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Philologen fordern für (Gymnasial-)Lehrer: 1. weniger Unterrichtsstunden, 2. kleinere Klassen, 3. Entlastung für Zusatzaufgaben

STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg geht in die Offensive. Er ist jetzt mit drei Forderungen an die Öffentlichkeit getreten, deren Umsetzung die Arbeitsbedingungen seiner Klientel – Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium – nachhaltig verbessern würden. Erstens soll die Zahl der zu gebenden Unterrichtsstunden gesenkt werden, zweitens sollen die Klassen verkleinert werden, drittens soll es mehr Entlastungen für Zusatzaufgaben geben. Verbandschef Scholl betont. “Mehr Qualität im Bildungsbereich ist nur mit mehr Zeit für Bildung möglich!”

Lehrer (am Gymnasium) brauchen Entlastung – meint der Phiklologenverband. Foto: Shutterstock

In der vergangenen Woche meldete das Statistische Landesamt Baden-Württemberg: “Jede zweite Lehrkraft an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen arbeitet nicht mit vollem Deputat”. Für den Philologenverband und seinen Landesvorsitzenden Ralf Scholl ergibt sich daraus ein klares Bild. “Dies belegt eindrücklich, dass die Arbeitsbelastung der baden-württembergischen Lehrkräfte inzwischen so groß ist, dass sich die Mehrheit nicht mehr in der Lage sieht, einen vollen Lehrauftrag zu übernehmen“, erklärt Scholl.

Pensionierungsalter von Lehrern sinkt nicht – trotz verlängerter Lebensarbeitszeit

Die Überlastung lasse sich auch aus der Statistik zum durchschnittlichen Zurruhesetzungsalter der Lehrkräfte ablesen: Trotz der jährlich um einen Monat verlängerten Lebensarbeitszeit “in Richtung 66+” stagniere das tatsächliche Zurruhesetzungsalter seit rund fünf Jahren bei 63,3 Jahren. „Wenn die Qualität der gymnasialen Bildung nicht nur gehalten, sondern gesteigert werden soll, dann geht das nur, wenn die Lehrkräfte wieder mehr Zeit bekommen, um sich den Schülerinnen und Schülern und ihrem Kerngeschäft, dem Unterricht, zu widmen“, meint der Philologen-Chef.

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In einer Resolution, die auf der Hauptvorstandssitzung in Stuttgart nun verabschiedet wurde, fordert der Verband drei Sofortmaßnahmen:

1. Eine Senkung der Unterrichtsverpflichtung gymnasialer Lehrkräfte von 25 auf 23 Wochenstunden!

Dies würde eine Rückkehr zum Stand von 1998 bedeuten, so heißt es zur Begründung. “Der historische Vergleich zeigt die absurd hohe derzeitige Unterrichtsverpflichtung: 1923 wurde die Unterrichtsverpflichtung der gymnasialen Lehrkräfte in Krisenzeiten auf 25 Unterrichtsstunden, die Arbeitszeit im öffentlichen Dienst auf 50 Wochenstunden erhöht. Während die Arbeitszeit der Landesbeamtinnen und -beamten in Baden-Württemberg im Laufe der Jahrzehnte auf aktuell 41 Stunden sank, unterrichten gymnasiale Lehrkräfte seit 2003 wieder 25 Unterrichtsstunden. Mittelfristig muss die Unterrichtsverpflichtung deshalb in Richtung auf 22 Wochenstunden reduziert werden.“

2. Eine Senkung des Klassenteilers auf 28, in der gymnasialen Oberstufe auf 20 Schülerinnen und Schüler pro Lerngruppe!

„Eine Verbesserung des Bildungserfolgs ist nur möglich, wenn die Lerngruppen verkleinert werden, denn nur dann haben die Lehrkräfte im Unterricht wieder ausreichend Zeit, sich einzelnen Schülerinnen und Schülern auch individuell zu widmen. Und nur dann haben auch die Schülerinnen und Schüler ausreichend Gelegenheit, sich aktiv ins Unterrichtsgeschehen einzubringen.” Dass kleinere Klassen messbaren Lernfortschritt erzeugen, belege eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: Danach können kleinere Klassen zu besseren Leistungen führen und den Anteil der Klassenwiederholungen sinken lassen (News4teachers berichtete).

3. Eine Erhöhung der Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben der Gymnasien um mindestens 50 Prozent!

„Dass die Kürzung der Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben der Schulen rückgängig gemacht werden muss, haben die Landespolitiker parteiübergreifend erkannt. Diese Erkenntnis muss aber jetzt zu Taten führen! Die Kürzung betrug vor Jahren bis zu 40 Prozent, je nach Größe des Gymnasiums. Da zwischenzeitlich viele neue Aufgaben hinzugekommen sind (Prävention, Inklusion, Medienbildung, Datenschutzgrundverordnung, Digitalisierung, etc.), muss die Kürzung nicht nur zurückgenommen, sondern darüber hinaus das Anrechnungsstundenkontingent auskömmlich aufgestockt werden!“

Effektiver Arbeits- und Gesundheitsschutz auch für Lehrer!

„Die genannten drei Sofortmaßnahmen würden auch eine nachhaltige Lehrereinstellung im gymnasialen Bereich und einen effektiven Arbeits- und Gesundheitsschutz ermöglichen“, betont Ralf Scholl. „Wenn sie nicht rasch umgesetzt werden, werden die institutionellen und organisatorischen Änderungen im Rahmen des neuen Qualitätskonzepts des Kultusministeriums Makulatur bleiben und keine merkbaren Auswirkungen auf den Bildungserfolg in Baden-Württemberg haben können.“ News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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