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Maskengegner bedrohen Lehrer, Schulleitungen und Eltern, belästigen Kinder – und dringen in Darmstadt sogar in eine Schule ein

BERLIN. Der zunehmend radikale Widerstand gegen die Maskenpflicht in Schulen wird zum Problem. Der Landeselternbeirat der Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein musste eine Online-Umfrage zu einer möglichen Verlängerung der Maskenpflicht an Schulen abbrechen – nach Manipulationen durch Maskengegner. In Bayern tauchten Flugblätter auf, die sich augenscheinlich an Kinder richteten. In Baden-Württemberg wurden Schuleingänge beschmiert und Plakate mit Drohungen gegen Lehrer und Schulleitungen aufgestellt. In Darmstadt drangen sogar Maskengegner in eine Schule ein.

In Göppingen wurden Eingänge von Schulen zur Zielscheibe von Aktionen der Maskengegner. Foto: Screenshot / Facebook

Wie stehen Eltern zur Maskenpflicht im Unterricht? Das wollte der schleswig-hosteinische Elternbeirat der Gemeinschaftsschulen herausfinden und startete dazu eine Online-Umfrage. „Leider wurde von diversen Gruppen der Corona-Leugner und Maskenverweigerern dazu aufgerufen, unsere Umfrage zu manipulieren“, erklärt der Beirats-Vorsitzende Thorsten Muschinski. Deswegen sei die Umfrage nach etwa einem Tag abgebrochen worden. «Das ist schade. Wir wollten ein echtes Ergebnis, wie auch immer es ausgegangen wäre», betonte er. Durch die Manipulationen sei nicht nur eine demokratische Meinungsfindung verhindert worden, sondern auch die Möglichkeit, an den Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Der Plan war, die Umfrageergebnisse dem Bildungsministerium zur Verfügung zu stellen, damit es sie in Entscheidungen einbezieht.

Laut Landeselternbeirat gingen bei ihm nicht nur zahlreiche beleidigende Kommentare per Mail oder online ein, sondern Muschinski und dessen Familie wurden auch persönlich bedroht. «Da sind Grenzen überschritten worden, die einfach nicht überschritten werden dürfen», sagt der Vorsitzende. Er habe Anzeige erstattet.

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Bildungsministerin: “Aggressive Minderheit agitiert gegen die Alltagsmasken in Schulen”

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien kritisiert die Manipulationsvorwürfe und Bedrohungen scharf: «Beleidigungen und verbale Angriffe gegen einen Landeselternbeiratsvorsitzenden, der durch eine Online-Umfrage zu genau dieser Meinungsbildung beitragen wollte, sind absolut inakzeptabel», sagt die CDU-Politikerin. «Die Vorfälle und die versuchte Manipulation der Umfrage zu Mund-Nasen-Bedeckungen an Schulen zeigen, welch aggressive Minderheit gegen die Alltagsmasken agitiert und dass es den sogenannten “Maskengegnern” nicht um Erkenntnisse, sondern um Durchsetzung ihrer Ideologie geht.»

Prien betont, die Landeselternbeiräte seien demokratisch gewählte Gremien, die die Eltern an den Schulen verträten. «Ihre Arbeit ist wichtig, gerade in Zeiten großer Herausforderungen für die Schulgemeinschaft.»

Maskengegner drangen in die Schule ein und wollten Schüler belästigen

Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) hält mittlerweile Hausverbote an Schulen und Kindertagesstätten für notorische Masken-Gegner für notwendig. Es sei „nicht hinnehmbar“, dass Demonstrierende, die gegen den Mund-Nasen-Schutz protestierten, am vergangenen Mittwoch auf das Gelände eines Darmstädter Gymnasiums vorgedrungen seien. Dort hatten sie einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“ zufolge offenbar versucht, Kohlendioxidgehalt der Atemluft hinter der Maske eines Schülers zu messen. Die Schulleitung habe die Masken-Gegner abgewehrt.

Partsch erklärt laut einer Pressemitteilung der Stadt, dass er das Demonstrationsrecht für ein „hohes Gut“ und eine „Errungenschaft unserer freiheitlichen Demokratie“ halte. Wenn aber, wie dies am Mittwoch geschehen sei, „selbsternannte ‚Querdenker‘ und sonstige ‚Masken-Gegner‘ in Schulgebäude einzudringen versuchen und Schülerinnen und Schüler bedrängen und belästigen, müssen und werden wir entschlossen handeln.“

Die Leitungen von Schulen und Kitas erhalten dem Oberbürgermeister zufolge „hierfür die klare politische und auch rechtliche Rückendeckung durch die Stadt und das Staatliche Schulamt“. Ebenfalls „nicht hinnehmbar“ seien die von den Organisatoren der Bewegung oder in Internetchats auffindbare und ausgesprochene Drohungen und Beleidigungen gegen das Staatliche Schulamt, Schulen und die Polizei. „Diese werden wir in jedem Fall auf strafrechtliche Relevanz hin überprüfen“, kündigt Partsch an.

Zahlreiche Videos von Maskengegnern, die Schulen belagern, kursieren im Netz

Im Netz kursieren mittlerweile etliche Videos von Maskengegnern, die Schulen belagern und Lehrer sowie Schulleitungen angehen. In Bayern erhielten Familien Flugblätter (in einer Gestaltung, die augenscheinlich auf Kinder zielte), auf denen zum Widerstand gegen die Maskenpflicht in Schulen aufgerufen wurden.

In Göppingen (Baden-Württemberg) waren einem Bericht von „BW24“ zufolge gleich mehrere Schulen von Protest-Aktionen einiger Corona-Leugner betroffen. Vor den Eingängen waren Stofftiere mit Mund-Nasen-Schutz sowie Plakate drapiert worden, die sich gegen die neuen Corona-Schutzmaßnahmen im Land richten. Bedroht werden Lehrer und Schulleitung. „Wie könnt ihr noch ruhig schlafen?“, so heißt es. Und: „Lehrer und Schulleitung haften persönlich für jedes im Unterricht umgefallene Kind. Wir jagen euch durch alle Gerichtssäle.“ News4teachers / mit Material der dpa

„Schulen sind Hotspots des Terrors“: Corona-Skeptiker führen einen Kulturkampf gegen Masken in Schulen – und gegen Lehrer

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