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Kultusministerium schreibt Lehrern Förderung ihrer Schüler und Beratungsgespräche für Eltern vor – GEW: Wir sind keine Anfänger!

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HANNOVER. Angesichts der wachsenden Verunsicherung um immer mehr Corona-Fälle unter Schülern und Lehrern hat Niedersachsens Kultusminister Tonne die Lehrer des Landes in einem Brief daran erinnert, „dass der Umgang mit Infektionen in Schule auch ein Stück weit zum schulischen Alltag gehört“. Das Schreiben ist der Begleittext zu einem Konzeptpapier, das den Schulen dezidiert vorschreibt, wie sie in der Krise pädagogisch zu verfahren haben. Der Minister glaube offenbar, er habe bei den 80.000 Lehrern im Land mit Berufsanfängern zu tun, kritisiert die GEW.

Muss das Ministerium Lehrkräften und Schulleitungen ihren Job erklären? Foto: Shutterstock

Angriff ist die beste Verteidigung – mag sich Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) gedacht haben. Angesichts von Corona-Fällen an Schulen hat Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne die Umsetzung der Hygienepläne angemahnt. Die vorgelegten Hygienepläne sagten genau, wer für was Sorge zu tragen habe, erklärte der SPD-Politiker im Interview der «Braunschweiger Zeitung». «Wenn es nicht getan wird, müssen wir im zweiten Schritt sagen: nun, liebe Leute, macht ihr das.» Tonne betonte, er habe viele Rückmeldungen, wonach die Schulen gut mit den Vorgaben arbeiten könnten: «Wenn es nicht läuft, wird dem nachgegangen.» Er forderte: «Seife und Papierhandtücher und Desinfektionsmittel müssen sichergestellt sein.»

Schulleitungen vwerden verpflichtet, Projekttage durchzuführen

«Jeder muss seine Hausaufgaben machen», sagte Tonne der Zeitung. «Es gibt auch viele Schulträger, die das vorbildlich lösen. Den Rahmenhygieneplan haben wir gemeinsam mit Landesgesundheitsamt und Kommunalen Spitzenverbänden erarbeitet. Die wussten, was auf sie zukommt. Debatten helfen uns da nicht.»

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Hintergrund der Offensive: Tonne hat in dieser Woche ein neues „Corona-Kompensationskonzept für allgemeinbildende Schulen“ verschickt – und das stößt auf Kritik. Darin werden die Schulleitungen unter anderem verpflichtet, Projekttage und Gespräche zur individuellen Aufarbeitung durchzuführen.

«Keine Schulleiterin, kein Lehrer hat sechs Wochen Sommerferien gemacht, sondern genau an den Dingen gearbeitet, die ihnen der Minister jetzt vorschlägt», sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Laura Pooth, der «Nordwest-Zeitung». Den Schulleitungen würde misstraut, es entstünde der Eindruck, dass der Minister glaubt, er habe es mit 80.000 Berufsanfängern zu tun.

Lehrer sollen den Eltern “Rückmeldung über den Lernerfolg geben”

So heißt es in dem Papier: „Alle Schulen sind verpflichtet, in der ersten Zeit des Schuljahres zur wirkungsvollen individuellen Unterstützung der Schülerinnen und Schüler und zur Verstärkung der Erziehungspartnerschaft den Erziehungsberechtigten sowie den Schülerinnen und Schülern ein individuelles Beratungsangebot zu unterbreiten. Dieses Angebot umfasst ein Gespräch zwischen der Klassenlehrkraft oder einer Vertretung mit den Erziehungsberechtigten, in der Regel gemeinsam mit der jeweiligen Schülerin bzw. dem jeweiligen Schüler. Es soll zwischen Schuljahresbeginn und Herbstferien stattfinden und kann auch telefonisch oder digital erfolgen. Ein persönliches Gespräch ist jedoch vorzuziehen.“

Als Inhalt eines Beratungsgesprächs eigne sich zum Beispiel eine „Rückmeldung über den Lernprozess und Lernerfolg der Schülerin bzw. des Schülers an die Erziehungsberechtigten“.

Der Vorsitzende des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte, Torsten Neumann, kritisierte, dass das zehnseitige Papier erst diese Woche verschickt worden sei. Es hätte schon im Juni oder Juli den Schulen zur Verfügung stehen müssen, «bevor alle Planungen abgeschlossen sind und nicht erst, wenn das Schuljahr bereits in der dritten Woche läuft», hieß es in einer Mitteilung des Verbandes.

Sanktionen gegen Schulen, die das Papier nicht umsetzen?

In dem Papier steht zum Beispiel auch, dass alle Schulen im Falle eines Shutdown verpflichtet sind, einzelnen Schülern aller Schuljahrgänge über die Angebote der Notbetreuung hinaus beaufsichtigte Arbeitsplätze für das Distanzlernen zur Verfügung zu stellen – entsprechend ihrer sächlichen und personellen Ressourcen. Pooth forderte in der «Nordwest-Zeitung», das Arbeitspapier nicht zur Pflicht zu machen. «Keinesfalls dürfen jetzt noch Sanktionen durchgesetzt werden.» News4teachers / mit Material der dpa

Hier lässt sich das “Kompensationskonzept” des Ministeriums vollständig herunterladen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

An immer mehr Schulen häufen sich die Corona-Infektionen – Zufall?

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