KARLSRUHE. Nach Meinung des Digitaldidaktikers Ulf Kerber hat der Digitalpakt das Potenzial, den Unterricht grundlegend zu verändern. Durch adaptive Lernsoftware könne mehr Freiraum für vertiefendes Lernen geschaffen werden. Schüler müssten lernen, Algorithmen besser zu verstehen, sowie kreativ und kritisch damit umzugehen. Wichtigster Baustein sei aber die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte.
Schulen in Deutschland sollen besser mit digitaler Technik ausgestattet werden. Fünf Milliarden Euro sind im Rahmen des Digitalpakts Schule insbesondere für die breitbandige Verkabelung der Schulen, die W-LAN-Ausleuchtung sowie stationäre Endgeräte wie zum Beispiel interaktive Tafeln vorgesehen. „Nur neue Technik in alten Unterricht zu werfen, wird jedoch nicht zu besseren Lernergebnissen führen“, sagt Ulf Kerber, Dozent für Digitale Bildung und Mediendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Interaktive Tafeln seien bereits Technologie von gestern.
Viel wichtiger sei es, die Vorteile adaptiver Lernsoftware zu nutzen. Denn diese könne Lehrkräfte dabei unterstützen, das Lernen zu personalisieren – durch analytische Algorithmen, die Stärken und Schwächen der Schüler erkennen und Lehrkräften dabei helfen, optimale Lernwege für die individuelle Förderung zu konzeptionieren. So könne im Unterricht mehr Freiraum für vertiefendes Lernen (Deep Learning) geschaffen werden.
Wichtigster Baustein des DigitalPakts müsse deshalb die Aus- und Weiterbildung sowie Begleitung der Lehrkräfte sein. Denn: „Die Kompetenzen, die angesichts der technologischen Innovationen des 21. Jahrhunderts erforderlich sind, können wir nicht mit einer Pädagogik des 20. Jahrhunderts erreichen“, sagt Kerber.
Außerdem sollten Schüler Gelegenheit haben, neues Wissen in der Schule sinnvoll anzuwenden und das Gelernte möglichst oft in authentischen Situationen zu erproben und zu reflektieren. „Dafür brauchen die Schulen nicht nur schnelles Internet und schulinternes WLAN, sondern auch Makerspaces und Lehr-Lernlabore, in denen Schüler mit den neuen Technologien experimentieren können. Damit sie lernen, die Algorithmen und Funktionsmechanismen, die die Digitalisierung vorantreiben, besser zu verstehen und kreativ und kritisch mit ihnen umzugehen“, so Kerber.
In den Masterstudiengängen Lehramt an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe sei das Modul „Medienbildung und Digitale Bildung“ seit dem Wintersemester 2018/2019 verpflichtend. Hier werden Studierenden das Lernen und Lehren mit digitalen Werkzeugen vermittelt, aber ebenso Medienwissen sowie Kenntnisse über Chancen, Grenzen und Potentiale der Digitalisierung. Zum Sommersemester 2019 werde das Modul um „Robotik und informatisches Denken“ erweitert. (zab, pm)
