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BLLV-Präsidentin Fleischmann: Coole Lehrkräfte sind diejenigen, die gendern

MÜNCHEN. Das bayerische Kultusministerium hat die Schulen im Freistaat mit einem Brief darüber informiert, dass das von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigte Verbot des Genderns mit Sonderzeichen ab dem 1. April gilt. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagt: „Man kann gesellschaftliche Entwicklungen nicht durch eine Sprachpolizei auffangen.“

“Es hätte noch schlimmer kommen können”: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Foto: BLLV

„Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege“, so heißt es in dem Schreiben des Kultusministeriums an alle Schulen in Bayern, in dem die Schulleitungen über eine ab dem 1. April geltende Änderung der „Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats Bayern“ informiert werden. „Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig“, so heißt es darin nun ausdrücklich. Dies betreffe beispielsweise die Kommunikation mit Eltern oder Veröffentlichungen der Schule, etwa in Jahresberichten oder auf der Schulhomepage.

Für den Unterricht bedeute dies: „Von den Lehrkräften verfasste Texte und Aufgabenstellungen in Arbeitsblättern, Unterrichtsmaterialien sowie Leistungsnachweisen sind im Einklang mit der Amtlichen Regelung zu gestalten.“ Und: „Falls Schülerinnen und Schüler die o. g. Wortbinnenzeichen in schriftlichen Leistungsnachweisen verwenden, ist dies bei der Korrektur als Normabweichung zu markieren, nicht aber in die Bewertung einzubeziehen.“

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„Es hätte noch schlimmer kommen können“, meint Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), auf der Homepage des Verbands, „nämlich wenn uns auch noch gesagt werden würde, wie wir sprechen dürfen.“ Sie hält das erlassene Verbot gleichwohl für falsch.

“Und was auch nicht sein darf, ist, dass wir uns im mündlichen Sprachgebrauch als Lehrerinnen und Lehrer einschränken müssen”

„Man kann gesellschaftliche Entwicklungen nicht durch eine Sprachpolizei auffangen und vor allem kann man die Realität der Schülerinnen und Schüler nicht ändern. Coole Lehrer sind diejenigen, die gendern. Jugendliche wollen, dass niemand ausgeschlossen wird. Und das zeigt sich auch daran, wie die Lehrkräfte sprechen. Und deswegen müssen wir es schaffen, dass man vor Ort die Expertise der Kolleginnen und Kollegen achtet. Wir müssen bedenken, dass wir in Schulen eine gendersensible Sprache brauchen, weil wir die Kinder und Jugendlichen von morgen bilden. Die Gesellschaft von morgen ist divers und deswegen müssen die Schülerinnen und Schüler das Thema reflektieren können und Kompetenzen erwerben.”

Laut der BLLV-Präsidentin ist jetzt die genaue Umsetzung des Beschlusses abzuwarten: „Für uns ist es jetzt wichtig, dass auf keinen Fall die schriftsprachlichen Äußerungen von Schülerinnen und Schülern negativer bewertet werden, wenn sie gendern. Und was auch nicht sein darf, ist, dass wir uns im mündlichen Sprachgebrauch als Lehrerinnen und Lehrer einschränken müssen. Die Profis an den Schulen, die jetzt mit Herz, mit Kopf und mit Hand am Start sind, müssen genau sehen: Was brauchen die Schülerinnen und Schüler vor Ort – angepasst an die jeweilige Bedürfnislage, angepasst an das Alter. Und ich hoffe doch sehr, dass jetzt nicht diese einheitliche Regelung für alle Behörden in Bayern mit der Brechstange in den Schulen umsetzt oder gar noch potenziert wird.“ News4teachers

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