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Schau der Superlative: Europas größte Bildungsmesse, die didacta, startet mit viel Aufbruchsstimmung

KÖLN. In Köln ist die didacta, Europas größte Bildungsmesse, angelaufen. Erwartet werden bis Samstag an die 100.000 Besucherinnen und Besucher – vor allem Profis aus dem Bildungsbereich wie Lehrkräfte, Kita-Fachkräfte, Schulleitungen, Vertreter von Schulverwaltungen und Einrichtungsträgern. Am ersten Tag der Mega-Schau war viel Aufbruchsstimmung zu spüren.

Die didacta zog schon am ersten Tag Tausende von Besucherinnen und Besuchern an. Viele hatten Spaß. Foto: Koelnmesse

PISA-Schock, Bildungskrise, gar Bildungsnotstand? Davon war wenig zu hören. Im Gegenteil: Die didacta in Köln startete mit so viel Optimismus, dass Besucher*innen und Aussteller*innen ins Schwärmen kamen. „Didacta 1 – volle Hallen, engagierte Bildungsmenschen, jede Menge Inputs, Sammeln vieler neuer Ideen, Bildungsimpulse. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kamen hier heute zusammen. Wir sind begeistert und freuen uns auf Tag 2“, twitterte die Paul & Paula Akademie, ein Coaching-Unternehmen aus Berlin.

„Didacta Tag 1 beendet. Zahlreiche Neumitglieder gewonnen und noch mehr gute Gespräche geführt. Einfach toll, mit diesem Team zu arbeiten. Ihr findet uns noch bis Samstag in Halle 7. Es lohnt sich vorbeizukommen“, so schrieb der VBE Nordrhein-Westfalen. „Wo gibt’s den besten Kaffee auf der didacta? Genau: an unserem Stand, Halle 8, Stand A 50 – Bester Kaffee!“, postete die GEW launig und kündigte nebenbei für morgen den Besuch ihrer Bundesvorsitzenden Maike Finnern an.

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Diskussionsrunde mit (v. l.): Heraeus-Vorstand und Schulleiter Martin Fugmann, Staatssekretär Jürgen Böhm, Philologen-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing, Schulleiterin Andrea Kocks, Schülerin Julie Frank und News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek und der Moderator, Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda. Foto: Heraeus Bildungsstiftung

Die Vorsitzende des Philologenverbands Prof. Susanne Lin-Klitzing war heute schon anwesend – und vertrat mit Verve die Positionen ihres Verbands. So in einer Podiumsdiskussion um die Fragen, was eine gute Schulleitung ausmacht. „Als zukunftsorientierte Schulleitungen müssen wir die Chancen erkennen, die in den vielfältigen Transformationsprozessen liegen, und stets Lösungen im Sinne der Schulgemeinschaft suchen“, erklärte dabei Martin Fugmann, Schulleiter aus Gütersloh und Vorstand der Heraeus Bildungsstiftung. „Wir sollten zugewandte Führungskräfte und zugleich inspirierende Anstifter sein, die unsere Teams zu selbstständigem Denken und Handeln ermutigen. Denn Persönlichkeiten machen Schule – und in Schulen, die von solchen Persönlichkeiten getragen werden, können Schüler:innen über sich hinauswachsen.“

Damit das gelingen kann, bedürfen Schulleitungen allerdings einer größeren Unterstützung, als ihnen in der Regel zuteilwird, machte Lin-Klitzing deutlich. Sie brachte Verwaltungsassistenten ins Gespräch, die bei der Bürokratie für Entlastung sorgen könnten. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek, ebenfalls Teilnehmer der Runde, schlug in die gleiche Kerbe: Zu oft noch werde die Rolle von Schulleitungen für das Bildungssystem politisch unterschätzt. Er forderte mehr Freiräume für deren Arbeit, um Schulentwicklungsprozesse vorantreiben zu können. Das könnten sie doch schon, wandte Sachsen-Anhalts Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm, selbst ehemaliger Schulleiter und bis vor Kurzem Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer, ein. Er forderte die Schulleitungen auf, die Spielräume auch tatsächlich zu nutzen – gerne bis an den Rand des Erlaubten.

Die Maus war auch anwesend und ein beliebtes Fotomotiv. Foto: Koelnmesse

Als Europas führende Bildungsmesse bringt die didacta noch bis Samstag unter dem Motto „Bildung mit Zukunft – Jetzt gestalten!“ die gesamte Bildungsbranche in Köln zusammen. Die Messe spannt den Bogen von der frühen Bildung über die schulische und außerschulische Bildung bis hin zur beruflichen Aus- und Weiterbildung. Rund 730 ausstellende Unternehmen stehen für eine breite Vielfalt an innovativen pädagogischen Konzepten, Technologien und Dienstleistungen.

Probleme? Geboten werden Lösungen. „Sei offen für Neuerungen! Gemäß Artikel 5 des Kölschen Grundgesetzes ‚Et bliev nix wie et wor‘ präsentieren wir auf der didacta flexible Lernarrangements, technische Gesamtlösungen rund um interaktive Medien und wie sich die Bausteine kombinieren lassen und gegenseitig ergänzen – denn auch eine neue Raumkultur kann zur Transformation der Schulen beitragen“, so postet zum Beispiel selbstbewusst die VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken GmbH & Co. KG auf Linkedin.

Bei Cornelsen Experimenta heißt es nicht minder vollmundig: „Wie werden fachfremde MINT-Lehrkräfte unterstützt, um guten Unterricht zu ermöglichen? Wie kann man das Zeitkonto der Lehrerinnen und Lehrer in den Naturwissenschaften massiv entlasten? Wie kann man durch eine Lernwege-Vielfalt als Kombination aus print, haptisch und digital den Lernerfolg erhöhen? Auf der didacta in Köln zeigen wir unsere Antworten auf PISA, fehlende Lehrkräfte im MINT-Bereich und Herausforderungen in der Heterogenität des Lernstandes.“

Tatsächlich präsentiert sich die didacta als Schau der Superlative. Mit fünf Foren, über 1.500 Vorträgen und Seminaren, die in diesem Jahr auf drei Hallen des Kölner Messegeländes verteilt sind, bietet die Messe ein so vielfältiges Event- und Rahmenprogramm, das sie laut Veranstalter als „größter Weiterbildungskongress der Branche“ gelten muss.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller, ihr Chef Hendrik Wüst und Didacta-Geschäftsführerin Dinah Korb beim Messerundgang. Foto: Koelnmesse

Zur Eröffnung sprach Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, der mit seiner Schulministerin Dorothee Feller (beide CDU) erschienen war. Lehrkräfte trügen eine hohe Verantwortung. Bildung sei schließlich der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und beruflichen Erfolg, aber auch für eine starke Demokratie, so Wüst. Das gelte umso mehr vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegungen, des Ukraine-Krieges und den Folgen der Corona-Pandemie.

Probleme? Auch Wüst bot Lösungen an, eine jedenfalls: Das erklärte Ziel der NRW-Landesregierung sei es, 10.000 zusätzliche Lehrkräfte bis 2027 an die Schulen zu bringen, sagte der Ministerpräsident, denn: „Jede zusätzliche Lehrkraft stärkt die Schule und verbessert die Zukunftschancen unserer Kinder und Jugendlichen.“ Unter anderem für die Finanzierung neuer Lehrkräfte, aber auch für den Schwerpunkt Bildung allgemein, sind im aktuellen NRW-Haushalt mehr als 38 Milliarden Euro vorgesehen – ein neuer Rekordwert.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), die per Video-Botschaft zu Wort kam, mochte da nicht zurückstehen: Sie bemängelte zwar, dass der Bildungserfolg in Deutschland nach wie vor stark von der sozialen Herkunft abhänge. Deshalb sei eine bildungspolitische Trendwende notwendig, sagte sie – hatte aber auch schon eine Lösung im Gepäck: das unlängst vereinbarte Startchancen-Programm von Bund und Ländern, das in den nächsten zehn Jahren 20 Milliarden Euro für bundesweit 4.000 Schulen in besonders herausfordernden Lagen bereitstellen soll. Dass sie bei der Gelegenheit nicht auch den von der Bundesregierung versprochenen, aber bis heute nicht beschlossenen Digitalpakt 2.0 ankündigte, trübte dann doch etwas die Stimmung.

Die Erwartung an die Politik diesbezüglich war hoch. „Die Schulen brauchen vor allem Planungssicherheit und damit dauerhafte Mittel, um die bereits existierenden Lösungen effektiv zu nutzen. Service und Austausch der Geräte, Fortbildungen für Lehrkräfte und Administration der Infrastruktur müssen gesichert sein“, so hatte der Präsident des Didacta-Verbands, Theodor Niehaus, im Vorfeld der Messe gegenüber „heise online“ erklärt.

Dafür gibt es dann doch keine Lösung, noch jedenfalls nicht. Trotzdem herrschte auch hierbei Optimismus: Bis Mai würden sich Bund und Länder über eine Neuauflage des Digitalpakts einigen, das Gerücht waberte durch die Hallen. Tatsächlich ließ Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) unlängst wissen, man sei auf gutem Weg (News4teachers berichtete). Es herrscht Aufbruchsstimmung. News4teachers 

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