DUISBURG. Das sich ausweitende Infektionsgeschehen an den Schulen sorgt für Verunsicherung – auch unter Eltern. Ein aktueller Fall illustriert das eindrucksvoll: An einer großen Gesamtschule in Duisburg wurden zwei Lehrer und ein Schüler positiv getestet. Für die drei Betroffenen hat das Gesundheitsamt Quarantäne angeordnet. Mehr passiert nicht. Nicht mal Tests für Mitschüler und das Kollegium werden angeboten. Für die Elternvertreter der Schule ist das ein Unding. Sie machen ihrem Unmut in einem Brandbrief Luft.
Allein in der vergangenen Woche wurden an sechs Schulen in Duisburg Corona-Infektionen unter Schülern und Lehrern festgestellt – darunter an der insgesamt 1.300 Schüler unterrichtenden Gesamtschule Mitte, wo zwei Lehrer und ein Schüler positiv getestet worden waren. Für das Gesundheitsamt der Stadt ist das alles kein großes Problem: „Da an allen Schulen die Hygieneregeln eingehalten wurden, wurde außer für die Infizierten selbst keine Quarantäne angeordnet“, erklärte eine Sprecherin gegenüber der „Rheinischen Post“. Der Unterricht könne in den betroffenen Schulen normal weiterlaufen.
Infizierte Lehrer haben in der Woche mindestens 340 Schüler unterrichtet
Quarantäne für die Infizierten und sonst keine weiteren Maßnahmen in der Schule, obwohl möglicherweise ein Zusammenhang zwischen den Infektionen besteht? Eltern – genauer: den Elternvertretern der Gesamtschule Mitte – reicht das nicht. „Die Vorgehensweise und Informationspolitik des Gesundheitsamts der Stadt Duisburg macht leider erschreckend deutlich, dass weder eine Nachverfolgungs- noch eine Informationsstrategie vorbereitet wurde“, so heißt es in einem offenen Brief an Duisburgs Bürgermeister Sören Link (SPD) und Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), den die Eltern nun verfasst haben.
Denn: „Die beiden Lehrer hatten – teils ohne Mund-/Nasenschutz – in der Woche mindestens 340 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, das Gesundheitsamt interessierte sich aber nur für zwei Unterrichtstage (200 Schüler), ohne zu wissen, wie lange die Infektionen schon bestanden hatten.“ Auch habe sich niemand darum gekümmert, eine mögliche weitere Ausbreitung des Virus in der Schule zu untersuchen. Eine Testreihe unter Schülern und Lehrern sei zunächst zugesagt, dann aber verworfen worden. Schließlich hätten die infizierten Lehrer im Unterricht die Abstände eingehalten. Schüler und Kollegen mit Beschwerden „können und sollten sich grundsätzlich über die Hausärzte“ testen lassen, so habe das Gesundheitsamt lapidar mitgeteilt.
Die Elternvertreter schreiben nun: „Wir halten es für unverantwortlich und anmaßend, Eltern und Schülern freiwillige Tests zu verweigern. Können Sie die Verantwortung dafür tragen, wenn nur ein einziges Kind im Unterricht trotz Maske infiziert wurde und das Virus an seine vorerkrankte Oma überträgt?“
Maskenpflicht im Unterricht wird gestrichen – “atemberaubende Konzeptlosigkeit”
Am gleichen Tag, an dem das Gesundheitsamt eine Nachverfolgung und freiwillige Tests abgelehnt habe, „erfahren wir von der Landesregierung, dass die ‚Maskenpflicht‘ im Unterricht ab 1. September ausgesetzt sei, weil ‚der Anteil von NRW an den Corona-Neuinfektionen in Deutschland‘ gesunken sei. Hier zeigt sich eine atemberaubende Konzept- und Kompetenzlosigkeit, denn wenn in anderen Bundesländern die Zahlen schneller steigen als hier, sinkt auch der NRW-Anteil. So eine Aussage ist daher für eine Risikobewertung und erst recht für eine Aussetzung einer Schutzmaßnahme völlig ungeeignet, die Entscheidung ist damit grob fahrlässig und verantwortungslos, auch weil die Schulen mit der kurzfristigen Umsetzung überfordert sind, Sorgen und Verunsicherung von Personal, Schülern und Eltern ignoriert werden.“
Die beiden Entscheidungen auf Landes- und Kommunalebene „haben sich an unserer Schule zufällig überschnitten. Sie addieren sich zu der Problematik, dass bereits 13 von gut 100 Lehrkräften durch Vorerkrankungen nicht in Präsenz unterrichten können und kollegial durch Überstunden vertreten werden müssen, während von den versprochenen Aushilfskräften, Sofortausstattungen und neuen Lernkonzepten weit und breit nichts zu sehen ist. Sie zeigen, dass wertvolle Zeit zur Vorbereitung des Schullebens unter Corona-Bedingungen vertan wurde, und dass wir uns nicht mehr darauf verlassen können, dass Ihre Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Sie verspielen damit das Wichtigste bei der Bekämpfung einer Pandemie: Das Vertrauen der Bevölkerung!“
Gesamtschule behält Maskenpflicht im Unterricht bis auf weiteres bei
Um das Durcheinander noch zu verschärfen, teilt die Gesamtschule auf ihre Homepage heute mit, dass sie die Entscheidung der Landesregierung, die Maskenpflicht im Unterricht zu beenden, nicht vollziehen wird. „Da bis heute, 31.8.20, keine offizielle Information aus Düsseldorf eingegangen ist, bleibt die Maskenpflicht im Unterricht an unserer Schule bis auf weiteres bestehen. Die Gesundheit der Schulgemeinde liegt uns am Herzen.“ News4teachers
Aus für Maskenpflicht im Unterricht – GEW: Letzter Infektionsschutz fällt
