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Studie: Hohe Disziplinstandards entscheidend für Lernerfolg benachteiligter Schüler

TAIZHOU. Jugendliche aus einkommensschwachen Familien profitieren laut einer aktuellen internationalen Studie besonders von einem forschungsorientierten und lehrergeführten Unterricht mit hohen Disziplinstandards. Kleinere Klassengrößen trugen hingegen nicht zu ihrem Erfolg bei.

Auf den Unterricht kommt es an… (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Eine Verkleinerung von Klassen führt bei benachteiligten Jugendlichen nicht zu besseren Noten. Eine Verringerung der Klassengröße könnte sogar ihre akademische Resilienz verringern und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder die besten Ergebnisse erzielen. So lautet ein Kernergebnis der aktuellen Studie eines Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Tao Jiang von der Taizhou University.

Für die Studie werteten sie Daten von mehr als 2.700 benachteiligten Sekundarschülerinnen und Schülern aus China und Japan aus. Akademische Resilienz definierten sie als die Fähigkeit einer Person, Widrigkeiten zu widerstehen und gute Leistungen in der Schule zu erbringen. Die Studie ist im International Journal of Science Education erschienen.

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Trotz der Besorgnis über den Personalmangel in den Schulen erhöhe auch die Anzahl der Lehrer nicht die Chancen von Schülern aus den ärmsten Verhältnissen, akademische Leistungen zu erzielen. Stattdessen, so Tao Jiang, Hai Feng Qian, Fu Qiang Li und Tai Jun Wang, werde die Resilienz durch die Qualität der Lehrer gewährleistet, insbesondere durch Lehrerinnen und Lehrer, die hohe Disziplinstandards einhalten und besonders ihr Fachwissen zur Verbesserung des Lernens einsetzen.

Die Untersuchung stützt sich auf Eigenschaften und Merkmale von 1.594 benachteiligten Schülerinnen und Schülern in Japan und 1.114 Schülerinnen und Schülern in der chinesischen Region Macau. Die Jugendlichen waren zwischen 15 und 16 Jahren alt. Die Größe ihrer Klassen reichte von 15 Schülerinnen und Schülern (oder weniger) bis zu über 50. Alle Schülerinnen und Schüler, die an der Studie teilnahmen, hatten 2015 an PISA (Programme for International Student Assessment) teilgenommen. Dabei stellten die Forscherinnen und Forscher vor allem die Disziplin und die Unterstützung durch die Lehrkräfte in den Mittelpunkt und andererseits die Motivation der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Prüfungsangst.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in Gruppen mit geringer, mittlerer oder hoher Resilienz eingeteilt. Dabei wies etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler eine hohe Resilienz auf, ein Viertel eine geringe und der Rest eine mittlere Resilienz. Die Forscher untersuchten, welche Faktoren im Klassenzimmer, welche schulischen Ressourcen und welche Schulkultur die Wahrscheinlichkeit erhöhten, zur Gruppe mit hoher Resilienz zu gehören.

Schülerinnen und Schüler mit hoher Resilienz hatten eine sehr positive Einstellung zur Schule, zur Wissenschaft und zu ihrer zukünftigen Karriere. Auch widmeten sie dem wissenschaftlichen Lernen mehr Zeit als andere, hatten aber Angst vor Prüfungen. Deutlich hätten die Ergebnisse gezeigt, dass diese Schüler von Klassendisziplin, lehrergeführtem Unterricht, forschungsorientiertem Unterricht und Unterstützung durch die Lehrkräfte profitierten. Lehrerinnen und Lehrer der naturwissenschaftlichen Fächer und ihre Unterrichtsmethoden spielten mithin eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Resilienz ihrer Schützlinge.

War in Japan forschungsbasierter Unterricht der stabilste Prädiktor für hohe Resilienz, profitierten die Jugendlichen in Macau besonders von lehrergeleitetem Unterricht. Was die Auswirkungen der Klassengröße betrifft, hätten kleinere Klassen entweder keinen Einfluss auf die Resilienz gezeigt wie in Macau oder einen negativen Effekt wie in Japan. Umgekehrt erhöhte ein Anstieg der Klassengröße um nur einen Rang die Wahrscheinlichkeit, dass benachteiligte Schüler in Japan eher die besten statt der schlechtesten Noten erhielten, um das 1,2-fache.

Weiterhin habe sich in den Untersuchungsergebnissen gezeigt, dass Fehlverhalten im Klassenzimmer oder in der Schule im Allgemeinen die Resilienz untergrub. Zu den Botschaften der Studie an die Lehrkräfte gehöre damit nach Ansicht ihrer Autoren die Notwendigkeit, die Schülerinnen und Schüler zur Einhaltung von Regeln anzuhalten, die Disziplin aufrechtzuerhalten und den Unterricht auf die Bedürfnisse der Schüler abzustimmen. “Qualitativ hochwertige Lehrer, die effektive Lehrmethoden anwenden und die Klassendisziplin im Griff haben, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler resilient werden“, fasst Tao Jiang zusammen.

Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren solle die Politik zur Verbesserung von Schulen, künftig vor allem in qualitativ hochwertige Lehrkräfte investieren. Ressourcen in die Verringerung der Zahl der Schüler pro Klasse zu investieren grenze hingegen den Studienergebnissen entsprechend an Verschwendung. Tao Jiang: “Eine übermäßige Betonung der Reduzierung der Klassengröße ist unnötig, da sie der Entwicklung von Schülern mit einem hohen Maß an Resilienz abträglich ist. Anstatt finanzielle Mittel für die Verkleinerung von Klassen bereitzustellen, wäre es effektiver, in die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Lehrkräften zu investieren”. (zab, pm)

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