DÜSSELDORF. Die Mehrheit der Gymnasial-Eltern in NRW sieht die geplante Cannabis-Legalisierung der Bundesregierung kritisch oder befürchtet sogar große Gefahren. Das zeigt eine Blitzumfrage der Landeselternschaft der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen (LEGym). Ein Ergebnis ist allerdings auch: Die teilnehmenden Lehrkräfte sehen die Pläne deutlich gelassener – die befragten Schülerinnen und Schüler sowieso. Fast 40 Prozent von ihnen geben an, selbst schon Kontakt mit Marihuana gehabt zu haben.
Von mehr als 13.000 teilnehmenden Eltern befürchten 64 Prozent entweder große Gefahren für die Kinder, Jugendlichen und die Gesellschaft (31 Prozent) oder sehen die geplante Legalisierung von Cannabis zumindest kritisch (33 Prozent). 23 Prozent sehen keine größeren und lediglich 9 Prozent gar keine Gefahren. Das ist ein Ergebnis der aktuellen – nicht-repräsentativen, aber aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen relevanten – Umfrage.
„Uns als Landeselternschaft hat diese Besorgnis nicht überrascht. Gegenüber dem Bundesgesundheitsminister hatten wir bereits deutlich Position bezogen: Zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen sind wir klar gegen die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Wir appellieren, dass die Bundesregierung die Bedenken der Eltern ernst nimmt und ihre aktuellen Pläne zur Cannabis-Legalisierung nicht weiterverfolgt“, betont Oliver Ziehm, Vorsitzender der LEGym.
In der Blitzumfrage der LEGym äußern rund 46 Prozent der Eltern, gegen die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis zu sein, nur 29 Prozent befürworten sie. 21 Prozent geben an, noch unschlüssig zu sein, der Rest machte keine Angabe. Erhoben wurde die Umfrage in der zweiten Aprilhälfte.
Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW fordert, dass der Konsum von Cannabis für Kinder und Jugendliche zu deren eigenem Schutz tabu bleiben muss. Durch eine Legalisierung ist aber zu befürchten, dass auch Minderjährige diese Substanz einfacher in die Hände bekommen können, nicht zuletzt durch einen verstärkten Schwarzmarkt. Die Landeselternschaft warnt eindringlich vor Cannabis, das ein gefährliches Nervengift und eine Droge sei, die in die Abhängigkeit führen könne. Entsprechend müsse auch konsequent und nachhaltig Aufklärung betrieben werden.
„Hier darf auf keinen Fall der Umgang mit Cannabis verharmlost werden oder der Eindruck entstehen, das Ausprobieren sei schon nicht so schlimm“
Fast die Hälfte der Eltern (49 Prozent) ist jedoch mit dem Angebot von Drogenpräventionsprojekten an ihrer Schule unzufrieden, 21 Prozent machten keine Angabe. Nur 30 Prozent halten das Angebot entweder für zu einem guten Teil (22 Prozent) oder für voll und ganz (8 Prozent) ausreichend. Ganz anders sieht es auf der Seite der Lehrer aus: 52 Prozent der knapp 3.000 teilnehmenden Lehrkräfte gaben in der Umfrage an, das Angebot an Drogenpräventionsprojekten an ihrer Schule für voll und ganz (20 Prozent) oder zu einem guten Teil (32 Prozent) für ausreichend zu halten. „Hier gibt es eine große Kluft zwischen der Wahrnehmung der Eltern und der Wahrnehmung der Lehrer“, so stellt die Landeselternschaft fest.
„Unsere Umfrage zeigt, dass die Lehrkräfte der Cannabis-Legalisierung deutlich weniger kritisch gegenüberstehen als die Eltern”
Die Umfrage hat darüber hinaus ergeben, dass 57 Prozent der Lehrer entweder keine größeren Gefahren (36 Prozent) oder keine Gefahren (21 Prozent) für die Kinder, die Jugendlichen und die Gesellschaft durch die geplante Legalisierung von Cannabis sehen. „Unsere Umfrage zeigt, dass die Lehrkräfte der Cannabis-Legalisierung also deutlich weniger kritisch gegenüberstehen als die Eltern. 61 Prozent der Lehrer befürworten die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis.“
Lehrer mit dieser Einstellung treffen somit auf Schüler, die sie für die Gefahren sensibilisieren müssen. „Hier darf auf keinen Fall der Umgang mit Cannabis verharmlost werden oder der Eindruck entstehen, das Ausprobieren sei schon nicht so schlimm“, betonen Vorstandsmitglied Dirk Heyartz, Leiter des Fachausschusses Gesundheit und Jugendschutz bei der LEGym zusammen mit seiner Stellvertreterin Yvonne Sterz. Nur 9 Prozent der befragten Schüler sehen entweder große Gefahren (4 Prozent) oder sehen die geplante Legalisierung zumindest kritisch (5 Prozent). 43 Prozent der Schüler geben in der Umfrage sogar an, persönlich schon einmal Kontakt zu Cannabis gehabt zu haben. 78 Prozent der Schüler befürworten in der Umfrage die Pläne der Regierungskoalition zur Legalisierung von Genuss-Cannabis. Aus Sicht der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW sind das alarmierende Zahlen.
Vor diesem Hintergrund müsse kontinuierlich überprüft werden, wie Präventionsarbeit weiter verbessert werden kann, um einen bestmöglichen Kinder- und Jugendschutz zu erzielen. Eine Cannabis-Legalisierung würde dabei diesen Schutz und die Präventionsarbeit vor noch größere Herausforderungen als bisher ohnehin schon stellen – meint die Landeselternschaft.
„Denn eine Legalisierung des Erwerbs und Konsums von Cannabis bedeutet, dass es zusätzlich zu Alkohol, Tabak und Tabletten eine vierte legale Droge gäbe, die sich Kinder und Jugendliche relativ leicht beschaffen können. So weit darf es gar nicht erst kommen“, heißt es. News4teachers
Ermittlungen eingestellt! Joint-Stummel bei Lehrer-Party ließen sich niemandem zuordnen