BERLIN. Die Lehrer in Deutschland möchten mehrheitlich digitale Medien gerne öfter im Unterricht einsetzen – fühlen sich aber bislang nicht gut auf die bevorstehende Digitalisierung vorbereitet. Vier von fünf Lehrern wünscht sich eine entsprechende Fortbildung. Das ergab eine Umfrage unter Lehrern. Bemerkenswert: Fast alle sehen Vorteile durch den verstärkten Computereinsatz im Unterricht, meinen etwa, dass Inhalte besser anschaulich gemacht werden können. Ebenso viele sagen jedoch auch Nachteile voraus.
Die Mehrheit der Lehrer steht digitalen Medien aufgeschlossen gegenüber und würde diese auch gerne häufiger im Unterricht einsetzen. Allerdings fehlt es in vielen Schulen an der technischen Ausstattung. Auch wünschen sich viele Lehrer eine bessere Aus- und Weiterbildung speziell im Hinblick auf Digitalthemen. Der Digitalpakt zur Digitalisierung der Schulen, für den die Politik gerade den Weg frei gemacht hat, stößt in der Lehrerschaft auf breite Zustimmung, geht vielen aber noch nicht weit genug. Denn fast alle Lehrer sehen Deutschlands Schulen bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinken. Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 503 Lehrern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Mehr als die Hälfte der Lehrer (54 Prozent) würde gerne häufiger digitale Medien einsetzen, scheitert aber aus verschiedenen Gründen daran. Größtes Hemmnis ist fehlende Technik. 58 Prozent sagen, dass es an den nötigen Geräten für die Nutzung im Unterricht mangelt. Dahinter folgt die Sorge, dass die Technik im Unterricht versagt (36 Prozent). Auch ein fehlendes pädagogisches Konzept (13 Prozent) und unzureichende Technik-Kenntnisse (12 Prozent) spielen eine Rolle.
Den Einsatz digitaler Technologien im Unterricht sieht die Lehrerschaft ohnehin zwiegespalten. Auf der einen Seite erkennt die Mehrheit Vorteile: Die Schüler sind motivierter (88 Prozent), Inhalte und Zusammenhänge können anschaulicher dargestellt und vermittelt werden (87 Prozent), Schüler werden auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereitet (56 Prozent), Lehrer können individueller auf einzelne Schüler eingehen (55 Prozent). Auf der anderen Seite sehen die meisten Lehrer auch Nachteile, wie negative Auswirkungen auf die Schreibfertigkeiten der Schüler (86 Prozent), dass Schüler dazu verleitet würden, Informationen aus dem Internet zu kopieren (77 Prozent), und dass konzentriertes Lernen gestört werde (57 Prozent).
Viele Schulen verfügen nur über eine digitale Grundausstattung. Beamer (99 Prozent), Notebook (82 Prozent) und stationärer PC (87 Prozent) sind Standard, jedoch meist nur als Einzelgeräte oder in speziellen Fachräumen verfügbar. Zwei von drei Schulen (65 Prozent) verfügen über interaktive Whiteboards, also elektronische Tafeln mit Bildschirmsteuerung, allerdings fast ausschließlich in einzelnen Fachräumen. In jeder dritten Schule (31 Prozent) gibt es Tablets, die absolute Ausnahme sind hingegen Virtual-Reality-Brillen (2 Prozent). „Die meisten Schulen verfügen nur über eine digitale Grundausstattung. Geräte wie Beamer, Whiteboards oder Tablets gibt es lediglich als Einzelgeräte oder in speziellen Fachräumen. Dabei sollten sie in allen Unterrichtsräumen Standard sein“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Im Schulalltag sind die digitalen Geräte in der Breite bislang kaum angekommen. Einen Beamer setzt jeder zweite Lehrer (49 Prozent) regelmäßig und mehr als jeder vierte Lehrer (28 Prozent) sogar an allen Unterrichtstagen ein. Ein Notebook verwendet jeder fünfte Lehrer (21 Prozent) täglich, jeder dritte (36 Prozent) regelmäßig. Dicht dahinter folgt das interaktive Whiteboard, das ebenfalls von jedem fünften Lehrer (20 Prozent) an allen Unterrichtstagen genutzt wird, von fast jedem dritten regelmäßig (31 Prozent).
Tablets werden nur von drei Prozent der Lehrer täglich eingesetzt, von 14 Prozent regelmäßig. Das Smartphone spielt im Schulalltag fast keine Rolle: Neun von zehn Lehrern (90 Prozent) nutzen es nie, 8 Prozent setzten es lediglich in Ausnahmefällen ein. „Während Smartphones auf dem Pausenhof allgegenwärtig sind, spielen sie im Unterricht so gut wie keine Rolle. Anstatt Smartphone-Verbote zu erlassen, sollte man darüber nachdenken, wie diese Geräte aktiv und produktiv in den Unterricht eingebunden werden können“, sagt Rohleder.
Gesamtnote: Drei minus
Mittelmäßig ist das Zeugnis, das die Lehrer ihrer Schule in Digitalfragen ausstellen. Die technischen Voraussetzungen insgesamt werden auf der Schulnotenskala gerade noch mit „befriedigend“ (3,3) bewertet. Am besten schneiden die Geschwindigkeit der Internetverbindung („befriedigend“, 2,8) und die Aktualität der Endgeräte („befriedigend“, 3,2) ab. Lediglich ein „ausreichend“ gibt es dagegen für die Schnelligkeit bei der Behebung technischer Probleme (3,7), die Anzahl der Endgeräte in Relation zur Schülerzahl (3,9) und die Anzahl der Softwarelizenzen in Relation zur Schülerzahl (4,2).
Kommt es zu technischen Problemen, fühlen sich viele Lehrer alleingelassen. Drei Viertel (74 Prozent) beklagen, es fehle jemand, der sich um die Technik kümmert und bei Problemen schnell Abhilfe schafft. Auch bei der Arbeit mit digitalen Lernmaterialien stoßen viele Lehrer auf hohe Hürden. Drei Viertel (73 Prozent) sagen, es stehen nicht ausreichend digitale Lernmaterialien zur Verfügung. Sieben von zehn (70 Prozent) meinen, dass die zur Verfügung stehenden Lernmaterialien verbessert werden müssen. Und zwei Drittel (66 Prozent) wünschen sich, dass die zur Verfügung stehenden Lernmaterialien leichter auffindbar sein sollten.
Weiterbildung spielt für Lehrer eine wichtige Rolle. Die meisten bilden sich regelmäßig fort. 78 Prozent haben im vergangenen Jahr an einer Weiterbildung teilgenommen, darunter auch zu den Themen Jugendschutz (36 Prozent), Urheberrecht und Datenschutz (35 Prozent), Pädagogik des digitalen Lernens (33 Prozent) und technischen Themen (23 Prozent).
Groß ist das Interesse an Angeboten speziell zu Digitalthemen. 85 Prozent wünschen sich eine Weiterbildung für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Auch bei den Formaten sind die Weiterbildungsinteressenten offen für digitale Angebote. Jeder Dritte (34 Prozent) bevorzugt ein so genanntes Blended-Learning-Angebot, bei dem Präsenz- und Online-Module kombiniert werden. Jeder Vierte (26 Prozent) wünscht sich reines E-Learning. Ebenfalls gefragt sind Präsenz-Blockseminar (32 Prozent), die Weiterbildung in der Schule durch erfahrene Kollegen (26 Prozent) sowie ein Coaching an der Schule und im Unterricht durch externe Trainer (22 Prozent).
Digitalpakt reicht nicht aus
Weitgehend einig sind sich Lehrer in der Frage, dass die Aus- und Weiterbildung verbessert werden muss. Neun von zehn (87 Prozent) sind für einen Ausbau einschlägiger Weiterbildungsangebote, acht von zehn (78 Prozent) sind der Ansicht, dass regelmäßige Fortbildungen zu digitalen Themen und Methoden verpflichtend sein sollten. Drei Viertel (74 Prozent) sagen, dass das Lehramtsstudium besser auf den Einsatz digitaler Medien im Unterreicht vorbereiten muss. „Eine bessere Aus- und Weiterbildung der Lehrer zu Digitalthemen ist der Schlüssel für ein zukunftssicheres Bildungssystem, das Schüler auf ein Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereitet“, sagt Rohleder.
Den Digitalpakt, durch den für die Digitalisierung der Schulen in den kommenden Jahren fünf Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen (News4teachers berichtete), sieht die Lehrerschaft positiv. 96 Prozent der Lehrer sind der Meinung, dass die Schulen neben Geld auch digitale Konzepte, digitale Inhalte und entsprechend kompetente Lehrer brauchen, um für das digitale Zeitalter gewappnet zu sein. 93 Prozent denken, dass die angekündigten Digitalpakt-Mittel in Höhe von fünf Milliarden Euro nicht ausreichen. Dagegen lehnen lediglich 13 Prozent den Digitalpakt grundsätzlich ab.
Die Mehrheit der Lehrer hält grundsätzlich das deutsche Bildungssystem für verbesserungswürdig. Nahezu alle Lehrer (95 Prozent) sind der Überzeugung, dass Deutschlands Schulen bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinken. Neun von zehn (92 Prozent) meinen, dass in allen Klassen zwei Lehrer zur Verfügung stehen sollten, etwa um Unterrichtausfall zu verhindern. Auch bei den Schulformen gibt es Diskussionsbedarf. Jeder zweite Lehrer (53 Prozent) findet, dass alle Schulen zu Ganztagsschulen ausgebaut werden sollten. News4teachers
Welche Schreibkompetenz?
Spätestens seit dem die Kinder, die schreiben konnten, wie sie wollen, die weiterführenden Schulen erreicht haben, bekommen doch immer mehr von denen Depressionen und Dyskalkulie bescheinigt und können ihre eigenen Sätze nach einer Stunde nicht mehr lesen und verstehen.
Das hat sich jedenfalls richtig gelohnt, dass Forscher der Meinung waren, dass die Kinder erst mal motiviert werden sollen, indem sie einfach nur schreiben lässt.
Übrigens können heute nur noch ganz wenige Schüler einen Computer bedienen. Die Zeit, in der der Lehrer von den Schülern den Umgang mit dem Computer gelernt hat, ist jedenfalls vorbei, viele Schüler kennen lediglich ihr eigenes Handy, eine Digitalisierung ist also mehr als notwendig.
Schreibmaschinenkurse zum Erwerb eines schnellen und automatisierten Schreibflusses wird es wohl auch nicht mehr geben.
Wenn man gerne auf das Pisa-Musterland Finnland verweist, könnte man es auch in Sachen Digitalisierung tun:
Der Deutschlandfunk berichtete jüngst von einer finnischen Studie, die das Thema sehr skeptisch sieht, da die Digitalisierung im Unterricht zwar lernstarken und disziplinierten Kindern durchaus förderlich sei, aber lernschwache und leicht ablenkbare Kinder eher noch schwächer dadurch werden.
Hier der Link zur lesenswerten Nachricht:
https://www.deutschlandfunk.de/schulstudie-aus-finnland-die-grenzen-des-digitalen.1773.de.html?dram:article_id=443447
Es sollten ganz andere Prioritäten gesetzt werden!
In Sachen Digitalisierung brauchen die Kinder heute keinen Support! (Höchstens hinsichtlich eines kritischen Umgangs damit).
Ich spreche mich deutlich für ein bevorzugtes Lernen der Basiskompetenzen, wie Lesen, Rechnen, Schreiben aus.
Viele Schüler sind heute nicht mehr in der Lage, längere zusammenhängende, in sich stimmige Texte zu verfassen.
Und selbst in Textanalysen wird man als Lehrer mit Whatsapp-Abkürzungen konfrontiert!
Und gerne können wir da auch noch ein Stück weiter zurückgehen und bei den ganz simplen Regeln eines zwischenmenschlichen Miteinanders anfangen…..
Wahnsinn! Wie kann man ein YouTube Clip auf Overheadprojektor zeigen?! Das gibt es bei uns lange nicht mehr.
Ursula (Irland)