MÜNCHEN. Die Mehrheit der Eltern in Deutschland fühlt sich dem Fernunterricht ihrer Kinder in der Coronakrise auf Dauer nicht gewachsen. Das ist die zentrale Aussage einer in Berlin veröffentlichten repräsentativen Umfrage von Infratest dimap, die von der gemeinnützigen Vodafone Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Eltern sehen es demnach kritisch, die Lernunterstützung zu Hause über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Fast die Hälfte (43 Prozent) meint, dass es für sie aktuell schwierig sei, die nötige Zeit zur Unterstützung des Lernens ihrer Kinder aufzubringen.
Die Umfrage – die zwischen dem 3. nnd dem 13. April durchgeführt wurde – ergab, dass die Eltern nicht nur mit den Belastungen im Alltag kämpfen müssen, sondern auch unter einem erhöhtem psychischen Druck stehen: So macht sich ein Großteil von ihnen (56 Prozent) Sorgen um die Bildungszukunft ihrer Kinder.
Unzufrieden ist die Mehrheit der Befragten, wie das Ersatzangebot gestaltet wird. Viele Schulen versendeten nur Lernstoff, böten aber wenig interaktive Lernformate an. «Digitalen Unterricht gibt es kaum in Deutschland: Nur 7 Prozent der Kinder nehmen täglich an digitalem Unterricht teil.» Zwar versorgten die meisten Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler per Mail, Homepage oder Lernplattform mit Unterrichtsmaterialien – bei der Bearbeitung sind diese mit ihren Eltern aber weitgehend auf sich alleine gestellt.
Bildungsferne Eltern machen sich mehr Sorgen
Und das führt zu Problemen. „So kommt es in fast der Hälfte (43 Prozent) der Haushalte häufiger zu Streit zwischen Eltern und Kindern über das Lernen. Gut ein Drittel (35 Prozent) der Eltern gibt zudem an, ihnen fehlten Kenntnisse und Wissen, um ihre Kinder beim Lernen zu Hause gut zu unterstützen. Gerade unter Eltern mit niedriger formaler Bildung trifft dies nach eigenen Angaben auf fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten zu, bei Eltern mit hoher formaler Bildung dagegen auf weniger als ein Viertel (22 Prozent)“, so heißt es in der Studie.
Entsprechend machen sich Eltern aus sozioökonomisch schwachen Haushalten verstärkt Sorgen um Gesundheit, wirtschaftliche Lage und die Bildungszukunft ihrer Kinder: 63 Prozent der Eltern mit formal niedriger Bildung und 68 Prozent derer mit niedrigem Haushaltseinkommen äußern die Befürchtung, dass ihre Kinder den Anschluss an den Schulstoff verlieren.
„Tägliche Interaktion mit ihren Lehrkräften zum Beispiel über Messengerdienste wie Whats-App hat der Umfrage zufolge nur knapp ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler. Digitaler Unterricht über Videotools findet nach Angaben der Eltern in Deutschland nur sehr selten statt. Zwei Drittel (67 Prozent) geben an, dass ihre Kinder während der Schulschließungen gar keinen Unterricht per Videotool mitgemacht haben. Nur jedes 15. Kind (7 Prozent der Kinder) nimmt täglich an digitalem Unterricht teil“, so ergab die Umfrage.
Lernangebote unterscheiden sich nach Schulformen
Dabei gibt es allerdings große Unterschiede – je nach Schulform. „Die Lernangebote unterscheiden sich je nach Schulform stark. Alle digitalen Lernangebote werden von Gymnasien häufiger angeboten als von anderen weiterführenden Schulen. So erhält ein gutes Viertel der Gymnasial-Schülerinnen und Schüler mehrmals die Woche oder sogar täglich Unterricht über Videotools. An anderen weiterführenden Schulen trifft dies nur für 16 Prozent zu. 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien erhalten mehrmals in der Woche oder sogar täglich Aufgaben über eine Lernplattform wie SchulCloud, Mebis oder Moodle. Bei Schülerinnen und Schülern an anderen weiterführenden Schulen ist dies nur bei 40 Prozent der Fall“, heißt es in der Studie.
Trotzdem sehen Eltern mehrheitlich die Angebote der Schulen alles in allem positiv. Mehr als die Hälfte der Eltern (57 Prozent) sind mit der Art und Weise, wie die Schule ihrer Kinder das schulische Arbeiten zu Hause organisiert, grundsätzlich zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Fast zwei Drittel (62 Prozent) sind mit der Kommunikation der Schule in der aktuellen Situation zufrieden. Und 88 Prozent der befragten Eltern stimmen „voll und ganz“ oder zumindest „eher“ der Aussage zu: Meinem Kind fehlt der persönliche Austausch mit Klassenkameraden und Lehrkräften. News4teachers / mit Material der dpa
Hier ist die komplette Studie herunterladbar.
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers kommentiert.
