POTSDAM. Die GEW sieht den Rücktritt von Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) als Ergebnis von Ideen- und Perspektivlosigkeit bei der Bewältigung der massiven Probleme im Bildungsbereich – insbesondere des Lehrermangels. Vorschläge des Bildungsressorts seien mitunter «von oben herab» gemacht worden und hätten immer weniger Akzeptanz bei Schulen und Kitas gefunden, der gesellschaftliche Konsens habe gefehlt, sagt Gewerkschaftschef Günther Fuchs. Der Brandenburgische Pädagogenverband (BPV) schlägt in die gleiche Kerbe.
Es habe für die Lösung einer ganzen «Kette von Problemen» keine Perspektive gegeben, so erklärte GEW-Landesvorsitzender Fuchs – vor allem beim Lehrkräftemangel, welcher bereits vor der Corona-Pandemie sichtbar geworden sei. In der Pandemie hätten sich die Schulen dann sehr allein gelassen gefühlt mit ihren Aufgaben, eine klare Linie habe gefehlt. Die Politik habe die Realität ausblenden wollen, kritisiert er. Modellversuche an Schulen auszufinanzieren, die finanziell gar nicht abgesichert werden können, seien nicht hilfreich gewesen, stellt der Gewerkschafter dar.
Nun müssten die Basisfähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler wieder in den Fokus gerückt werden – in Absicherung und Qualität. «Das wäre auch ein großer Konsens in Brandenburg, den die Eltern, Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas gemeinsam tragen können», so Fuchs.
Mit dem designierten Bildungsminister Steffen Freiberg habe die GEW im Bereich des Lehrkräftearbeitsmarktes bereits gut zusammengearbeitet, berichtet Fuchs. Es werde mit ihm aber jetzt kein «Schalterumlegen» geben können, stattdessen müsse sich ein Bildungsminister auch um den gesellschaftlichen Konsens bemühen. «Am Ende geht es um die Kita-Kinder und die Schülerinnen und Schüler. Das ist die Zukunft unseres Landes. Da müssen wir mehr gemeinsam investieren.» Dazu brauche es «einen roten Faden und keinen bunten Blumenstrauß».
«Es wird eine Nase ausgetauscht, es ändert sich der Geruch aber nicht»
Der Pädagogenverband Brandenburg sieht das ähnlich. «Es wird eine Nase ausgetauscht, es ändert sich der Geruch aber nicht», sagte Verbandspräsident Hartmut Stäker. Ein Austausch von Personen bringe nicht die Lösung der Probleme. Jetzt dürfe sich jemand anderes ausprobieren. «Ob wir dafür die Zeit haben, ist eine andere Frage», sagte Stäker. Der Verband hatte die Bildungspolitik des Landes in den vergangenen Monaten auf das Schärfste kritisiert.
Der akute Lehrkräftemangel, der voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht zu beheben sei, könne nicht mit kurzfristigen Maßnahmen gelöst werden, hieß es vom Verband. Die Stärkung der Attraktivität des Lehrerberufs fehle. Zudem werde die Arbeit an den Schulen durch zunehmende Heterogenität mit Unterschieden in Bezug etwa auf Geschlecht, Milieu oder Behinderung mehr, berichtete Stäker. Dafür gebe es noch keine Rezepte.
Der Landeselternrat bezeichnete den Rücktritt der Bildungsministerin als «folgerichtig». Wenn für die dramatische Situation im Lehrkräftebereich bislang keine Lösung gefunden worden sei, müssten auch personelle Konsequenzen gezogen werden, sagte Sprecherin Ulrike Mauersberger. «Wir hatten allerdings derzeit den Eindruck, dass das Bildungsministerium die Notsituation erkannt hat und versuchte, zumindest die richtigen Schritte in die Wege zu leiten.» Vor diesem Hintergrund sei der Rücktritt der Ministerin bedauerlich.
Der Lehrermangel sei gravierend, beschrieb die Sprecherin. 1600 bis 1800 Lehrkräfte müssten eingestellt werden, dem gegenüber gebe es etwa 500 Absolventen der Uni Potsdam. Somit müssten 1300 Stellen mit Seiteneinsteigern besetzt werden. «Ich wüsste gern, wo die herkommen sollen», so Mauerberger. Es müsse für die Lösung der großen Probleme nun schnell einen neuen Minister oder eine neue Ministerin geben. Newsteachers / mit Material der dpa
“Der gesellschaftliche Konsens habe gefehlt”
Na, dann lasst uns doch mal Vorschläge hören, wie man einen “gesellschaftlichen Konsens” herstellt angesichts der durchaus divergierenden Parteienlandschaft. Es gibt eben keinen Konsens, eine Partei wie “einiges Russland” kann uns auch kein Vorbild sein. Gerade bei der Schulpolitik gibt es keine Einigkeit über die Ziele, nur Lippenbekenntnisse zum Lehrermangel. Schon bei den Ursachen für den Lehrermangel gibt es keinerlei Übereinstimmung mehr. Der “hausgemachte” Anteil wird immer kleingeredet, nämlich die vielen — von oben verordneten — Wunderdinge, die Lehrer plötzlich erreichen sollen, wobei die früher auch nicht erreicht werden konnten. Die Schwätzer unter den Parteipolitikern sollten sich mal an die eigene Nase fassen, was sie selber verbockt haben, wobei ich nicht speziell an Frau Ernst denke.
@Carsten60
Schade, dass das hier in Ihren Kommentar gerutscht ist, denn es hat mit dem Ausgangsthema so gar nichts zu tun und darum möchte ich das auch gar nicht erklärt bekommen:
“eine Partei wie „einiges Russland“ kann uns auch kein Vorbild sein.”
Aber was in aller Welt soll denn der “gesellschaftliche Konsens” nun sein, wenn schon über Kleinigkeiten ein verbissener Kampf zwischen den Parteien/Fraktionen besteht?
Steht doch wortwörtlich im Text :
“Nun müssten die Basisfähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler wieder in den Fokus gerückt werden – in Absicherung und Qualität. «Das wäre auch ein großer Konsens in Brandenburg, den die Eltern, Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas gemeinsam tragen können», so Fuchs.”
…..Ein Konsens, den alle Genannten gemeinsam tragen können,
Wenn LuL mehr, länger, ohne Teilzeit……arbeiten – sagt er natürlich nicht.
Thema erledigt, – fehlende Lehrer ?
Das Problem wird gemeinsam getragen, KM haben doch damit nichts zu tun. (Ironie)
Aber dieser Konsens wird doch nur postuliert! Was soll das bringen?
Ich möchte genau das von Carsten erklärt bekommen.
An Carsten60:
Sie kennen das Parteiprogramm von “Einiges Russland”?
Was steht denn da so drin?
Sie kennen es doch aus der BRD.
(Da steht viel in den Programmen, wenn der Abend lang ist. 🙂 ; wichtig ist, was hinten rauskommt.)
Wenn eine Partei sich wirklich so nennt, dann sollten alle Alarmglocken schrillen “Gesellschaftlicher Konsens” kann nämlich auch bedeuten “macht gefälligst das, was WIR wollen”.
„Der gesellschaftliche Konsens habe gefehlt“ – hatte in der Vergangenheit so gar nicht den Eindruck, dass Frau Ernst das stört. Deshalb wird das auch nicht der Grund ihres Rücktritts sein. Sie macht Platz für einen mit der passenden Nähe zur Digitalwirtschaft, der jetzt das vorbereitete Terrain übernimmt und dem ganz bestimmt eine super Lösung einfällt.
Es wird eine Nase ausgetauscht, es ändert sich der Geruch aber nicht»Jetzt dürfe sich jemand anderes ausprobieren.
“AUSPROBIEREN!” 🙁 Ich glaub es nicht… Villeicht kann die Firma Biotech helfen, die haben große Labore wie wir wissen…
Na, herzlichen Glückwunsch!
Ob wir dafür die Zeit haben, ist eine andere Frage», …
FRAGEN haben wir auch viele! Anworten: KEINE!
Naja, das ist böses Nachtreten. Hat nicht auch Brandenburg erst vor wenigen Jahren die Verbeamtung wieder eingeführt? Ebenso “A13 für alle”. Da hat doch dann Brandenburg getan, was andere Bundesländern auch für eine Lösung des Lehrermangels hielten.
Nun wird Frau Ernst dafür verantwortlich gemacht, dass das doch nicht geholfen hat? Es war ihr doch u.a. von den Lehrerverbänden immer gesagt worden, dass das die Lösung sei!
Wenn man die Forderungen bzgl. des Lehrermangels liest, so liest man vor allem nach jeder erfüllten Forderung eine neue. Jahrelang hieß es, man müsse den Lehrerberuf attraktiver machen, INDEM die Gehälter erhöht wurden. Das ist alles geschehen. Grundschullehrer bekommen jetzt rund 500 Euro mehr. In Berlin wurden die angestellten Lehrer mit Erfahrungsstufe 5 eingestellt, was bis zu 1600,- Euro mehr brachte. Der Beamtenstatus bringt den Berliner Lehrern ebenfalls mehrere hundert Euro netto mehr. Ich weiß, das schrieben andere auch schon zur Genüge.
Aber der Lehrermangel ist nicht nur nicht beseitigt, er steigt sogar.
Ruft jedoch eine Gewerkschaft zu Aktionen für bessere Arbeitsbedingungen, die jetzt plötzlich im Vordergrund stehen, macht kaum einer mit. So sind die Lehrer!
Sie dürfen nicht die Lehrer schelten, sie müssen diejenigen schelten, die nicht Lehrer werden wollen.
“So sind die Lehrer.” So sind Sie.
Hä? Wo ist da die Logik. @Aleidis kritisiert die Lehrer, die nicht an Streiks teilnehmen und Sie schreiben (genaugenommen): Falsch, Sie Aleidis, nehmen nicht an Streiks teil.
Ich meine, die Teilnahmerzahlen sprechen doch wohl für sich.
Kurz-, mittel- und langfristig sieht man weit und breit keine Lösungen. Langfristig passiert z. B. GAR NICHTS. Bessere Ausbildung an den Unis und Hochschulen? Wenigsten eine (!) Professur für den Schriftspracherwerb für die Grundschullehrkräfteausbildung? Nein, nichts. Stellen bleiben frei, andere sollen das mitübernehmen (kennen wir schon aus vielen Bereichen, oder? Der Nachwuchs? Soll halt mal 10 Jahre sich immer wieder bewerben oder umsatteln. Und der Rest ist Schweigen. Das ist eine echte Katastrophe!
Der Volksantrag GUTE Schule JETZT bietet ein Rezept!
Unser Bildungssystem mit seiner Schulaufsicht ist ein tief verwurzelt eingerichtetes, schwerfälliges, hierarchisches System und läuft in eine Sackgasse.
Die Gewohnheit der verantwortlichen Landespolitik ein „ Weiterso – Hauptsache der Laden läuft“ anzuordnen und das Vorzeigen von Leuchturmschulen, funktioniert absolut nicht, wie wir alle sehen. Der hausgemachte Lehrkräftemangel ist zum Flaschenhals für wirkliche Bildungsqualität geworden.
Es braucht einen grundlegenden Wandel im Bildungsbereich (u.a. mehr Feedback-Kultur und mehr Miteinander-Denken / Zusammenarbeiten…). Und dafür muss man sich trauen, eine klare Vision zu haben, wohin die Reise gehen soll. Die Lösung liegt darin, von der Primarstufe her einen soliden Aufbau zu starten. In jede Grundschulklasse gehören zwei Lehrkräfte, damit professionell und kindgerecht gearbeitet werden kann. Die Maßnahme „Lehrkräfte-Tandems und die dazugehörige Personalplanung wird viele der aufgelaufenen Probleme lösen (Unterricht kann überhaupt stattfinden, Zeit haben für Kinder, Chancengerechte Bildung, Inklusion, Integration, Kooperation, Flexibilität für zeitgemäßes Unterrichten, …).
Die Landesregierung kann mit der Maßnahme „Lehrkräfte-Tandems in allen Grundschulklassen“ ein klares Signal setzen und die Arbeitsbedingungen, dieses bis dahin strukturell benachteiligten Berufes, sensationell verbessern.
Der Volksantrag GUTE Schule JETZT , in Baden-Württemberg gestartet, fordert einen SOFORTIGEN transparenten Personal-Stufenplan mit dem Ziel die Doppelbesetzung bis 2033 in allen Grundschulklassen als Standard zu haben.
Nur wenn Bürgerinnen und Bürger über diesen Volksantrag politischen Druck aufbauen, wird zielführende Bewegung ins System kommen.
Ein Volksantrag ist das stärkste demokratische Mittel, das der Bürgerschaft zur Verfügung steht. Im Unterschied zur Petition, braucht der Volksantrag aber eine handschriftliche Unterschrift auf einem Formblatt. Die notwendige Beglaubigung erledigt die Initiative GUTE Schule JETZT für alle UnterstützerInnen im Nachgang. Bei Erfolg (knapp 39 000) muss sich der Landtag damit beschäftigen. Infos und Formblätter unter
http://www.laestigbleiben. de
Woher sollen plötzlich zwei Lehrkräfte pro Grundschulklasse kommen und dann zusätzlich womöglich die Klassen verkleinert werden? Ein Volksantrag ist doch kein Wunschzettel für den Weihnachtsmann (oder heißt das jetzt Weihnachtsfrau oder gar Weihnachtsx? ).
Ist das die Initiative aus Berlin? Ach nee, so eine ähnliche aus Baden-Württemberg. Ok…
Die in Berlin gibt es schon eine Weile. Wenn die zu Demos am Nachmittag oder Wochenende aufrufen, kommt kaum ein Lehrer. Denn es ist Nachmittag oder Wochenende. Wird zu Streiks in der Arbeitszeit aufgerufen, macht kaum ein Lehrer mit. Viele sind ja verbeamtet. Andere wollen nicht. @ Aleidis hat oben mit ihrem Kommentar Recht.So wird das nichts.