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Die Durchseuchung der Kinder in Deutschland läuft weiter: RKI meldet erstmals Schüler-Inzidenz von über 1.000

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BERLIN. Deutschland durchseucht weiter seine Kinder. Wie das Robert-Koch-Institut meldet, hat die Inzidenz für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I den Wert von 1.000 überschritten – ohne dass dies nennenswerte Konsequenzen für den Kita- und Schulbetrieb hätte. Lediglich die Maskenpflicht im Unterricht wird wieder eingeführt, wie die Bund-Länder-Konferenz gestern beschloss. Das RKI verzeichnet unterdessen eine rasant steigende Zahl von Ausbrüchen in Kitas und Schulen.

Coronaviren (orange eingefärbt) unter dem Elektronenmikroskop. Foto: NIAID / Wikimedia Commons CC BY 2.0

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schlägt weiter Alarm. Der gestern Abend erschienene Wochenbericht weist für Gesamtdeutschland unter den Fünf- bis Neunjährigen eine Rekord-Inzidenz von 953 aus, unter den Zehn- bis 14-Jährigen sogar von 1.067. Damit hat sich die Zahl der offiziell registrierten Neuansteckungen unter Schülerinnen und Schülern binnen drei Tagen mehr als verdoppelt.

Keine Altersgruppe weist höhere Inzidenzen auf, nie zuvor waren solche Werte unter Schülerinnen und Schülern gemessen worden – obwohl in den Schulen bereits seit einem halben Jahr regelmäßig getestet wird.

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Kleiner Hoffnungsschimmer: Die Steigerungsdynamik scheint etwas nachzulassen. Gemessen an den Inzidenz-Sprüngen der Vorwochen fiel das Wachstum gegenüber der Vorwoche relativ moderat aus (bei den Zehn- bis 14-Jährigen beispielsweise um 126 Punkte – nach 209 Punkten eine Woche zuvor und 316 zwei Wochen zuvor).

Weniger Dynamik? “Könnte auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst zurückzuführen sein”

Allerdings warnt das RKI vor falschen Vorstellungen: „Der starke Anstieg der 7-Tage-Inzidenz in den letzten Wochen hat sich in der vergangenen Woche nicht fortgesetzt. Dies kann einerseits ein erster Hinweis auf eine sich leicht abschwächende Dynamik im Transmissionsgeschehen aufgrund der deutlich intensivierten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung sein. Es könnte aber regional auch auf die zunehmend überlasteten Kapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst und die erschöpften Laborkapazitäten zurückzuführen sein.“

Das Infektionsgeschehen unter den Kindern und Jugendlichen zieht die Zahlen offensichtlich insgesamt aber weiter nach oben; der Wochenbericht weist eine Gesamtinzidenz für Deutschland von 479 aus. Vor sieben Wochen hatte sie noch bei 78 gelegen.

„Die aktuelle Entwicklung ist sehr besorgniserregend und es ist zu befürchten, dass es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden“, so schreibt das RKI. Bislang sind dem RKI 35 validierte Covid-19-Todesfälle bei unter 20-Jährigen übermittelt worden.

„Deshalb sollte ab sofort jeder Bürger und jede Bürgerin möglichst alle anwendbaren Maßnahmen umsetzen. Es ist unbedingt erforderlich, bei Symptomen einer neu auftretenden Atemwegserkrankung wie z. B. Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten (unabhängig vom Impfstatus) zuhause zu bleiben, die Hausarztpraxis zu kontaktieren und einen PCR-Test durchführen zu lassen. Grundsätzlich sollten alle nicht notwendigen Kontakte reduziert werden. Sofern Kontakte nicht gemieden werden können, sollten Masken getragen, Mindestabstände eingehalten und die Hygiene beachtet werden. Innenräume sind vor, während und nach dem Aufenthalt mehrerer Personenregelmäßig und gründlich zu Lüften (AHA+L-Regel). Das RKI rät dringend dazu, größere Veranstaltungen und enge Kontaktsituationen, wie z. B. Tanzveranstaltungen, möglichst abzusagen. (…) Alle diese Empfehlungen gelten auch für Geimpfte und Genesene.“ Die Abstandsregel gilt in Schulen nach Beschlüssen der Länder nicht.

Noch ohne Impfung sind rund 47 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen. In dieser Altersgruppe liegt die Quote der symptomatischen Fälle bezogen auf 100.000 Personen für Geimpfte bei unter 50 – bei Ungeimpften bei über 350, also mehr als sieben Mal so hoch. Ähnlich sieht es bei den Hospitalisierungen aus: Hier liegt die Quote für geimpfte Kinder und Jugendliche bei 0,5 – für Ungeimpfte bei über 2,5, also etwa fünf Mal so hoch.

Alle vier Kurven zeigen nach oben. Das heißt: Es stecken sich nicht nur immer mehr Kinder und Jugendliche an. Innerhalb der Gruppe der infizierte Kindern und Jugendllichen wachsen auch die Anteile derjenigen, die Symptome zeigen und im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Corona-Folgen für die Zwölf- bis 17-Jährigen werden also schlimmer.

Quelle: Robert-Koch-Institut, Wochenbericht vom 2. Dezember 2021

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hatte unlängst behauptet, „unsere Schulen wirken wie ein Hygienefilter für Kinder und Jugendliche“. Dafür findet sich auch im neuen RKI-Wochenbericht kein Beleg. Im Gegenteil: Die Bundesbehörde registriert weiter ein Rekord-Niveau von Corona-Ausbrüchen an Kitas und Schulen, der lediglich kurzzeitig gebremst wurde – durch die Herbstferien.

„In beiden Settings wurden Anfang November etwa 3-mal mehr Ausbrüche pro Woche übermittelt als im Vorjahr zu dieser Zeit“

„Die Zahl an übermittelten Kita-Ausbrüchen nahm seit Anfang Oktober 2021 wieder deutlich zu und überstieg Mitte November 2021 das Höchstniveau der zweiten Welle, welches im Vorjahr erst Mitte Dezember beobachtet werden konnte. Für die letzten vier Wochen (MW 44-47/2021) wurden bisher insgesamt 493 Ausbrüche übermittelt. Der weitere Verlauf der Ausbruchshäufigkeit in Kitas kann wegen Nachmeldungen noch nicht gut bewertet werden.“, so heißt es. Bei den Kitas ist allerdings zu berücksichtigen, dass dort – anders als bei den Schulen – keine Testpflicht herrscht; das RKI geht deshalb von einer „größeren Untererfassung“ aus, wie News4teachers berichtet.

Bei den Schulen, in denen eine Testpflicht besteht, ist das Bild entsprechend deutlicher – und krasser: „Bei der Zahl der übermittelten Schulausbrüche konnte seit Mitte Oktober 2021 wieder ein sehr rascher Anstieg beobachtet werden. Seitdem überstieg die Zahl der Schulausbrüche bei Weitem das Niveau der zweiten und dritten Welle. Bisher wurden 1.536 Schulausbrüche für die letzten vier Wochen (MW 44-47/2021) übermittelt, doch auch hier sind insbesondere die letzten zwei Wochen noch nicht bewertbar.“

In der Vorwoche hatte das RKI mit Blick auf Kitas und Schulen festgestellt: „In beiden Settings wurden Anfang November etwa 3-mal mehr Ausbrüche pro Woche übermittelt als im Vorjahr zu dieser Zeit. (…) Bei der zugenommenen Ausbruchshäufigkeit spielen vermutlich die leichtere Übertragbarkeit der Delta-Variante und auch die ausgeweiteten Testaktivitäten eine Rolle, wobei Infektionen, auch asymptomatische, frühzeitig erkannt werden.“

Hier geht es zum aktuellen Corona-Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts.

Mehr Schutz! Das RKI spricht sich gegen Durchseuchung von Kita-Kindern und Schülern aus

 

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