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„Zahl der Krankmeldungen wird steigen“: Schüler und Lehrer fordern, Maskenpflicht in Schulen beizubehalten

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BERLIN. Immer mehr Landesregierungen kündigen – unter Verweis auf das neue, von der Ampel-Koalition beschlossene Bundesinfektionsschutzgesetz – ein Ende der Maskenpflicht in Schulen an. Gestern vollzog Brandenburg den Schritt zum 2. April, nachdem bereits etliche Bundesländer (darunter Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen) vorgeprescht waren. Bildungsgewerkschaften warnen allerdings davor, dass die Schulen angesichts der Corona-Pandemie und des zurzeit hohen Infektionsgeschehens an ihre Belastungsgrenze kommen. Und die Schülerinitiative #WirWerdenLaut beschreibt Schulen als „Infektionstreiber“.

Immer mehr Kinder und Lehrkräfte werden mit dem Coronavirus infiziert. Foto: Shutterstock

„Vor dem Hintergrund täglich neuer Rekord-Inzidenzen verurteilen wir die Entscheidung der Ampel zutiefst, zum aktuellen Zeitpunkt Lockerungen anzustreben, während viele Kinder und Jugendliche noch auf einen Impfschutz warten müssen. Wir erleben tagtäglich Unterrichtsausfälle, neue Ansteckungen und Lehrkräfte, die sich in Quarantäne befinden“, so heißt es in einer Pressemitteilung der Schülerinitiative #WirWerdenLaut, die unlängst mit einer Petition für Aufsehen gesorgt hat. „Der daraus resultierende Unterrichtsausfall trifft besonders Abschlussjahrgänge, die nach zwei Jahren Pandemie auf eine intensive Prüfungsvorbereitung in Präsenz mehr denn je angewiesen sind.“

„Auch als Zeichen der Solidarität müssen Kinder und Jugendliche weiterhin geschützt werden“

Weiter heißt es: „Wir Schüler:innen weisen die Behauptung entschieden zurück, dass das Testen eine nicht hinnehmbare Belastung darstelle. Das regelmäßige Testen gibt uns vielmehr Sicherheit und ermöglicht die Durchführung klassenübergreifenden Lernens und Aktivitäten mit engerem Körperkontakt oder erhöhter Aerosolbildung.“ Es gelte, Infektionen frühzeitig aufzudecken und betroffene Schülerinnen und Schüler zu isolieren, um die übrige Lerngruppe und ihre Familien zu schützen.

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„Auch als Zeichen der Solidarität müssen Kinder und Jugendliche weiterhin geschützt werden“, so meinen die Initiatoren. Sie verweisen darauf, dass die Ständige Impfkommission erst seit Mitte Dezember 2021 die Corona-Schutzimpfung für Kinder ab fünf Jahren mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Risikopersonen empfehle. „Selbst wer sich noch am gleichen Tag hat impfen lassen, wird den Booster-Impfstoff nicht vor Ende April erhalten können. Zugleich liegt in der Altersgruppe von 5 bis 14 Jahren die höchste Inzidenz vor“, schreiben die Schülerinnen und Schüler.

Sie fordern deshalb eine Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken in allen Schulinnenräumen („denn selbst FFP2-Masken haben einen größeren Fremd- als Eigenschutz“), die Bereitstellung kostenloser FFP2-Masken für alle Schülerinnen und Schüler sowie die Fortführung der Testpflicht an drei Tagen in der Woche und die tägliche Testung für mindestens 14 Tage, wenn es einen positiven Fall in der Lerngruppen gibt.

„Zwar scheint die Omikronvariante im Vergleich weniger gefährlich zu sein, aber ihre hohe Infektiosität macht sie mindestens genauso gefährlich wie vorangegangene Varianten. Schulen werden zu Hotspots und die Aufhebung von Test- und Maskenpflicht birgt die Gefahr, dass junge Menschen das Virus in ihre Familien tragen und Hochrisikopersonen damit in Kontakt kommen“, so schreiben die Schüler. Und postulieren mit Blick auf die Bundesregierung: „Das Ende der Pandemie kann nur rein evidenzbasiert proklamiert werden, nicht aber durch politischen Aktionismus.“

“Wir appellieren an alle politisch Verantwortlichen, an der Maskenpflicht ebenso wie an Hygiene- und Testkonzepten festzuhalten”

Lehrkräfte schlagen in dieselbe Kerbe. «Der corona-bedingte Ausfall von Lehrkräften trifft die Schulen aktuell heftig», sagt auch Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Die Zahl der Krankmeldungen wird in den nächsten Wochen weiter steigen, weil die Corona-Schutzmaßnahmen weitestgehend fallen sollen beziehungsweise bereits einkassiert worden sind», warnt sie. Dies sei eine falsche Entscheidung der Politik. Bensinger-Stolze betont: «Wir appellieren an alle politisch Verantwortlichen, an der Maskenpflicht ebenso wie an Hygiene- und Testkonzepten festzuhalten, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Die Lehrkräfte arbeiten bereits jetzt am Limit.»

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagt gegenüber dem RND: «Die Dynamik der Omikronvariante sorgt in den Schulen für ein immer dramatischeres Infektionsgeschehen und vermehrte Ausfälle von Lehrkräften durch eigene Infektionen und Quarantäne.» Das verstärke den Teufelskreis, dass die verbliebenen Lehrkräfte, die nicht krank seien, immer stärker belastet würden. «Teilweise werden Stundenpläne wochenweise ausgegeben, da eine längerfristigere Planung nicht mehr möglich ist», sagt Beckmann. «Wir spüren in den Schulen Tag für Tag, wie sehr es sich jetzt mehr denn je rächt, dass die Politik den Schulen über Jahre hinweg die personelle Ausstattung verweigert hat, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben gebraucht hätten und brauchen», beklagte Beckmann. News4teachers / mit Material der dpa

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