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Lehrkräfte im Abi-Stress: Betroffene schreiben Gefährdungsanzeigen ans Ministerium – wegen zu kurzer Korrekturfristen

Hilft da mal jemand? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

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HANNOVER. Gefährdet der diesjährige Abitur-Zeitrahmen die Gesundheit der Lehrkräfte? Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, fürchten Lehrer:innen in Niedersachsen eine enorm stressige Zeit mit Folgen für ihre Gesundheit – aber auch die Korrekturen. Ihre Bedenken haben sie dem Kultusministerium per Gefährdungsanzeigen übermittelt. Zurecht?

Die Not ist groß. Illustration: Shutterstock

Gerade einmal 18 Werktage bleibt laut NDR niedersächsischen Englisch-Lehrkräften in diesem Jahr, um die schriftlichen Abiturprüfungen ihrer Schüler:innen zu kontrollieren. In diesem Zeitraum muss neben der Erstkorrektur auch die Zweitkorrektur erfolgen sowie die Fachprüfungsleitung die Arbeiten durchsehen. Das reiche nicht aus, schreibt ein Braunschweiger Gymnasium in seiner Gefährdungsanzeige – selbst mit der Möglichkeit, Korrekturtage zu erhalten. An diesen können sich Lehrkräfte vollständig den Abiturprüfungen widmen, ohne ihrer eigentlichen Unterrichtsverpflichtung nachkommen zu müssen. Trotzdem bestehe die Gefahr, die Arbeitszeitbegrenzung zu überschreiten. Hinzu kommt, so mahnt das Gymnasium: Die kurzen Fristen gefährdeten auch die Qualität der Korrektur.

GEW erhebt Mehraufwand

Die Lehrkräfte in Niedersachsen sind mit ihren Sorgen nicht allein. „Die Abiturprüfungen werden auch in diesem Jahr zu sehr hohen Belastungen führen, die weit über das zumutbare Maß hinausgehen“, warnte zuletzt Thilo Hartmann, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hessen. Auf diese „enormen Belastungen“ weist die GEW Hessen bereits seit vier Jahren hin (News4teachers berichtete). Dafür erhebt die Gewerkschaft im Zuge einer Umfrage unter Lehrkräften jedes Jahr den Mehraufwand, der durch die Korrektur von Abschlussprüfungen entsteht. Dabei erfasst die Umfrage neben der Belastung durch das Abitur auch den Mehraufwand, den Abschlussprüfungen für den Haupt- und Realschulabschluss sowie für verschiedene Abschlüsse an berufsbildenden Schulen verursachen.

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Im vergangenen Jahr beteiligten sich über 2.200 Lehrer:innen an der GEW-Befragung. Demnach arbeitet eine vollbeschäftigte Lehrkraft, die Abiturprüfungen kontrollieren muss, während einer dreiwöchigen Korrekturzeit zusätzlich rund 42 Stunden. Rund 42,5 Stunden sind es bei Teilzeitlehrkräften mit einer maximal 75 Prozent-Stelle. Bei einem Stellenumfang von bis zu 50 Prozent liegt die zusätzliche Arbeitszeit bei gut 32 Stunden. „Bezogen auf den Stellenumfang steigt damit die Zusatzbelastung durch die Abiturprüfung: Je geringer der Stellenumfang, desto höher ist die relative Belastung durch die Abiturprüfungen“, resümiert die Gewerkschaft.

Forderung nach verbindlichen Korrekturtagen

Der Forderung der GEW nach mehr Entlastung der Lehrkräfte während der Korrekturzeit begegnete das hessische Bildungsministerium nüchtern: Es verwies auf bereits bestehende Optionen, die Belastung der betroffenen Lehrer:innen zu verringen. Demnach können Schulleitungen Lehrkräfte, die im schriftlichen Abitur die Aufgabe von Prüfer:innen übernehmen, im Rahmen der Korrekturphase

Der Bildungsgewerkschaft GEW ist das nicht genug. Sie fordert verbindliche Korrekturtage „nach dem Vorbild Niedersachsens“. Allerdings – so lassen die aktuellen Gefährdungsanzeigen vermuten – viel besser läuft es dort in diesem Jahr auch nicht. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert (Auszug):

„Hoher Arbeitsaufwand – extremer Stresslevel“: Warum Abiturientinnen und Abiturienten nicht Lehrkraft werden wollen

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