BREMEN. Der Stadtstaat Bremen trägt seit einer gefühlten Ewigkeit die rote Laterne bei Schülerleistungsvergleichen – das soll sich nun ändern. Bildungssenatorin Aulepp will nun die Vermittlung von Basiskompetenzen forcieren und setzt dafür auf ein neues Konzept zur Leseförderung, das “Leseband”.
- Der höchste Anteil der Schülerinnen und Schüler erreicht nicht die Mindeststandards.
- Die Schülerinnen und Schüler weisen geringe Kompetenzen auf.
- Nur wenige ausländische Jugendliche erreichen das Abitur.
Das sind Ergebnisse, die der jüngste Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) für Bremen zusammengetragen hat. Einmal mehr landet das kleinste Bundesland, das nach einer Erhebung des Paritätischen Geamtverbands den höchsten Anteil von Menschen in Armut zu verzeichnen hat, damit auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich. Die Ergebnisse der Iglu-Studie, wonach bundesweit ein Viertel der Viertklässlerinnen und Viertklässler die Mindeststandards im Textverständnis nicht erreichen, wurden deshalb in der Hansestadt offensichtlich mit besonders großer Sorge aufgenommen.
Jetzt reagiert Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) – mit Einführung eines neuen Konzepts der Leseförderung, das innerhalb von fünf Jahren alle Kinder der Klassen 1 bis 6 erreichen soll: das “Leseband”. Im Kern steht eine tägliche Lesezeit der Schülerinnen und Schüler. Dazu würden Lehrkräfte durch alltagstaugliche, digitale Lernstandserhebungen und daran anknüpfende Materialien bei der differenzierten Förderung von Lesekompetenz unterstützt, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
“Lesen lernt man nur durch Lesen. Und wenn alle mitmachen, traut sich auch jedes Kind und merkt, wie viel Spaß es macht”
Aulepp reagiert nach eigenem Bekunden mit der – “mit Fachleuten und Lehrkräften abgestimmten” – Lesestrategie auf die zu geringe Lesekompetenz von Grundschülerinnen und Grundschülern sowie Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I. Die gezielte Leseförderung sei Teil einer Gesamtstrategie mit dem Titel “Initiative Basiskompetenzen”. Diese habe zum Ziel, allen Kindern im Land Bremen chancengerechtes und leistungsorientiertes Lernen zu ermöglichen und sie so bestmöglich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.
Aulepp dazu: “Lesen lernt man nur durch Lesen. Und wenn alle mitmachen, traut sich auch jedes Kind und merkt, wie viel Spaß es macht. Das Leseband findet in allen Fächern statt, damit alle Lehrkräfte daran mitarbeiten, dass alle Kinder gut lesen und damit auch gut lernen können.” 28 Grundschulen aus Bremen und Bremerhaven machen im laufenden Schuljahr den Anfang: Zu Beginn würden alle Grundschullehrkräfte, unabhängig vom Unterrichtsfach, in den Grundlagen der Lese- und Sprachförderung und den Lautleseverfahren des Lesebands fortgebildet. Ab dem kommenden Halbjahr begännen dann die täglichen Lesezeiten an den Schulen, das sogenannte Leseband.
Weiter heißt es: “Für die schrittweise Einführung des evidenzbasierten Hamburger Lesebandes an allen 100 Grundschulen in Bremen und Bremerhaven und in den Klassen 5 und 6 aller Oberschulen wird der Ansatz passgenau für die Bremer Strukturen adaptiert und schrittweise auf alle Schulen ausgeweitet. Mit dem Bremer Leseband wird eine tägliche Lesezeit von 25 Minuten in den Stundenplänen verankert. Die Lesezeit wird schulweit ein- und ausgeläutet und in allen Unterrichtsfächern vom gesamten Kollegium umgesetzt. Die verschiedenen Methoden des Lautlesens, neue Lesematerialien und eine digitale Plattform zur Leseförderung helfen, diese Zeit abwechslungsreich und für jede Lerngruppe passend zu gestalten.”
Die gleichzeitige flächendeckende Einführung digitaler, niedrigschwelliger Lernstandserhebungen unterstütze Lehrkräfte dabei, die Förderbedarfe und Fortschritte der Kinder regelmäßig zu erkennen und die Leseförderung daran anzupassen. Dafür würden Lernstandserhebung und Materialien besser vernetzt, damit der Zeitaufwand der Differenzierung für Lehrkräfte sinke.
“Es ist gut erforscht, wie Leseförderung für Kinder gelingt. Dass sich das Land Bremen auf den Weg macht, diese Konzepte nun umfassend und nicht in Einzelmaßnahmen umzusetzen, ist Hauptgrund für unsere Unterstützung”
An der Umsetzung dieser Strategie seien das Institut für Qualitätsentwicklung (IQHB) und die Universität Bremen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsichten, Schulleitungen und Lehrkräfte beteiligt. Fachleute aus der Wissenschaft und Praxis erfolgreicher Leseförderung würden beim Transfer erprobter Konzepte nach Bremen einbezogen. Unterstützung gibt es von der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit.
“Es ist gut erforscht, wie Leseförderung für Kinder gelingt. Dass sich das Land Bremen auf den Weg macht, diese Konzepte nun umfassend und nicht in Einzelmaßnahmen umzusetzen, ist Hauptgrund für unsere Unterstützung”, sagt Michaela Wintrich, Co-Geschäftsführerin der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit. “Gemeinsam wollen wir lernen, wie es gelingen kann, Leseförderung für alle Kinder strukturell hochwertig umzusetzen – und so zeigen, dass mit der richtigen Unterstützung jedes Kind lesen lernen kann.”, sagt Co-Geschäftsführerin Noosha Aubel. News4teachers
Grundschüler sollen gemeinsam lesen üben („im Chor oder im Tandem“)