprüfung: Je geringer der Stellenumfang, desto höher ist die relative Belastung durch die Abiturprüfungen“, heißt es.

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Die Mehrbelastung durch Abschlussprüfungen an berufsbildenden Schulen, Gesamt-, Haupt- und Realschulen liegt laut GEW ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau (Vollzeit: rund 40,5 Zeitstunden). Bei Teilzeit bis zu 75 Prozent des Stellenumfangs beträgt die Zahl der zusätzlich geleisteten Stunden immer noch rund 37 Stunden beziehungsweise bei einem Stellenumfang von bis zu 50 Prozent gut 32 Stunden. Bezogen auf den Stellenumfang steige auch hier die zusätzliche Belastung durch die Abschlussprüfungen, stellt die Gewerkschaft fest.

Das Ministerium schreibt, es sei „sich der hohen Belastung der Lehrkräfte und Schulleitungen bewusst“ – aber…

„Wir haben bereits dem Minister einen Brief mit unseren Forderungen bezüglich der Entlastungen in der Korrekturzeit für dieses Jahr geschrieben und eine unbefriedigende Antwort erhalten“, so heißt es bei der GEW.

Tatsächlich hatte das Ministerium geschrieben, es sei „sich der hohen Belastung der Lehrkräfte und Schulleitungen insbesondere in den Schuljahren mit besonders kurzen Prüfungszeiträumen bewusst“. Daher seien bereits Möglichkeiten geschaffen worden, „insbesondere die am Abitur beteiligten Lehrkräfte in den herausfordernden Korrekturphasen zu entlasten“. Ein Ministerschreiben an die Schulleitungen habe darauf hingewiesen.

„So können Lehrkräfte, die als Prüferinnen und Prüfer im schriftlichen Abitur fungieren, im Rahmen der Korrekturphase vom Vertretungsunterricht sowohl während der Freistunden, die aufgrund von Abwesenheit der Kurse in der Qualifikationsphase Q4 entstehen (sog. „Statt-Stunden”), als auch vom regulärem Vertretungseinsatz sowie auf Antrag von bestimmten außerunterrichtlichen Aufgaben (z. B. Teilnahme an Konferenzen) befreit werden. Darüber hinaus können Lehrkräften durch die Schulleiterin oder den Schulleiter unter Berücksichtigung der unterrichtsorganisatorischen Situation vor Ort sowie der dienstlichen und persönlichen Verhältnisse der Lehrkräfte Korrekturtage genehmigt werden. Lehrkräfte können bei der Schulleiterin oder dem Schulleiter einen entsprechenden Antrag stellen.“

Schlussfolgerung der GEW aus dem Schreiben: „Es wird sich nichts ändern.“

Um weiter Druck zu machen, ist nun die anonymisierte Umfrage der GEW Hessen angelaufen. Sie endet am 15. Juni 2025. Dadurch soll auch der Mehraufwand erfasst werden, der durch den zweiten Prüfungstermin entsteht. Zudem bietet die GEW Hessen eine weitere Umfrage für die Lehrkräfte an, die die Abschlussprüfungen der Sekundarstufe I oder der beruflichen Schulen korrigieren. Diese Prüfungen beginnen am 12. Mai. News4teachers

Hier geht es zur Umfrage.

Hintergrund

Seit dem Abitur 2021 werden die Prüfungen in Hessen nach den Osterferien geschrieben. Das führt zu zusätzlicher Belastung für die Kolleg:innen, weil die Korrekturen nicht mehr während der unterrichtsfreien Zeit erfolgen können. Anders als beispielsweise in Niedersachsen gibt es in Hessen keine verbindlichen Korrekturtage. Lehrkräfte müssen einen Antrag auf Befreiung vom Unterricht zum Zweck der Korrektur von Abiturprüfungen stellen. Ob dieser genehmigt wird und wie viele Korrekturtage vereinbart werden, hängt von der Schulleitung ab.

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