Website-Icon News4teachers

Elternverbände fordern Unterricht mit Abstand, in kleinen Lerngruppen und ohne Masken

Anzeige

DÜSSELDORF. Unterricht? Ja, bitte – aber mit Abstandsregel, in kleineren Lerngruppen und ohne Maskenpflicht. Das fordern zwölf Elternverbände aus Nordrhein-Westfalen, darunter mit der Landeselternschaft der Gymnasien der mitgliederstärkste Elternverband in Deutschland, in einem gemeinsamen Brief an des Schulausschuss des NRW-Landtags. Dass mit dem Konzept eine Reduzierung des Präsenzunterrichts verbunden wäre, nehmen die organisierten Eltern ausdrücklich in Kauf. „Das Infektionsrisiko für Kinder ist bei allen Maßnahmen zu beachten“, verlangen sie.

Die Eltern fordern: Vorrang für den Gesundheitsschutz in den Schulen! Foto: Shutterstock

In einigen Bundesländern, darunter auch Nordrhein-Westfalen, ist der Schulbetrieb nach den Sommerferien wieder angelaufen – entsprechend eines Beschlusses der KMK vom Juni ohne die außerhalb der Schule weiterhin geltende Abstandsregel im Unterricht. Dutzende Schulen mussten aufgrund von Corona-Infektionen unter Schülern und Lehrern ihren Betrieb schon wieder ganz oder teilweise einstellen. (News4teachers berichtet immer wieder ausführlich über die Situation – hier geht es zu einem aktuellen Bericht.)

„In den letzten Tagen haben die unterzeichnenden Elternverbände intensiv über die Möglichkeiten debattiert, wie die Schüler*innen angesichts der Pandemielage beschult werden können“, so heißt es in dem Schreiben, das News4teachers vorliegt. Das Ergebnis ist ein Konzept, das auf den praktischen Erfahrungen des eingeschränkten Präsenzunterrichts vor den Sommerferien aufbaut – und der Behauptung, ein weitgehender Normalbetrieb, wie ihn die KMK für die Zeit nach den Sommerferien beschlossen hat, entspreche dem Elternwillen, die Grundlage entzieht. Im Gegenteil: Die organisierten Eltern sind auch bereit, eine Reduzierung des Präsenzangebotes von Schulen hinzunehmen.

Anzeige

“Unterricht nur in ausreichend belüfteten Klassenräumen”

„Die aktuelle Maskenpflicht wird nur aufgrund der Nichteinhaltung der Abstandsregelungen bis Ende August hingenommen, bis dahin müssen Alternativmodelle mit Abstandsregeln schulindividuell abgestimmt werden”, so heißt es in dem Brief mit Blick auf die Regelung in NRW, die eine Maskenpflicht auch im Unterricht bis zum 31. August vorsieht. Und: „Unterricht darf nur in ausreichend belüfteten Räumen stattfinden. Der Unterricht muss so organisiert werden, dass die anderen Infektionsschutzmaßnamen eine Maskenpflicht überflüssig machen.“

Auf der anderen Seite werden Abstriche akzeptiert: „Wenn nicht anders möglich soll stundenreduziert unterrichtet werden.“ Die Beschulung solle zwar nach Möglichkeit täglich erfolgen, mindestens aber „alle zwei Tage“. Eine wichtige Einschränkung: „An Tagen, an denen kein Präsenzunterricht stattfindet, muss ein Betreuungsangebot für die Klassen 1-6 und für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf angeboten werden.“

“Außerschulische Lernorte verstärkt nutzen”

Was Unterrichtskonzepte betrifft, so fordern die Elternvertreter große Flexibilität für die Schulen und deren Lehrer. „Verschiedene Unterrichtsmodelle unter der Berücksichtigung der örtlichen Begebenheiten sollen möglich sein. Wenn nötig gilt es, hybride Modelle (Präsenz/Lernen auf Distanz) anzuwenden. Neben den bisherigen Anstrengungen, eine digitale Infrastruktur in den Schulen bereitzustellen, braucht es eine klare Rahmenvorgabe bezüglich der Verwendung der digitalen Medien und entsprechender pädagogischer und didaktischer Konzepte.“ Digitale Endgeräte für alle Beteiligten müssten durch den Schulträger gehostet und gewartet werden. Sie seien Lernmittel und unterlägen damit der Lernmittelfreiheit, müssten also den Familien kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ein Vorschlag, um das Unterrichtsgeschehen räumlich zu entzerren und das Einhalten von Abständen zu vereinfachen, lautet: außerschulischer Lernorte verstärkt zu nutzen.

Abschlussprüfungen ohne “Dogma der Standardsicherung”

Was die Prüfungen und Abschlüsse im Schuljahr 2020/2021 betrifft, setzen die Elternverbände auf Pragmatismus. Es müsse Alternativen zu zentralen Prüfungen geben. Auch vom „Dogma der Standardsicherung für das laufende Schuljahr“ müsse möglicherweise abgerückt werden. Die Eltern fordern zudem bei Corona-bedingten Beeinträchtigungen des Schulbetriebs eine flexiblere Gestaltung von Lernabschnitten und Leistungsbewertungen durch die Schule.

Grundlage der Forderungen seien die Erfahrungen der organisierten Elternschaft sowie Rückmeldungen vieler Eltern. News4teachers

Die Unterzeichner

Der Brief ist eine gemeinsame Aktion von zwölf Elternverbänden in Nordrhein-Westfalen. Unterschrieben haben ihn:  

  • Erol Celik (Vorsitzender) Elternnetzwerk NRW Integration miteinander e.V.
  • Andrea Heck (Vorsitzende) Elternverein Nordrhein- Westfalen e.V.
  • Bernd Kochanek (Vorsitzender) Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen e.V. (GLGL e.V)
  • Behrend Heeren (Vorsitzender) Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule– Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V. (GGG NRW e.V.)
  • Andrea Honecker (Vorsitzende) Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) im Erzbistum Köln e.V.
  • Sebastian Sdrenka (Vorsitzender) Landeselternschaft Grundschulen NW e.V. (LEGS)
  • Anke Staar (Vorsitzende) Landeselternkonferenz NRW (LEK NRW)
  • Tanja Speckenbach (Vorsitzende) Landeselternschaft der Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung e.V.
  • Ralf Radke (Vorsitzender) Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW e.V (LEIS NRW e.V.)
  • Jutta Löchner (Vorsitzende) Landeselternschaft der Gymnasien e.V.
  • Martin Schulte (Bildungspolitischer Sprecher) DGhK-Regionalvereine in NRW
  • Eva Thoms (Vorsitzende) Mittendrin e.V.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Eine Lehrerin berichtet auf der Facebook-Seite von News4teachers von ihren Erfahrungen mit kleineren Lerngruppen – und den Reaktionen darauf:

Kurz nach Schuljahresbeginn: Erste Schulen schon wieder geschlossen – Virologen: So, wie Kultusminister den Schulbetrieb planen, geht es nicht

Anzeige
Die mobile Version verlassen