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Warum es Sinn macht, Instagram, TikTok und Spotify im Musikunterricht zu nutzen

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KARLSRUHE. Die Digitalisierung des Unterrichts macht auch vor dem Musikunterricht nicht halt. Ein stärkeren Einbezug digitaler Musikformen kann mehr Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur Musik eröffnen, ist der Karlsruher Musikdidaktiker Marc Godau überzeugt.

Musik vom Smartphone? Gehört für praktisch alle Jugendlichen zum Alltag. Foto: Shutterstock

Wer in seiner Freizeit Klavier, Cello oder Violine spielt, hat es im Schulmusikunterricht häufig leichter. Aber dieser Weg steht nicht allen Kindern offen und viele Jugendliche können oder wollen nicht über viele Jahre ein Musikinstrument lernen. Oder sie haben wenig Bezug zu klassischer Musik und den damit verbundenen Musikpraxen. Ein Smartphone oder Tablet haben hingegen fast alle und verstehen damit vielfach virtuos umgehen.

Warum also nicht die Möglichkeiten und Praktiken der digitalen Gesellschaft in den Musikunterricht integrieren und dadurch mehr Kindern und Jugendlichen einen Zugang zum Musiklernen und Musikmachen eröffnen? Genau darauf setzt Marc Godau, Professor für Musikpädagogik und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA).

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In seiner Forschung zu musikdidaktischen Fragen der Digitalisierung nimmt Godau besonders das Musikmachen und Musiklernen mit digitalen Technologien wie Smartphones, Laptops oder im Internet in den Blick. Außerdem entwickelt der aktive Sänger, Gitarrist und iPadist neue Unterrichtskonzepte, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, mit analogen und digitalen Musikinstrumenten Populäre Musik zu erfinden. „Kinder und Jugendliche sollten auch im Unterricht die Musik machen können, die für sie relevant ist“, sagt der ehemalige Musik- und Deutschlehrer. Schon in seiner Doktorarbeit hatte sich Marc Godau mit Gruppenprozessen beim selbstständigen Klassenmusizieren mit Populärer Musik beschäftigt.

„Musikunterricht sollte Schülerinnen und Schülern vermitteln: Auch du kannst Musik machen!‘, ihnen Partizipationsmöglichkeiten schaffen“, ist der Musikdidaktiker überzeugt, der früher in einer Rockband gespielt hat und jetzt in einer Soulband singt. Dabei sei es wichtig, neue Musikformen und -praxen wissenschaftlich zu untersuchen und im Schulmusikunterricht Realität werden zu lassen. Und dies am besten durch selbstgesteuertes kreatives Lernen.

„Vielerorts hat Populäre Musik an Schulen recht wenig mit Populärer Musik zu tun, weil sich die Vermittlungsmethoden oft an Traditionen aus dem Orchester orientieren. Demgegenüber lernen in vielen Keller-Bands Kinder und Jugendliche voneinander, nicht von einer Lehrperson oder einer Dirigentin. Vielmehr experimentieren sie auf ihren Instrumenten und schauen sich auf YouTube Tutorials oder auf TikTok Kurzvideos an“, erläutert der Wissenschaftler. Und betont: „An solchen informell-außerschulischen Lernpraktiken sollte sich auch der Schulmusikunterricht orientieren.“

Es sei nicht nur ein tolles Gefühl, sich selbst etwas beigebracht zu haben, sondern ermögliche grundlegende Kompetenzen. „Wichtig für eine künftige Musikpädagogik ist es, die diversen Musikpraxen und deren Technologien aufzugreifen“, so der Musikdidaktiker. Ob Musik auf dem Klavier, mit Apps auf dem Smartphone oder in einem Onlinechor gemacht wird, sollte sich an den Menschen und Partizipationschancen ausrichten.

Aktuell leitet er eine von zwei Teilstudien des Forschungsprojektes „MusCoDA – Musical Communities in the (Post)Digital Age“. Im Fokus des Projekts steht die Erforschung von Songwriting-Prozessen als Beispiel kollektiver Kreativität in (post-)digitalen Gemeinschaften. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie informelle, außerinstitutionelle Bands Musik erfinden, welche Technologien sie beim Songwriting einsetzen und wie sich musikalische Lern- und Bildungsprozesse insgesamt im Bereich Populäre Musik gewandelt haben. Dabei sind neben „klassischen“ Orten wie dem Konzertsaal vor allem Plattformen wie Instagram, TikTok oder Spotify zu wichtigen Kontexten des Musikmachens geworden. Die aus den (semi)professionellen Bands gewonnenen Erkenntnisse sollen in Methoden für das Musikmachen im Schulunterricht übersetzt und an Schulen erprobt werden. (zab, pm)

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