DÜSSELDORF. Angesichts der Herausforderungen durch die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine und den hohen Infektionszahlen fordert die Landesvorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen Ayla Çelik, den Schulbesuch abzusichern – und die Maskenpflicht beizubehalten. Auch der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann hält es für falsch, in der derzeitigen Lage den Krankenstand unter Lehrkräften in die Höhe zu treiben.
Im Lichte der Aufnahme hunderttausender ukrainischer Geflüchteter in Nordrhein-Westfalen, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW die dauerhafte Absicherung des Schulbesuchs und der frühkindlichen Bildung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen. „Zu den Belastungen der Pandemie treten nun diese weiteren Herausforderungen. Deshalb brauchen Schulen endlich mehr Mittel und mehr Personal, um den Schulbesuch abzusichern. Die Expertise ist in den Schulen vorhanden, es fehlt Unterstützung: Es mangelt an Finanzen, Personal – auch Übersetzer*innen – und an Räumen“, so die Vorsitzende Ayla Çelik. In dieser Situation und bei hohen Infektionszahlen zusätzlich die Corona-Schutzmaßnahmen gänzlich abzubauen, sei überstürzt und unverständlich.
„Im Vordergrund kann an den Schulen nicht die Leistungsbeurteilung stehen. Entlastungen von Verwaltungsaufgaben sind jetzt wichtig. So entstehen Freiräume für das pädagogische Arbeiten. Kinder und Jugendliche müssen aufgefangen werden. Geflüchtete Kinder, egal woher sie stammen, haben ein Recht auf Bildung“, so die GEW-Landesvorsitzende. Zu bedenken sei, dass viele Geflüchtete perspektivisch wieder in ihre Heimat zurückwollen, sobald die Situation es zulässt. Deshalb sei es wichtig, auch die Möglichkeit zu ukrainischem Distanzunterricht aufrechtzuerhalten, solange die Situation in der Ukraine dies erlaube.
In dieser schwierigen Situation kritisiert die GEW NRW den Wegfall von Corona-Schutzmaßnahmen in Kitas und Schulen im April. „Es ist nicht zu verstehen: Während die Inzidenzen durch die Decke gehen, werden Basis-Schutzmaßnahmen, nämlich die Maskenpflicht und die Tests in Schulen und Kitas eingestellt. Und das ohne andere Sicherheitsbausteine zu nutzen wie beispielsweise Luftfilter.“
„Wie dann Präsenzunterricht und Kita-Alltag verlässlich aufrechterhalten werden können, steht in den Sternen”
Es sei zu befürchten, dass sich die Infektionszahlen ohne Schutzmaßnamen noch sehr viel stärker erhöhen und deshalb noch mehr Kinder, Jugendliche, Erzieher*innen und Lehrer*innen erkranken werden. „Wie dann Präsenzunterricht und Kita-Alltag verlässlich aufrechterhalten werden können, steht in den Sternen. Jedes Kind, das krankheitsbedingt so der Bildung fernbleiben muss, erlebt noch mehr Einschränkungen durch die Pandemie, als es mit Maske und Tests würde. Sichere Präsenz wird so nicht erreicht. Das ist Pandemiepolitik im Blindflug, die niemandem hilft. Sicherer wäre es, die Hotspot-Regelung zu nutzen, um eine Beibehaltung der Sicherheitsmaßnahmen zumindest bis zu den Osterferien zu ermöglichen“, so Ayla Çelik
Angesichts des dramatischen Infektionsgeschehens und aufgrund der durch die Bundesregierung beschlossenen Abschwächung des Infektionsschutzes stand das Thema Corona auch im Fokus der VBE-Bundesvorstandssitzung am Wochenende.
Die Rückmeldungen aus den 16 Landesverbänden haben gezeigt, wie dramatisch die Situation im Schulsystem ist. Vor diesem Hintergrund stellt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), im Einklang mit den Landesverbänden fest: „Angesichts neuer Rekorde bei den Inzidenzwerten und dem ohnehin überproportional hohen Infektionsgeschehen unter Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter, ist es nicht zu verantworten, dass die Maskenpflicht in den Schulen vollkommen oder in weiten Teilen fällt.“
Zwar stimme der VBE mit der Politik in der Einschätzung überein, dass Schule ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag am besten erfüllen kann, wenn Präsenzunterricht gewährleistet sei. „Um dies sicherzustellen, braucht es aber gerade jetzt, im Hinblick auf die extremen Infektionszahlen, weiterhin die Schutzfunktion, die durch eine Maskenpflicht erzielt wird. Denn Präsenzunterricht ist nur möglich, wenn die personellen Voraussetzungen dafür gegeben sind“, sagt Beckmann.
“Wir können es uns nicht leisten, die Maskenpflicht aufzugeben, da dies zwangsläufig zu zusätzlichen personellen Ausfällen führen wird”
Er betont: „Bereits jetzt arbeiten die Schulen mit einer personellen Unterdeckung. Vor diesem Hintergrund können wir es uns nicht leisten, wirksame Infektionsschutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht aufzugeben, da dies zwangsläufig zu zusätzlichen personellen Ausfällen führen wird. Gleichzeitig trägt die Maskenpflicht zur Sicherung der Teilhabe der Schülerinnen und Schüler am Unterricht bei. Wenn Politik ernsthaft daran interessiert ist, dass das System Schule nicht kollabiert, muss sie sicherstellen, dass die Maskenpflicht in den Schulen zunächst mindestens bis zu den Osterferien aufrecht erhalten bleibt, um dann je nach Infektionslage neu entscheiden zu können. Kolleginnen und Kollegen in den Schulen leisten seit Monaten alles Menschenmögliche, um trotz extremer Belastungen ein anspruchsvolles Bildungsangebot aufrecht zu erhalten.“ News4teachers
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