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Bedroht: Lehrerin verlässt Schule nach rechtsextremem Angriff – kein Einzelfall

OELSNITZ. Eine Schule im Erzgebirge steht unter Schock. Nach massiven Bedrohungen durch vermummte Rechtsextreme hat eine Lehrerin in Oelsnitz ihre Schule vorzeitig verlassen. Die Polizei ermittelt, während die Schulleitung zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreift.

Aus Angst vor rechter Gewalt hat eine Lehrerin in Oelsnitz ihre Schule vorzeitig verlassen. Foto: shutterstock / Tinnakorn jorruang

Eine Lehrerin an einer Oberschule in der Kleinstadt Oelsnitz (Erzgebirge) hat ihre Schule vorzeitig verlassen, nachdem sie im Januar Opfer rechtsextremer Bedrohungen wurde. Laut einem Bericht von Zeit Online lauerten drei vermummte Personen der Lehrerin an ihrem Parkplatz auf, beleidigten sie und bedrohten ihr Leben. Zudem zeigten die Unbekannten ihr die Reichskriegsflagge, wie die Leitung der Oberschule laut dem Medienbericht mitteilte. In einem Statement der Schule spricht der Schulleiter Kay Hertel im Namen des Kollegiums von einem „feigen Angriff“.

Ursprünglich wollte die Lehrerin die Schule erst im Sommer verlassen, doch nach dem Vorfall bat sie um eine vorzeitige Versetzung. Die Polizei ermittelt nun wegen Bedrohung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

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„Wir schicken dich ins KZ!“

Die Lehrerin, die anonym bleiben möchte, äußerte sich gegenüber Zeit Online zu der Tat. An dem besagten Abend sei sie noch in der Schule gewesen, um den Unterricht vorzubereiten. Die Täter hätten unter anderem den Satz gerufen: „Wir schicken dich ins KZ!“ Sie habe daraufhin den Schulleiter angerufen, der die Polizei informierte.

Die Oberschule Oelsnitz ist seit Jahren mit rechtsextremen Vorfällen konfrontiert. Laut dem Bericht von Zeit Online wurde die betroffene Lehrerin bereits mehrfach Ziel von Anfeindungen. Schulleiter Hertel spricht außerdem von Vorfällen wie Hakenkreuz-Schmierereien in der Schule. Ihm sei bewusst, dass Rechtsextremismus in der Region ein Problem sei, so Hertel. Es gebe Elternhäuser, „die tendieren in eine rechtsradikale Richtung und geben dieses Denken an ihre Kinder weiter.“ Der Schulleiter hofft nun, dass die Täter bald gefunden werden. Sollte sich herausstellen, dass jemand aus der Schülerschaft in die Tat involviert war, „ergreifen wir die härtesten Ordnungsmaßnahmen, die uns zur Verfügung stehen“, erklärte Hertel gegenüber Zeit Online.

Bereits Präventionskonzepte etabliert

Das sächsische Kultusministerium erklärte auf Anfrage zu dem Fall, dass es in Sachsen „umfangreiche Maßnahmen in dem betreffenden Bereich“ gäbe. Ein Sprecher verwies gegenüber Zeit Online außerdem darauf, dass es Präventionskonzepte für Schulen gebe und dass man die politische Bildung in den Lehrplänen verstärkt habe.

Insgesamt ist die Zahl rechtsextremer Vorfälle an Schulen gestiegen und immer wieder berichten Medien über besonders schwerwiegende Vorfälle. In Duisburg blieben Anfang April mehrere Schulen geschlossen, nachdem anonyme Mail von einem mutmaßlich rechtsextremen Absender eingegangen waren (wir berichteten). Im März hatte an einer Berufsorientierenden Oberschule (BOS) im brandenburgischen Spremberg ein Schüler seine Lehrerin angegriffen – zuvor war die Lehrerin von dem Schüler rassistisch beleidigt worden. Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) berichtete, gibt es auch an dieser Schule seit Jahren immer wieder extreme Vorfälle mit Beleidigungen, Pöbeleien und rassistischen Aktionen.

Ein anderer extremer und bekannter Fall ist die Oberschule in der Brandenburgischen Stadt Burg, wo mehrere Lehrer*innen im Verlauf einiger Monate kapituliert und die Schule verlassen haben (wir berichteten). Als Konsequenz aus den Vorfällen beschloss der Landtag in Potsdam Anfang Januar mit einem neuen Schulgesetz, dass Brandenburger Schulen schneller als bisher auf Rechtsextremismus reagieren müssen. Zudem erhalten Schulen eigene Finanzmittel, etwa für die Ausweitung von Ganztagsangeboten oder Demokratiebildung. Die Amadeus Antonio Stiftung verglich damals die rechtsextreme Szene im Spreewald mit organisierter Kriminalität: „In Burg und der gesamten Region bis hin nach Cottbus hat sich eine bestens organisierte und hoch aggressive Szene aus Neonazis, Hooligans, organisierter Kriminalität und rechtsextremen Unternehmern etabliert.“ Und weiter hieß es in dem Statement: „Wer hier über Rechtsextremismus spricht und diesen als Problem benennt, macht sich selbst zum Ziel von Anfeindungen, Drohungen und Gewalt.“ News4teachers

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