Website-Icon News4teachers

KMK-Präsidentin Prien hat keine Lust mehr auf Corona: “Test und Masken in Schulen allmählich beenden!”

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien, fordert Lockerungen der Corona-Maßnahmen an Schulen. «Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst an den Schulen», sagt die schleswig-holsteinische CDU-Bildungsministerin der «Bild»-Zeitung. Wenn ab Mitte Februar, Anfang März geöffnet werde, müsse auch an Schulen gelockert werden. Der Deutsche Lehrerverband warnt. Und Prien sorgt mit einem Tweet zu verstorbenen Kindern für Empörung.

Porträt Karin Priens
War Bildungsexpertin in Armin Laschets „Zukunftsteam“ und ist jetzt KMK-Präsidentin: Karin Prien. Foto: Frank Peter / Staatskanzlei Schleswig-Holstein

«Sport und Musikunterricht muss wieder in vollem Umfang stattfinden. Das Testen muss schrittweise enden. Spätestens Ende März reichen wahrscheinlich auch zwei Tests pro Woche», erklärt Prien gegenüber «Bild». Schrittweise müsse die Testpflicht zur «Testmöglichkeit» werden. Auch die Maskenpflicht müsse nach und nach fallen, zuerst im Klassenraum am Platz, dann im Gebäude.

Anzeige

Nach Daten des RKI sind seit dem Jahreswechsel 100.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland symptomatisch an Covid-19 erkrankt

Zahlen der Kultusministerkonferenz zufolge waren in der vergangenen Woche in Deutschland trotzdem etwa sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler und rund drei Prozent der Lehrkräfte entweder akut infiziert oder in Quarantäne. Die offiziellen Inzidenzen sind bei den Fünf- bis Neunjährigen auf 3.598 gestiegen, bei den Zehn- bis 14-Jährigen auf 3.736. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts sind seit dem Jahreswechsel 100.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland symptomatisch an Covid-19 erkrankt. Wissenschaftler warnen vor Mehrfachinfektionen – und Langzeitfolgen. Long Covid unter Kindern ist weitgehend unerforscht.

Schülervertreter hatten mit einem offenen Beschwerdebrief und einer Internetaktion unter dem Motto #WirWerdenLaut der Politik einen «Durchseuchungsplan» vorgeworfen. Sie sprechen sich gegen die Präsenzpflicht aus und fordern kleinere Lerngruppen, PCR-Pooltests und Luftfilter in allen Schulen. Prien hatte sich danach mit Schülervertretern ausgetauscht – allerdings mit anderen, die sich offenbar weniger kritisch zeigten.

Warum denn zu dem Treffen nicht die – deutlich kritischeren– Initiatoren der Schülerinitiative #WirWerdenLaut eingeladen worden waren, die Sprecherinnen und Sprecher von immerhin mehr als 100 Schülervertretungen aus ganz Deutschland, wollte eine Schülerin von der KMK-Präsidentin via Twitter wissen. Die antwortete schnippisch: «Leute kommt mal runter, mein Gesprächsangebot steht seit Freitag, zunächst ohne Reaktion. Heute nochmal erneuert. Details werden noch geklärt.»

“Die Omikronwelle hat den Schulbetrieb nach wie vor fest im Griff, auch wenn es gelungen ist, den Präsenzbetrieb weitgehend aufrecht zu erhalten”

Auf Twitter sorgt derweil eine weitere Äußerung der KMK-Präsidentin im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie für Wirbel. Eine Nutzerin schrieb: «Wir haben in den letzten 4 Wochen 17 tote Kinder gehabt. 17 – in VIER Wochen. Und es geht immer schneller. Bis Oktober 21 hatten wir 27 tote Kinder, seit Oktober 38. Also in 4,5 Monaten mehr als in 18 Monaten. Insgesamt sind 65 Kinder verstorben. FÜNFUNDSECHZIG.»

Prien antwortete am Freitagabend: «Bitte differenzieren: Kinder sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit COVID_19 und nur extrem selten wegen COVID_19.» Diese Antwort zog zahlreiche – teils auch beleidigende – Reaktionen nach sich. Viele werfen der Politikerin nun Empathielosigkeit vor und verlangen eine Entschuldigung.

  • So schreibt der Arzt Dr. med. Marc Hahnefeld: «Puh Frau Prien. Echt Hardcore. Dass Sie ideologisch verblendet sind, war klar. Dass Sie hier tote Kinder verhöhnen, dass ist eine neue Qualität.»
  • Der Familienanwalt Thorsten Frühmark postet: «Ein Schlag in das Gesicht von Eltern mit vorerkrankten Kindern, darauf hinzuweisen, dass Kinder nicht an, sondern mit Covid-19 sterben.»
  • Der Mediziner Dr. med. Christian Kröner meint: «Man darf Dissens haben, aber man darf nicht als Kultusministerin tote Kinder verhöhnen. Frau Prien, treten Sie zurück!»

Der Hashtag #Prienruecktritt trendete.

Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbands gibt es in den Schulen noch keine Entspannung der Corona-Lage. «Die Omikronwelle hat den Schulbetrieb nach wie vor fest im Griff, auch wenn es gelungen ist, in der Fläche den Präsenzbetrieb weitgehend aufrecht zu erhalten», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger.

Die enorm hohen Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen hätten die Testkonzepte an den Rand des Scheiterns gebracht. «Wir warnen davor, bei ersten Anzeichen eines Rückgangs der Neuinfektionen sofort Gesundheitsschutzmaßnahmen wie regelmäßige Testungen und die Maskenpflicht zurückzunehmen und abzubauen.» Die Infektionszahlen dürften nicht durch zu frühe Lockerungen nochmals hochgetrieben und dadurch der flächendeckende Präsenzunterricht erneut gefährdet werden. News4teachers / mit Material der dpa

100.000 Kinder sind seit Jahresbeginn symptomatisch an Corona erkrankt – Bildungssenator sieht „Zeichen der Hoffnung“

Die mobile Version verlassen