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GEW: Deutlich mehr Krankheitstage von Lehrkräften – ein Warnsignal

HANNOVER. Die GEW hat sich entschieden gegen Überlegungen ausgesprochen, den gravierenden Lehrkräftemangel mit Mehrarbeit auszugleichen. Wie aus der Krankenstatistik der niedersächsischen Landesbediensteten für 2021 hervorgehe, seien Lehrer deutlich häufiger krank gewesen als im Vorjahr, sagte der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Holger Westphal dem Politikjournal «Rundblick». «Wir dürfen diese Signale nicht übersehen und können nicht länger den massiven Lehr- und Fachkräftemangel auf dem Rücken der Beschäftigten austragen.» Die roten Linien der Arbeitsbelastung in den Schulen seien «schon längst überschritten».

Mehr Krankentage – für die GEW ein Überlastungssymptom. Foto: Shutterstock

Die niedersächsischen Schulbeschäftigten waren 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich häufiger krank. Nach Erkenntnissen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stieg die Zahl von 9,51 Krankheitstagen pro Person auf durchschnittlich 13,51 Tage an, was einer Zunahme von mehr als 40 Prozent entspricht. Dagegen weist die Entwicklung aller Beschäftigten des Landes Niedersachsen eine leicht positive Tendenz auf: Nach der Krankenstandsstatistik der Landesverwaltung – veröffentlicht vom Innenministerium – lagen die Durchschnittswerte 2021 bei 12,46 Tagen pro Person, ein Jahr zuvor waren es noch 12,7 Tage. „Alle Schulformen zeigen eine drastische Zunahme der Gesamtkrankheitstage auf“, erklärte Westphal.

„Vermeintlich einfache Lösungen, wie zum Beispiel Einschränkungen bei der Genehmigung von Teilzeit-Anträgen, würden das ohnehin schon angeschlagene System Schule kollabieren lassen. Viele Lehrkräfte benötigen diese Möglichkeit dringend, um den eigenen Alltag sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu organisieren“, sagte er.

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„Bei einem solch hohen Krankheitsstand müssen endlich die schon lange versprochenen Entlastungen und gesunderhaltende Maßnahmen eingeleitet werden“

Auch weitere Gedankenspiele, die Arbeitszeit per Zwang zu erhöhen, weist die GEW scharf zurück. „Da geht nichts mehr! Bei einem solch hohen Krankheitsstand müssen endlich die schon lange versprochenen Entlastungen und gesunderhaltende Maßnahmen eingeleitet werden“, forderte Westphal. Kurzfristig könne die Entlastung aller Schulbeschäftigten helfen, die Krankenzeiten zu verringern und frühe Ruhestände abzuwenden, was insgesamt mehr Stunden im System erbringen würde.

Zugleich müssen aus Sicht der Bildungsgewerkschaft schon jetzt Konzepte geschaffen werden, um mittel- und langfristig den Mangel bei den Schulbeschäftigten zu beheben. „Es braucht sinnvolle und zukunftsträchtige Ideen in Form von betrieblicher Prävention und Erholungsphasen, um wieder Stabilität in den Schulalltag zu bringen. Grundsätzlich bleiben umfassende Investitionen in das Arbeits- und Gesundheitsschutzsystem unerlässlich“, betonte der stellvertretende Landesvorsitzende.

Eine Kommission im Auftrag der Kultusministerkonferenz hatte unlängst mehrere mögliche Wege beschrieben – darunter war auch die Idee, weniger Teilzeitarbeit zuzulassen als bisher, sowie die Vorschläge, die Klassen zu vergrößern und Hybridunterricht zu erteilen. Einige Bundesländer wollen zumindest Teile der Liste umsetzen. Insbesondere Teilzeitmöglichkeiten für Lehrkräfte werden vielerorts eingeschränkt (News4teachers berichtete).

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