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Kommunen erwägen ernsthaft, Temperaturen in Klassenräumen im Winter (noch weiter) zu senken – Eltern protestieren

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DÜSSELDORF. Energie wird knapp und immer teurer. Nicht nur Unternehmen, auch die Städte sitzen an Krisenplänen – wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeigt. Schon bald könnte es dort nur noch kaltes Wasser in Turnhallen und heruntergeregelte Heizungen in Schulen und Behörden geben. Das löst bereits Kritik aus. Der Landeselternrat fordert, die Klassenräume von Sparmaßnahmen auszunehmen.

In den vergangenen beiden Corona-Wintern führte das Dauerlüften zu niedrigen Temperaturen in Klassenräumen. Die drohen jetzt wieder wieder – zumal dann, wenn auch noch beim Heizen gespart wird.  Foto: Shutterstock

Wo es geht, Straßenlaternen und Ampeln nachts ausschalten, nur noch kaltes Wasser in städtischen Turnhallen, kühlere Klassenzimmer im Herbst und Winter: Landesweit diskutieren nordrhein-westfälische Städte Sparpläne als Reaktion auf die drohende Energiekrise und Gasknappheit. Dass Schulen davon unberührt bleiben, ist unwahrscheinlich: In Kommunen wird der größte Teil des Energieverbrauchs durch den Gebäudebestand und hier insbesondere durch Schulgebäude verursacht.

Die Städte prüften Einsparmöglichkeiten und wollten ihre Konzepte in den nächsten Wochen vorlegen, sagte eine Sprecherin des Städtetages NRW. Vielfach sollen die Stadtparlamente darüber abstimmen – zum Beispiel in Köln noch im August, wie die Stadt mitteilte. Doch das löst nicht überall Begeisterung aus, vor allem Sparpläne beim Heizen für den kommenden Herbst und Winter sind umstritten.

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«Energie einzusparen ist jetzt Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Damit wir im Winter warme Wohnungen haben, müssen wir schon im Sommer sparen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages und Geschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy.

«Wenn ihr sparen wollt, dreht doch mal den Abgeordneten die Heizung ab – nicht immer den Schwächsten»

«Nicht schon wieder an den Schulkindern sparen», fordert die Vorsitzende der Landeselternkonferenz, Anke Staar. Erst hätten die Schüler in der Corona-Pandemie bei aufgerissenen Fenstern gefroren, jetzt sollten die Klassenzimmer nicht mal mehr richtig geheizt werden.

Hintergrund: Nur wenige Kommunen in NRW haben mobile Luftfilter, die Corona-belastete Aerosole aus der Atemluft filtern und deshalb die Notwendigkeit zur Fensterlüftung auf ein normales Maß reduzieren, für die Kitas und Schulen angeschafft. Während der Landtag in Düsseldorf mit Dutzenden Geräten ausgestattet wurden, förderte die Landesregierung die Anschaffung für Schulen nur für Räume, die sich nicht ausreichend belüften lassen (die deshalb eigentlich gar nicht für den Unterricht geeignet sind). Entsprechend wenige Anträge gingen ein. In allen anderen Klassenzimmern hieß es auch im Winter: Fenster auf!

Die kommunale «Giftliste» umfasst nun zahlreiche mögliche Posten: bestimmte Straßenlaternen und Ampeln nachts ausschalten, Verzicht auf warmes Wasser in Rathäusern, Museen und Sporthallen, Klimaanlagen und die Wassertemperatur in Schwimmbädern herunterregeln, Lüftungen ausschalten, auf Außenbeleuchtung von historischen Gebäuden verzichten, schneller auf LED umrüsten. Wenn die Heizperiode beginnt, werde es auch um die Temperatur in öffentlichen Gebäuden, Verwaltungen und Schulen gehen, betont der Städtetag. Außerdem müssten deutlich mehr Solaranlagen auf die Dächer öffentlicher Gebäude.

Die Stadt Hilden hat bereits vergangene Woche angekündigt, in zahlreichen Schulen und Turnhallen bis Ende September 2022 die Heizungen sowie zentrale Warmwasserbereitungsanlagen abzustellen. «Indem wir darauf verzichten, durchgehend warmes Wasser vorzuhalten, können wir unseren Gasverbrauch erheblich senken», begründete der Hildener Baudezernent Peter Stuhlträger den Schritt.

Die Stadt Essen gründete vergangene Woche eine Projektgruppe, die Sparpotenziale identifizieren soll. «Schon kleine Maßnahmen helfen», hieß es in einer Mitteilung. Das reiche vom Ausschalten des Lichts bei nicht dauerhaft genutzten Räumen und niedrigeren Raumteperaturen bei längerer Abwesenheit bis zum generellen Absenken von Raum- und Wassertemperaturen in städtischen Gebäuden. Auch die Stadt Münster prüft «Maßnahmen zur Energieeinsparung in der kommenden Hallenbadsaison», wie sie mitteilte.

«Die Schulen hätte man längst mit Solaranlagen und Wärmepumpen unabhängig machen können vom Gas»

Bei den Schulen rächten sich jahrzehntelang fehlende Investitionen, kritisierte Staar. «Die hätte man längst mit Solaranlagen und Wärmepumpen unabhängig machen können vom Gas, aber an den Kindern wurde immer gespart», sagt Elternsprecherin Staar. «Wenn ihr sparen wollt, dreht doch mal den Polizisten, Verwaltungen und Abgeordneten die Heizung ab – nicht immer den Schwächsten», so die Elternvertreterin.

Energieeffizienz sei ein Dauerthema, an dem die Stadt schon lange arbeite, sagte ein Sprecher der Stadt Dortmund. Vieles sei bereits umgesetzt, neue kurzfristige Maßnahmen entwickelten da kaum noch Durchschlagskraft. So sorge das Abschalten der Warmwasserversorgung in städtischen Turnhallen doch nur dafür, dass die Menschen stattdessen zu Hause duschten – unter dem Strich wäre damit kaum etwas gewonnen.

Bund und Land sollten den Kommunen klare Vorgaben zu Standardabsenkungen machen, damit Verwaltungen und Bürger nicht «wie schon bei Corona geschehen – mit einem Flickenteppich an Einzelregelungen allein» gelassen würden, forderte ein Sprecher der Stadt Duisburg. News4teachers / mit Material der dpa

Ein Kommentar von der Facebook-Seite von News4teachers:

Keine Luftfilter, kein Gas zum Heizen: Lehrern und Schülern droht ein noch schlimmerer Winter als in den vergangenen beiden Jahren

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