BERLIN. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will 45 Millionen Euro in bessere Bildungsangebote in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaft, Informatik und Technik (kurz: Mint) investieren. «Die Mint-Fachkräftelücke gefährdet Deutschlands Wohlstand und Innovationsfähigkeit», meint die FDP-Politikerin. Ihr Aktionsplan zielt im Ministeriumssprech darauf ab, «die schulische und außerschulische Bildung enger zu vernetzen». Tatsächlich aber geht es wohl darum, die Mint-Bildung nicht völlig zusammenbrechen zu lassen – der gravierende Fachlehrermangel schlägt durch.
«Wir können es uns nicht länger leisten, Mint-Potenzial ungenutzt zu lassen. Wir brauchen die Fachkräfte, um die großen Herausforderungen wie den Klimawandel zu meistern», betont Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger. Deshalb soll es verstärkt qualitativ hochwertige Lernangebote schon in Kitas, Horten und Grundschulen geben. Auch Mädchen, sozial benachteiligte Kinder und junge Migranten sollen mit dem neuen Plan stärker als bislang gefördert werden. Der Plan sieht ebenfalls vor, Eltern stärker in den Berufswahlprozess einzubeziehen, um Jugendliche und junge Erwachsene für eine Ausbildung oder ein Studium in den Mint-Bereichen zu begeistern.
Das Problem: Lehrkräfte fehlen. Bereits im Dezember schlug die Kultusministerkonferenz (KMK) Alarm. Bundesweit bestehen für alle Lehrämter in den Fächern Mathematik, Chemie und Physik, für den Sekundarbereich II / Gymnasien im Fach Informatik sowie bei beruflichen Lehrkräften vor allem in den Fachrichtungen Metall-, Elektro- sowie Fahrzeugtechnik aber auch in der Pflege und Sozialpädagogik perspektivisch hohe Einstellungsbedarfe. Mancherorts ist der Lehrkräftemangel in den Mint-Fächern bereits so dramatisch, dass die Schulen „auf Unterstützung von Bewerberinnen und Bewerbern angewiesen (sind), die keine reguläre Lehramtsbefähigung aufweisen“, wie es in dem Beschlusspapier der KMK heißt. „In jedem Fall ist es im Sinne einer Qualitätssteigerung des Unterrichts zielführend, bisweilen sogar unerlässlich, die Anzahl an Lehramtsstudierenden in diesen Fächern zu erhöhen.“
«Mit 45 Millionen Euro wollen wir starke Impulse für eine bessere Mint-Bildung setzen und die Kooperation auf allen Ebenen stärken»
Doch selbst wenn das gelingen sollte – bis der Nachwuchs in den Schulen ankommt, vergehen Jahre. So lange aber will die Wirtschaft offenbar nicht warten. Stark-Watzinger setzt deshalb auf externe Hilfe für die Schulen. «Mit 45 Millionen Euro wollen wir starke Impulse für eine bessere Mint-Bildung setzen und die Kooperation auf allen Ebenen stärken», sagt sie. Mit sogenannten Mint-Clustern unterstützte das Ministerium bereits «kraftvoll» den Ausbau und die Koordination von außerschulischen MINT-Bildungsangeboten (aber eben nicht kraftvoll genug, weshalb die Mittel jetzt aufgestockt werden). Zahlreiche Cluster hätten sich bereits mit Schulen vernetzt und eine Zusammenarbeit aufgebaut. Zu den geförderten Maßnahmen zählen unter anderen die Initiative Haus der kleinen Forscher und Schülerwettbewerbe wie Jugend forscht.
„Umgekehrt gilt: Viele Schulen kooperieren bereits eng mit Schülerlaboren oder Unternehmen, mir Mint-Bildungsinitiativen, Science Centern, Museen und Bibliotheken oder bieten in der Schule Computer-Kurse von externen Partnern an. Diese Zusammenarbeit wollen wir durch zusätzliche Anreize stärken, um die Vernetzung von Schulen mit außerschulischen Akteuren weiter zu steigern“, so heißt es in einer Pressemitteilung. Nach den Sommerferien werde das Ministerium einen Wettbewerb ausrufen, um bis Jahresende bestehende außerschulisch-schulische Kooperationen in der Mint-Bildung auszuzeichnen. Über den Preis sollen diese sichtbar und bekannter gemacht werden, um die Kooperationen in die Fläche zu bringen. Die Auszeichnung richtet sich an außerschulische Initiativen und Akteure, die sich bereits mit allgemein- und berufsbildenden Schulen vernetzt haben und ihre Erfahrungen teilen können.
Die Kultusminister setzen bei der Werbung um Berufsnachwuchs stark auf die Lehrkräfte selbst: „Wie Abiturientinnen und Abiturienten Mint-Fächer rezipieren, wird wesentlich durch ihre vorschulischen, insbesondere aber durch ihre schulischen Erfahrungen beeinflusst. Wenn ihnen der Unterricht Freude bereitet und ihr Interesse weckt, werden sie eher geneigt sein, ein Mint-Fach auf erhöhtem Anforderungsniveau zu wählen bzw. ein Studium und eine spätere Berufstätigkeit in diesem Bereich anzustreben. Um ein Lehramtsstudium in diesem Bereich in Erwägung zu ziehen, wird vor allem das Erleben der Mint-Lehrkräfte von Bedeutung sein. Werden diese als Vorbilder wahrgenommen, erscheint ein entsprechender Studien- und Berufswunsch eher wahrscheinlich.“
Im Umkehrschluss heißt das: Ohne geeignete Lehrkräfte sinkt die Bereitschaft, ein Mint-Studium aufzunehmen – auch fürs Lehramt. Ein Teufelskreis. News4teachers / mit Material der dpa
KMK sucht händeringend MINT-Lehrer-Nachwuchs – Lehrkräfte sollen über Berufsmessen tingeln