Handy-Verbot an Bayerns Schulen wird im Schulgesetz gelockert – Piazolo: „zeitgemäß“

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Nach dem Beschluss des Landtags zur Lockerung des Handyverbots an Bayerns Schulen sieht Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) den langjährigen Streit endlich gelöst. «Wir stellen damit die Regelung der privaten Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Geräten auf ein zukunftsfestes und zeitgemäßes Fundament: Die Schulen können künftig selbst im engen Dialog mit der Schulgemeinschaft vor Ort entscheiden, wie sie die private Nutzung der Geräte außerhalb des Unterrichts ausgestalten und damit auf die konkrete pädagogische Situation vor Ort eingehen», sagte er am Donnerstag in München.

„Zeitgemäße Rechtsgrundlage“. Foto: Shutterstock

Das Smartphone sei längst ein allgegenwärtiger Begleiter der Schülerinnen und Schüler. «Gemeinsam mit den Eltern nehmen die Schulen ihren Auftrag in der Medienerziehung engagiert und aktiv wahr. Dazu brauchen die Schulen auch eine zeitgemäße Rechtsgrundlage, etwa inwiefern digitale Endgeräte an der Schule, ob und wie Handys auch privat an unseren Schulen genutzt werden können.»

Der Landtag hatte am Mittwochabend eine Novelle des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes beschlossen. Derzeit ist die Handynutzung an bayerischen Schulen grundsätzlich verboten – wenn nicht in Ausnahmefällen ein Lehrer ausdrücklich zustimmt. «Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, auszuschalten», heißt es im Erziehungs- und Unterrichtsgesetz. Lehrkräfte können lediglich in Einzelfällen Ausnahmen zulassen, im Unterricht oder in den Pausen.

Der FDP-Politiker Matthias Fischbach sieht die auf den Weg gebrachte Gesetzesänderung als zu zögerlich an. «Allerdings hängt alles an der Initiative der Schulleitungen», betonte er. Er hätte sich gewünscht, dass sich auch Eltern und Schüler einbringen können. Er befürchte daher, dass sich an vielen Schulen zunächst nichts ändere.

Ab dem neuen Schuljahr sollen dann die neuen Regelungen gelten. Dazu gehört auch eine Neuerung beim Distanzunterricht: Lehrer dürfen künftig in bestimmten Situationen darauf bestehen, dass die Schüler ihre Kameras anschalten. Während der Pandemie hatte es immer wieder Ärger gegeben, weil die Schüler beim Online-Unterricht nicht zu sehen waren. News4teachers / mit Material der dpa

Umfrage: Drei Viertel der Eltern sprechen sich für ein Handyverbot an Schulen aus

 

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10 Kommentare
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Bavarianteachy
1 Jahr zuvor

Super Idee!
Jetzt müssen nur noch flott die Unisex-Klos eingeführt werden, dann ist die Langeweile an den Schulen für alle Beteiligten endlich vorbei.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bavarianteachy

Endlich mal ein differenzierter und argumentbasierter Beitrag!

Wahnsinn
1 Jahr zuvor

Nein, es ist eine Schxxxx Idee

Wambo
1 Jahr zuvor

Wie praktisch – aller Unmut entlädt sich dann vor Ort.

Maike
1 Jahr zuvor

Ist das gut das unsere Schulordnung da klare Ansagen hat. Ausgeschaltet und fertig.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor

Jetzt kommt ganz sicher wieder die „Früher war alles besser“-Fraktion und beschwört den Untergang des Abendlands.
Um mal aus der Erfahrung einer Schule zu berichten, in der seit über 5 Jahren ab Klassenstufe 8 das Smartphone außerhalb des Unterrichts genutzt werden darf:

Ich bin als Physik-Lehrer wirklich glücklich über die Smartphones:

Wirklich jeder Schüler hat eine Stoppuhr innerhalb von Sekunden griffbereit.
Viele Schüler haben die App Phyphox installiert und somit griffbereit
Eine Runde Kahoot zur Wiederholung am Stundenbeginn ist jederzeit möglich.

Und die Nachteile? Wo sollen die für die älteren Klassenstufen konkret liegen? Die haben wir nur gesehen, als wir es für alle Altersstufen (also von Klassenstufe 5) freigegeben hatten. Die Jüngeren daddeln in den Pausen viel zu oft, daher haben wir es für Klassenstufe 5-7 wieder eingeschränkt.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Probleme: Fotos auf dem Schulklo, dem Schulhof, Videos und Tonaufnahmen vom Unterricht, Kinder die im Unterricht aufs Klo gehen, um Nachrichten zu schicken, Mobbing, Pausen werden auch von den Großen verwandelt, keine Kommunikation, Verarmung von Sozialkompetenz… usw. Es ist ein einziger Kampf, die angemessene Benutzung zu kontrollieren. Ich wäre so froh, wenn die Dinger zu Hause blieben und man eben mit den Schultablets arbeiten würde.

nurmalso
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Sehe ich ähnlich. Denke, wir sind das einzige „Gegenprogramm“, heißt die einzige (ja auch relativ kurze Zeit), die Schüler*innen mal nicht online sind. Kann auch schlecht damit leben, dass in etlichen Unterrichtsstunden alle Musik hören dürfen, „weil sie sich dann besser konzentrieren können…“.
Zur Toilette kann man/frau immer gehen, so man mir denn das Handy aufs Pult legt…

Last edited 1 Jahr zuvor by nurmalso
Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Das sind valide Punkte, dafür kann man ja den kontrollierten „Betrieb“ der Handy in ausgewählten Unterrichtsstunden erlauben. Aber eine pauschalisierte Erlaubnis halte ich für schwierig, siehe Punkte von laromir und nurmalso.

Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor

Piazolo vergisst, dass „zeitgemäß“ grundsätzlich kein inhaltliches Argument ist, sondern an dieser Stelle lediglich ein Synonym für „ich schwimme mit dem Strom weil mir nix besseres einfällt“ bedeutet. Das ist eine komplett politisch getriebene Entscheidung.