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KI-Lernplattform der Länder auf der Kippe: Fehlstart für Millionenprojekt gefährdet den Zeitplan – und die Finanzierung

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DÜSSELDORF. Mit einer intelligenten Lernplattform wollen die Bundesländer Lehren und Lernen erleichtern. Bereits ab Juni 2026 soll das geplante System an den Start gehen. Doch nun ist das Vergabeverfahren geplatzt – beziehungsweise die zuständige Stelle hat es „vollumfänglich aufgehoben“. Das bringt den engen Zeitplan ins Wanken, und damit auch die Finanzierung.

Das 52 Millionen Euro-Vorhaben droht zu scheitern. Symbolfoto: Shutterstock/Stocksnapper

Im Projekt AIS (Adaptives intelligentes System) soll eine Plattform mit adaptiven Lerninhalten und Übungen entstehen. Die Zielgruppe: sowohl Schüler*innen als auch Lehrkräfte gleichermaßen. Auf Ebene der Lernenden soll das System wie ein Tutor fungieren und an den Lernstand angepasste persönliche Lernpfade mit passendem Lern- und Übungsmaterial inklusive Feedback bereitstellen. Dabei dokumentiert es die Lernfortschritte der Schüler*innen und erleichtert es Lehrkräften, individuelle Unterstützungsbedarfe zu erkennen.

Kritik am Vergabeverfahren

Das Vorhaben wird mit 52 Millionen Euro über den DigitalPakt Schule finanziert und vom Medieninstitut der Länder (FWU) im Auftrag der Bundesländer umsetzt. Eigentlich sollte es bereits zum Sommer 2026 an den Start gehen, doch es gibt Ärger beim Vergabeverfahren. Wie mehrere Medien berichten, hatte ein Bieter den Prozess angefochten – und Recht bekommen. Gegenüber „Table.Briefings“ bestätigte dies der FWU-Geschäftsführer Andreas Koschinsky. Demnach waren für den Erfolg des Nachprüfungsantrags formale, keine inhaltlichen Argumente entscheidend. „Hätten unsere Juristen das so gesehen wie die Vergabekammer, hätte sich das Problem leicht vermeiden lassen“, zitiert ihn „Table.Briefings“. Details zu den formalen Problemen bleiben allerdings offen.

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Also alles halb so schlimm? Nicht wirklich: Zumindest bewerten die Kritiker aus dem Bieterkreis, die sich um das Projekt beworben hatten, nach Informationen der Rheinischen Post (RP) das gescheiterte Vergabeverfahren strenger. Sie bemängeln, dass die Vergabekriterien und auch der Auftragsgegenstand unklar gewesen seien. Von über 180 Nachfragen ist in einem Beschwerdebrief die Rede. Darüber hinaus soll die Vergabekammer Südbayern, die sich mit dem Fall beschäftigt hat, ebenfalls kritisiert haben, dass das FWU nur ein Verhandlungsgespräch habe führen wollen, mit dem Anbieter des wirtschaftlichsten Angebots.

Auf Neustart geeinigt

Die Bundesländer zeigen sich laut RP überrascht von der Entscheidung der Vergabekammer. Diese habe „eine übliche und bewährte vergaberechtliche Praxis abweichend bewertet“, zitiert die RP den Stadtstaat Hamburg, der für die Länder die Federführung bei diesem Projekt übernommen hat. Gemeinsam mit dem FWU haben sie beschlossen, das ursprüngliche Vergabeverfahren aufzuheben und noch einmal neu zu starten. Der Pressemitteilung des FWU zufolge wollten Länder und Medienanstalt mit diesem Schritt schnellstmöglich Rechtsklarheit erlangen, um das Projekt „möglichst rasch“ starten zu können. Positiv vermerkt das FWU noch, dass die Neuausschreibung nun die Möglichkeit bietet, weitere Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu berücksichtigen.

Und der Zeitplan? „Es ist weiterhin unser Ziel, ein einsatzfähiges System bis zur zweiten Jahreshälfte 2026 bereitzustellen“, versicherte FWU-Geschäftsführer Koschinsky Anfang März gegenüber „table.briefings“. Ähnlich formuliert es das FWU in seiner Pressemitteilung zur Neuausschreibung. „Die Durchführung des Projekts innerhalb des durch den DigitalPakt Schule festgelegten Zeitraums hat weiterhin für alle 16 beteiligten Bundesländer höchste Priorität.“ Allein: Schon im ersten Anlauf dauerte der Vergabeprozess rund acht Monate. Aus dem Kreis der Bewerber erklingt gegenüber der Rheinischen Post daher auch Skepsis, ob sich der Zeitplan halten lässt. Es steht die Befürchtung im Raum, dass die doch sehr umfangreich geplante intelligente Lernplattform nun mit heißer Nadel gestrickt werden solle.

Mit einer Verzögerung rechnet schon jetzt der Lehrerverband NRW. „Solche Systeme brauchen wir schnell“, sagte Präsident Andreas Bartsch der RP. „Jetzt sind wir wieder in der Warteschleife bei etwas, das wir dringend benötigen.“ News4teachers

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