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Nur zwölf Monate? bak Lehrerbildung warnt davor, das Referendariat zu verkürzen

KIEL. Gerüchte um eine geplante Verkürzung des Vorbereitungsdienstes in Schleswig-Holstein auf zwölf Monate kursieren seit Monaten und verdichten sich zunehmend – berichtet der Bundesarbeitskreis (bak) Lehrerbildung. Er sollte es wissen: In dem Verband sind Lehrerausbilderinnen und -ausbilder organisiert. Und die sprechen sich deutlich gegen solche Erwägungen aus. Befürchtet wird offenbar ein Dammbruch.

Mal eben kürzen? Illustration: Shutterstock

“Der Bildungserfolg der Lernenden hängt ganz wesentlich von der Qualität der Lehrkräfte ab. Deren beruflichen Fähigkeiten, ihre Haltungen und Motivationen entscheiden darüber, welche Lern- und Bildungserfahrungen ihre Schüler:innen machen”, so schreibt der Verband in einer Stellungnahme. “Diese Kompetenzen, Haltungen und Motivationen entwickeln Lehrkräfte in erster Linie im Studium und Referendariat! Eine weitere Verkürzung des Vorbereitungsdienstes würde daher vor allem zu Lasten der Schüler:innen und der nachfolgenden Generationen gehen.”

Im Gegensatz zur ersten (Studium) und zur dritten Phase (Fortbildung) hebe sich der Vorbereitungsdienst durch seine spezifische Reflexionskultur und Theorie-Praxis-Verzahnung ab, die keine andere Phase in dieser Weise leisten könne. “Nur in dieser Phase üben Lehrkräfte den beständigen Wechsel von Aktion und Reflexion sowie das theoriegeleitete Nachdenken über das eigene Tun im Rahmen einer professionellen Lerngemeinschaft. Die Ausbildung didaktischer und pädagogischer Kompetenzen angehender Lehrkräfte gelten als stärkste Prädiktoren für den Lernerfolg von Schüler:innen”, heißt es in dem Papier.

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“Aus guten Gründen hatte der Vorbereitungsdienst über lange Zeit eine Dauer von 24 Monaten”

Das Referendariat sei die einzige Phase, die sich explizit und ausschließlich der für den Beruf einer Lehrkraft essentiellen Praxiserprobung und deren Reflexion widmet. “Dieses reflexive Erfahrungslernen braucht aber Zeit. Aus guten Gründen hatte der Vorbereitungsdienst über lange Zeit eine Dauer von 24 Monaten. Zeitdruck und Verdichtung auf allen Ebenen empfinden die Beteiligten schon im 18-monatigen Vorbereitungsdienst als kontraproduktiv für die eigentlich intendierten Ziele. Ein derart verdichtetes Referendariat ist nach Aussagen vieler Auszubildenden eher ein Überlebenskampf als eine Aneignungs- und Integrationsphase im Professionalisierungsprozess.”

Für eine Beibehaltung einer längeren Ausbildungsdauer sprechen laut bak die Erfahrungen in Sachsen: Dieses Bundesland hatte bereits 2015 den Vorbereitungsdienst auf zwölf Monate verkürzt und ist 2017 wieder zu einer Dauer von 18 Monaten zurückgekehrt – “weil sich die Verkürzung als Fehlentscheidung herausgestellt hat. Auch Berlin hatte schon von 2009 bis 2012 einen 12-monatigen Vorbereitungsdienst für Lehrämter an Sekundarschulen und hat diesen aufgrund verheerender Evaluationsergebnisse wieder dem 18-monatigen Vorbereitungsdienst für das Gymnasiallehramt angeglichen”. Kosteneinsparungen und die Not der Kultusministerinnen und Kultusminister, freie Lehrerstellen besetzen zu können, sind der Hintergrund von Bestrebungen, das Referendariat zu verkürzen.

Neben dem Kompetenzaufbau sei auch die persönliche Haltung ein wesentlicher Faktor für die Professionalisierung und den Lehrerfolg von Lehrkräften, meint nun der bak. Die Entwicklung von professionellen Haltungen benötige nicht nur gute Ausbilder:innen, sondern auch hinreichend Zeit. “Angesichts der zunehmenden Herausforderungen in unserer Lebenswelt brauchen wir stabile und gereifte Persönlichkeiten als Lehrkräfte. Dies zu erreichen braucht eine angemessene Zeit der Erprobung in bewertungsfreien Räumen.”

Der bak Lehrerbildung plädiert  für einen 24-monatigen Vorbereitungsdienst mit anschließender Berufseingangsphase und eine bessere Verzahnung aller drei Ausbildungsphasen. Um eine hinreichende und angemessene Qualifizierung der angehenden Lehrkräfte sicherstellen zu können, sei daher die Beibehaltung eines mindestens 18-monatigen Vorbereitungsdienstes in Schleswig-Holstein zwingend. News4teachers

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