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Lehrerverbände: Ernst ist am Lehrermangel gescheitert – keine Lösung in Sicht!

POTSDAM. Die GEW sieht den Rücktritt von Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) als Ergebnis von Ideen- und Perspektivlosigkeit bei der Bewältigung der massiven Probleme im Bildungsbereich – insbesondere des Lehrermangels.  Vorschläge des Bildungsressorts seien mitunter «von oben herab» gemacht worden und hätten immer weniger Akzeptanz bei Schulen und Kitas gefunden, der gesellschaftliche Konsens habe gefehlt, sagt Gewerkschaftschef Günther Fuchs. Der Brandenburgische Pädagogenverband (BPV) schlägt in die gleiche Kerbe.

Was tun gegen den Lehrermangel? Illustration: Shutterstock

Es habe für die Lösung einer ganzen «Kette von Problemen» keine Perspektive gegeben, so erklärte GEW-Landesvorsitzender Fuchs – vor allem beim Lehrkräftemangel, welcher bereits vor der Corona-Pandemie sichtbar geworden sei. In der Pandemie hätten sich die Schulen dann sehr allein gelassen gefühlt mit ihren Aufgaben, eine klare Linie habe gefehlt. Die Politik habe die Realität ausblenden wollen, kritisiert er. Modellversuche an Schulen auszufinanzieren, die finanziell gar nicht abgesichert werden können, seien nicht hilfreich gewesen, stellt der Gewerkschafter dar.

Nun müssten die Basisfähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler wieder in den Fokus gerückt werden – in Absicherung und Qualität. «Das wäre auch ein großer Konsens in Brandenburg, den die Eltern, Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas gemeinsam tragen können», so Fuchs.

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Mit dem designierten Bildungsminister Steffen Freiberg habe die GEW im Bereich des Lehrkräftearbeitsmarktes bereits gut zusammengearbeitet, berichtet Fuchs. Es werde mit ihm aber jetzt kein «Schalterumlegen» geben können, stattdessen müsse sich ein Bildungsminister auch um den gesellschaftlichen Konsens bemühen. «Am Ende geht es um die Kita-Kinder und die Schülerinnen und Schüler. Das ist die Zukunft unseres Landes. Da müssen wir mehr gemeinsam investieren.» Dazu brauche es «einen roten Faden und keinen bunten Blumenstrauß».

«Es wird eine Nase ausgetauscht, es ändert sich der Geruch aber nicht»

Der Pädagogenverband Brandenburg sieht das ähnlich. «Es wird eine Nase ausgetauscht, es ändert sich der Geruch aber nicht», sagte Verbandspräsident Hartmut Stäker. Ein Austausch von Personen bringe nicht die Lösung der Probleme. Jetzt dürfe sich jemand anderes ausprobieren. «Ob wir dafür die Zeit haben, ist eine andere Frage», sagte Stäker. Der Verband hatte die Bildungspolitik des Landes in den vergangenen Monaten auf das Schärfste kritisiert.

Der akute Lehrkräftemangel, der voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht zu beheben sei, könne nicht mit kurzfristigen Maßnahmen gelöst werden, hieß es vom Verband. Die Stärkung der Attraktivität des Lehrerberufs fehle. Zudem werde die Arbeit an den Schulen durch zunehmende Heterogenität mit Unterschieden in Bezug etwa auf Geschlecht, Milieu oder Behinderung mehr, berichtete Stäker. Dafür gebe es noch keine Rezepte.

Der Landeselternrat bezeichnete den Rücktritt der Bildungsministerin als «folgerichtig». Wenn für die dramatische Situation im Lehrkräftebereich bislang keine Lösung gefunden worden sei, müssten auch personelle Konsequenzen gezogen werden, sagte Sprecherin Ulrike Mauersberger. «Wir hatten allerdings derzeit den Eindruck, dass das Bildungsministerium die Notsituation erkannt hat und versuchte, zumindest die richtigen Schritte in die Wege zu leiten.» Vor diesem Hintergrund sei der Rücktritt der Ministerin bedauerlich.

Der Lehrermangel sei gravierend, beschrieb die Sprecherin. 1600 bis 1800 Lehrkräfte müssten eingestellt werden, dem gegenüber gebe es etwa 500 Absolventen der Uni Potsdam. Somit müssten 1300 Stellen mit Seiteneinsteigern besetzt werden. «Ich wüsste gern, wo die herkommen sollen», so Mauerberger. Es müsse für die Lösung der großen Probleme nun schnell einen neuen Minister oder eine neue Ministerin geben. Newsteachers / mit Material der dpa

Als KMK-Präsidentin stand sie für einen lockeren Kurs in der Corona-Krise: Brandenburgs Bildungsministerin Ernst tritt zurück

 

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