Website-Icon News4teachers

Modellversuch: Achtsamkeitstrainings an Schulen sollen “Lehrkräfte für eine lebenslange Berufstätigkeit befähigen”

Anzeige

DRESEDN. Ein Pilotprojekt in Sachsen ermöglicht kostenlose Achtsamkeitskurse für Lehrkräfte, um diese resilienter gegen Stress zu machen. Der Versuch wird durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet. Ein Vorlauf an vier Schulen ergab angeblich, dass sich das Klima im Kollegium deutlich verändert habe. Der Vorschlag von Bildungsforscherinnen und -forschern in einem Gutachten für die KMK zum Lehrermangel, entsprechende Kurse an Schulen anzubieten, hatte im Frühjahr für Empörung gesorgt.

Achtsamkeitstrainings können hilfreich sein beim Stressabbau, unbestritten – aber wie wirkungsvoll können sie sein, wenn die Arbeitsbedingungen partout nicht stimmen? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Ein Pilotprojekt zur Lehrkräftegesundheit zwischen dem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) und dem „Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung“ (ZLS) der Universität Leipzig ermöglicht kostenlose Achtsamkeitskurse in 30 sächsischen Schulen. Das Angebot umfasst einen Basiskurs (Mindful Teachers Program – MTP), um Lehrerinnen und Lehrern Grundlagen der Achtsamkeit zu vermitteln. Ergänzt wird er fakultativ mit einer Zukunftswerkstatt, die die Haltung in konkrete Themenfelder der Schule, wie Kommunikation, Gremienarbeit und Gesundheitsfürsorge integriert.

Beides wird direkt in den Schulen von einem landesweiten Trainerinnen- und Trainerteam angeboten. Die ersten MTP-Kurse sollen nach den Herbstferien 2023 starten, die Bewerbung zur Teilnahme sollte bis Mitte Oktober über das Schulportal erfolgen. Die Laufzeit des Pilotprojekts ist zunächst bis Dezember 2024 begrenzt. Die Kurse werden vom am ZLS angesiedelten Projekt „Achtsamkeit in der Bildung und Hoch-/Schulkultur“ (ABiK) durchgeführt.

Anzeige

„Wir sind sehr erfreut, dass diese Kooperation zustande gekommen ist“, sagt der Gesundheitsmanager der Stabsstelle für Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement des LaSuB, Sebastian Siegert. „Nachdem bereits einzelne Schulen die MTP-Kurse im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung eigenständig organisiert und durchgeführt haben und wir positive Rückmeldungen dazu erhalten hatten, wollten wir dies für weitere Schulen anbieten und wissenschaftlich begleiten lassen.“

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern würden im MTP-Basiskurs meditative Übungen vermittelt, die einen heilsamen Umgang mit persönlichen Stressoren und globalen Krisensituationen etablieren sollen, so heißt es. Der Kurs fördere die Wahrnehmung der eigenen psychologischen Haltungs- und Handlungsmuster. Dies ermögliche die konkrete Auseinandersetzung mit eigenen Strukturen und Verhaltensweisen. Siegert: „Das trägt einerseits zur Entwicklung der grundlegenden Ressourcen des Lehrberufs, wie Reflexionsfähigkeit, Empathie, Authentizität, Humor, Stressresilienz und Impulsdistanz bei und kann andererseits zu einem bewussteren Verhalten sowohl mit den eigenen Ressourcen (‚Stressbewältigung‘) als auch der Umwelt gegenüber führen.“

„Lehrerinnen und Lehrer prägen die Schulkultur. So haben die bereits an vier Schulen durchgeführten Kurse insbesondere die Atmosphäre im Kollegium grundlegend verändert“, ergänzt Susanne Krämer, Leiterin des ABiK-Projekts.

„Der kompetente Umgang mit Komplexität, Ambiguität und Stress ist dabei eine Schlüsselqualität, die sicherlich von persönlichen Dispositionen abhängt, aber eben auch ein Stück weit trainiert werden kann“

Im Anschluss des MTP-Kurses kann dann im nächsten Schritt das Teaching Mindfulness Program (TMP) besucht werden. Dieser Aufbaukurs wird in der Lehrkräftefortbildung angeboten und vermittelt Übungen, Struktur und Gelingensbedingungen, um Achtsamkeit schulform- und altersangemessen an Schülerinnen und Schüler weiterzuvermitteln.

Der Direktor des ZLS, Alexander Biedermann, meint: „Es ist unsere Aufgabe, Lehrerinnen und Lehrer für eine lebenslange Berufstätigkeit zu befähigen. Der kompetente Umgang mit Komplexität, Ambiguität und Stress ist dabei eine Schlüsselqualität, die sicherlich von persönlichen Dispositionen abhängt, aber eben auch ein Stück weit trainiert werden kann. Die MTP-Kurse stellen hierfür ein wirkungsvolles Instrument dar und sind allen Kolleginnen und Kollegen an Schulen zu empfehlen.“

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) hatte zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels unter anderem mehr Angebote der Gesundheitsförderung für Lehrkräfte vorgeschlagen, um mit der Belastung im Schulalltag besser umzugehen. Lehrerverbände hatten mit scharfer Kritik reagiert. „Das ist blanker Hohn“, befand etwa GEW-Chefin Maike Finnern. Die Lehrerinnen und Lehrer hätten in Krisenzeiten gezeigt, wozu sie fähig sind. „Trotz erschwerter Bedingungen durch die Pandemie, trotz Personalmangel haben die Lehrkräfte stets alles getan, um den Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu ermöglichen. Teilweise unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit.“ Jetzt müsse es darum gehen, die Bedingungen objektiv zu verbessern. News4teachers / mit Material der dpa

Weitere Informationen zum Angebot und zur Anmeldung gibt es hier.

GEW empört über KMK-Gutachten: „Yoga und Achtsamkeitstraining für Lehrkräfte zum Ausgleich?!“

 

Anzeige
Die mobile Version verlassen