HANNOVER. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen hat sich dafür ausgesprochen, Kinder schon in den Schulen für geschlechtergerechte Sprache zu sensibilisieren. «Sprache beeinflusst das Bewusstsein. Darum ist es gut, wenn geschlechtergerechte Sprache schon vom Kindesalter an vermittelt wird», sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth dem Radiosender ffn in Hannover – mit Blick auf die seit Kurzem dort geltende Sprachvorschrift für die Verwaltung.
Es sei gut, so Pooth, wenn Lehrerinnen und Lehrer gendergerechte Sprache verwendeten. Dominiere sprachlich das männliche Geschlecht, lege dies eine vermeintliche Überlegenheit nahe. Außerdem falle dabei völlig unter den Tisch, dass es eben nicht nur männlich und weiblich gebe, sondern auch das dritte Geschlecht.
Die Stadt Hannover hatte mit einer neuen Empfehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache öffentlich eine breite Debatte losgetreten. Wenn möglich, sollten Formulierungen wie «Redepult» statt «Rednerpult» oder «Teilnahmeliste» statt «Teilnehmerliste» verwendet werden, heißt es in einer neuen Broschüre. Gibt es keine Alternative, wird der Genderstern empfohlen – zum Beispiel der*die Ingenieur*in.
“Vielzahl geschlechtlicher Identitäten”
Die neue “Empfehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache” der Stadt Hannover trägt nach eigenen Angaben der Vielzahl geschlechtlicher Identitäten Rechnung – und geht damit weiter als der bisherige Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen Formulierungen. Außerdem entspreche sie der neuen Gesetzgebung, nach der zum Beispiel seit dem 1. Januar das dritte Geschlecht im Personenstandsregister geführt werde. „Vielfalt ist unsere Stärke – diesen Grundgedanken des städtischen Leitbilds auch in unserer Verwaltungssprache zu implementieren, ist ein wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen“, meint Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD).
Die neue Empfehlung ist für sämtlichen Schriftverkehr der Verwaltung verbindlich. Sie wird schrittweise in E-Mails, Präsentationen, Broschüren, Presseartikeln, Drucksachen, Hausmitteilungen, Flyern, Briefen, Formularen und Rechtstexten umgesetzt. „Die wichtigste Grundregel ist, überall da, wo es möglich ist, geschlechtsumfassende Formulierungen zu verwenden“, so heißt es in einer Pressemitteilung. „Erst in zweiter Linie, wenn eine solche Formulierung nicht möglich ist, wird das sicherlich auffälligste Mittel – der “Gender Star” – eingesetzt. Das Sternchen* zwischen der maskulinen und femininen Endung soll in der Schriftsprache als Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten dienen und hebt gezielt den Geschlechterdualismus auf. Beim Vorlesen wird der Gender Star durch eine kurze Atempause gekennzeichnet. Er ersetzt das bisher verwendete Binnen-I.“ Aus der bisherigen „Dezernentenkonferenz“ wird so die „Dezernent*innenkonferenz“
Geschlechtsumfassende Formulierungen und der “Gender Star” würden helfen, die häufig umständlich anmutenden Formulierungen in der Paarform zu kürzen – und gewährleisteten gleichzeitig die Ansprache aller Geschlechter, auch jenseits der Kategorien Frau oder Mann. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht’s zu einem Flyer der Stadt Hannover, der „geschlechtergerechte Sprache“ erklärt.
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