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Umfrage: Eltern vertrauen dem Schulsystem nur wenig (und sind skeptisch gegenüber KI-Anwendungen im Unterricht)

HAMBURG. Das Vertrauen von Eltern in das deutsche Schulsystem bleibt angeschlagen. Darauf weist die aktuelle Umfrage unter Erziehungsberechtigten im Auftrag der Körber-Stiftung hin. Wie im vergangenen Jahr befürchtet die Mehrheit weiterhin, dass es der Schule nicht gelingt, die Kinder auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten (News4teachers berichtete). Aus den Ergebnissen liest die Körber-Stiftung eine Aufgabe für die Schulen heraus: das Thema Künstliche Intelligenz in den Unterricht zu holen.

Eltern haben konkrete Vorstellungen, welche Kompetenzen ihre Kinder später im Leben benötigen werden; viele zweifeln aber, ob die Schule sie entsprechend vorbereitet. Foto: Shutterstock/Moon Safari

Nur etwa ein Drittel der Eltern von Jugendlichen hierzulande ist der Ansicht, dass es der Schule im Allgemeinen zumindest gut gelingt, den Schülerinnen und Schülern die Kenntnisse zu vermitteln und die Fähigkeiten zu fördern, die für die berufliche Zukunft relevant sind. Der Großteil ist anderer Meinung. Dies geht aus einer Forsa-Umfrage unter rund 1.000 Erziehungsberechtigten von Kindern zwischen zwölf und 18 Jahren im Auftrag der Körber-Stiftung hervor, die von Mitte bis Ende März dieses Jahres stattfand.

Zukunftsrelevante Unterrichtsfächer und Kompetenzen

Die befragten Eltern zeigen sich den Ergebnissen zufolge recht einig, welche Unterrichtsfächer sowie welche Fähigkeiten und Kenntnisse abseits davon sie für das spätere Leben ihrer Kinder als entscheidend bewerten. Bei den Schulfächern sind demnach insbesondere Englisch (74 Prozent), Deutsch (71 Prozent) und Mathematik (60 Prozent) „sehr wichtig“. Danach kommt auf Platz 4 Informatik (46 Prozent). Nur einige wenige erachten diese Fächer als „weniger wichtig“ oder „unwichtig“.

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Mit deutlichem Abstand folgen Wirtschaft/ökonomische Bildung sowie Gemeinschafts- oder Sozialkunde beziehungsweise Politik (jeweils 38 Prozent) und Naturwissenschaften wie Biologie, Chemie und Physik (37 Prozent): Diese Fächer halten jeweils rund vier von zehn Befragten für „sehr wichtig“. Während jeweils etwa einer von zehn Befragten sie als „weniger wichtig“ oder „unwichtig“ einstuft.

Über die fachliche Schulbildung hinaus sind aus Sicht der Eltern besonders Selbstständigkeit (71 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (64 Prozent) und Neugier beziehungsweise Lernbereitschaft (62 Prozent) sehr wichtige Kompetenzen. Jeweils von einer knappen Mehrheit als „sehr wichtig“ für den weiteren Lebensweg eingestuft folgen viele der als Zukunftskompetenzen eingestuften Fähigkeiten wie Kreativität beziehungsweise Problemlösungsfähigkeit (55 Prozent), Teamfähigkeit (53 Prozent), analytisches beziehungsweise kritisches Denken (52 Prozent) und Selbstreflexion (51 Prozent). Außerdem erachten Eltern als ebenso entscheidend Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen beziehungsweise Freundlichkeit (53 Prozent) sowie Widerstandsfähigkeit beziehungsweise Resilienz (53 Prozent).

Die Rolle Künstlicher Intelligenz

78 Prozent der befragten Erziehungsberechtigten geht zudem zumindest eher davon aus, dass ihr Kind für die Berufsausbildung oder das Studium „auf jeden Fall Kompetenzen im Umgang mit KI-Anwendungen benötigen“ wird. Ein Drittel stimmt dieser Aussage sogar „voll und ganz“ zu. Trotzdem unterstützen nur elf Prozent „voll und ganz“ die Aussage, dass KI-Anwendungen „für eine zukunftsfähige Schule zwingend erforderlich“ sind; weitere 30 Prozent stimmen „eher“ zu. Eine mögliche Ursache dieser Diskrepanz: die Skepsis der Eltern, wie sich der Einsatz von KI im Unterricht auswirken könnte.

Der Umfrage zufolge befürchtet die Mehrheit der Eltern, dass ihre Kinder durch KI-Anwendungen leichter schummeln können (70 Prozent), falsche Inhalte vermittelt bekommen (62 Prozent) und weniger selbst lernen (60 Prozent). Gleichzeitig sehen 50 Prozent in KI-Anwendungen eine Bereicherung des Unterrichts; 38 Prozent erhoffen sich eine bessere individuelle Förderung ihres Kindes.

Fehlende Chancengerechtigkeit

Wie Erziehungsberechtigte über den Einsatz von KI im Schulunterricht denken, ist laut Befragung von ihren Vorkenntnissen abhängig. Haben sie KI-Anwendungen selbst bereits beruflich oder privat genutzt, meinen 41 Prozent der Eltern, dass insgesamt eher die Vorteile überwiegen. Von den anderen Eltern, die nur eine Vorstellung davon haben, was man mit KI-Anwendungen machen kann, oder die KI-Anwendungen nur dem Namen nach kennen, sehen das nur 24 beziehungsweise zehn Prozent der Eltern so.

Die Vorkenntnisse wiederum, das machen die Umfrageergebnisse ebenfalls deutlich, stehen im Zusammenhang mit dem Bildungsstand der Eltern: 48 Prozent der Eltern mit Abitur oder Studium haben KI-Tools bereits selbst privat oder dienstlich genutzt, während dies nur bei 30 Prozent der Eltern mit einem Haupt- oder mittleren Schulabschluss der Fall ist.

„Schule muss das Thema aufgreifen“

Die unterschiedlichen Vorkenntnisse wirken sich zudem auf den Umgang mit dem Thema innerhalb der Familie aus. Von den KI-erfahrenen Eltern geben 72 Prozent an, mit ihren Kindern über Chancen und Risiken von KI zu sprechen. Bei den Eltern, die eine Vorstellung von KI-Anwendungen haben, sind es 44 Prozent; bei denen, die diese nur dem Namen nach kennen, 20 Prozent. „Schule muss das Thema aufgreifen, damit alle Kinder möglichst gleiche Chancen haben, gut mit KI umzugehen“, lautet daher das Fazit von Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Körber-Stiftung.

Praktisch greifen die Schulen den Eltern zufolge allerdings bislang eher selten auf KI-Anwendungen zurück. Lediglich 13 Prozent der Befragten berichteten, dass KI-Anwendungen im Unterricht ihres Kindes genutzt werden. Ist dies jedoch der Fall, nutzen die Kinder auch außerhalb der Schule deutlich häufiger KI-Tools, zum Beispiel um Hausaufgaben zu erledigen. Im Vergleich zum Durchschnitt ist ihr Anteil mehr als doppelt so groß (66 Prozent). Dies, so heißt es von Seiten der Körber-Stiftung, unterstreiche die Bedeutung der Schulen, wenn es um die Vermittlung von KI-Kompetenzen geht. News4teachers

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