Website-Icon News4teachers

Deutschland-Flagge vor jeder Schule? Philologen: Unfreiwillig komisch!

STUTTGART. Der Philologenverband Baden-Württemberg hat skeptisch auf den Vorstoß aus Reihen der CDU reagiert, vor jeder Schule in Deutschland  die Flaggen von Deutschland, vom jeweiligen Bundesland und von der Europäischen Union aufzustellen –und ständig dort wehen zu lassen. Einen entsprechenden Antrag will der CDU-Landesverband Baden-Württemberg auf Initiative der Schüler Union beim bevorstehenden Bundesparteitag der Christdemokraten stellen. Die Maßnahme könnte nach hinten losgehen, meinen die Philologen. Auch unter den Lesern von News4teachers sorgte die Ankündigung für ironische Kommentare auf Facebook.

Die Würde der Staatsflagge könnte gegenüber dem baulichen Zustand vieler Schulgebäude in einem bemerkenswerten Kontrast stehen. Illustration: Shutterstock

„Natürlich könnte eine dauerhafte Beflaggung vor den Schulen das Zusammengehörigkeitsgefühl sowie den Stolz der Schüler- und Lehrerschaft auf ein funktionierendes demokratisches Gemeinwesen stärken – wenn denn sichergestellt wäre, dass dabei kein unerwünschter Nebeneffekt durch unfreiwillige Komik entsteht“, so heißt es in einer Presseerklärung des baden-württembergischen Philologenverbands. Das sei aber keineswegs der Fall. „Solange es an vielen Schulen im Winter zu kalt und im Sommer zu warm ist, es durchs Dach regnet und die Bits aus dem Internet nur einzeln durch die Leitungen tröpfeln – von sonstigen Ausstattungsmängeln ganz zu schweigen –, könnte der Schuss leicht nach hinten losgehen und die Fahnen zum realsatirischen Ausrufezeichen staatlicher Vernachlässigung der Schulen werden.“

Klassen kleiner machen, Arbeitsbelastung für Lehrer senken

Solange die Landesregierung den Lehrkräften nicht wieder ausreichend Zeit für Bildung und Erziehung zur Verfügung stelle, indem sie die Klassen verkleinert, die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte senkt und weitere dringende Sofortmaßnahmen zur Vermeidung von Unterrichtsausfall ergreift, „sollten wir nicht über Symbolpolitik, sondern über konkrete Verbesserungen an den Schulen diskutieren“, heißt es – auch bei der Demokratiebildung.

Anzeige

„Bei der Bildung der Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgern sollten nach Ansicht des Philologenverbands Baden-Württemberg andere Prioritäten als eine symbolpolitisch motivierte Beflaggung der Schulen gesetzt werden: Dafür sind Zeit und Ressourcen nötig, die die Landesregierung der Demokratiebildung und Werteerziehung gerade entzogen hat — zum Beispiel durch die Einführung des Fachs ‚Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung‘ auf Kosten von Gemeinschaftskunde. Die Demokratiebildung muss im Fächerkanon wieder eine größere Rolle spielen“, so fordern die Philologen.

“Heizung in unserer Turnhalle wäre auch eine gute Idee”

Auch unter den Lesern von News4teachers, darunter viele Lehrer, sorgt der Vorstoß für Irritationen – und für Spott. „Dauerhafte Heizung in unserer Turnhalle wäre auch eine prima Idee“, so schreibt eine Leserin von News4teachers auf Facebook. Antwort einer Kollegin: „Ich könnte etwas Wärme rüberschicken. Wir knacken fast täglich die 25 Grad-Marke im Klassenraum. Temperaturregelung ist nur mit dem Fenster möglich.“ Eine dritte setzt ironisch hinzu: „Funktionierende Schulgebäude sind total überschätzt. Den Schülern wird es warm ums Herz, wenn vor ihrer Schulruine die Flagge weht!“  Ein Leser malt sich aus: „…und bei jeder missratenen Klassenarbeit Halbmast!?“

„Das soll das Nationalbewusstsein stärken, und es dient der Verbundenheit mit anderen Nationen der EU“, so hatte der Landesvorsitzende der Schüler Union, Adrian Klant, am Mittwoch erklärt. Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

CDU und Schüler Union wollen dauerhafte Beflaggung vor Schulen

Die mobile Version verlassen