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Vier Tage nach Schuljahres-Start in Berlin: Corona-Fälle schon an acht Schulen

BERLIN. In Berlin sind die Ferien kaum zu Ende, da hat die erste Schule schon wieder geschlossen. Schuld ist das Coronavirus. Insgesamt acht Schulen in der Bundeshauptstadt sind von Infektionen betroffen. Geht das jetzt weiter so? Viele Eltern machen sich Sorgen. Und die GEW verlangt, die Lerngruppen zu verkleinern.

Das Coronavirus macht womöglich doch keinen Bogen um Kinder. Illustration: Shutterstock

Für den Schüler einer Gemeinschaftsschule in Berlin-Lichterfelde ist der Unterricht nach den Ferien zu Ende gewesen, kaum dass das neue Schuljahr begonnen hatte. Er wurde gleich am Montag wieder nach Hause geschickt, nachdem er von Symptomen gesprochen hatte, die auf das Coronavirus hindeuteten. Der Test darauf war positiv. Inzwischen sind nach wenigen Tagen im neuen Schuljahr an acht Schulen positive Tests bekannt, ein Gymnasium wurde am Donnerstag vorsorglich geschlossen.

Drohen nun Schulschließungen auf breiter Front?

Dabei wollte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) trotz der inzwischen wieder steigenden Infektionszahlen nach den Ferien zum Regelbetrieb zurückkehren – mit Unterricht in gewohnter Klassengröße, ohne Abstandsregeln und ohne Maskenpflicht im Unterricht. Drohen nun Schulschließungen auf breiter Front? Müssen Eltern wieder selbst unterrichten, wie im Frühjahr, als sämtliche Berliner Schulen wegen der Corona-Pandemie dicht waren?

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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte am Donnerstag in Berlin, Schulschließungen dürften nur das letzte Mittel sein. «Das ist für Eltern, Lehrer und Schüler keine leichte Situation, die wir unter allen Umständen verhindern wollen.» Deshalb sei es auch notwendig, dass in Schulen und Kitas die Hygienemaßnahmen beachtet und Infektionsketten schnell verfolgt würden.

Am Gerhart-Hauptmann-Gymnasium im Bezirk Treptow-Köpenick gab es drei Tage Unterricht, am Donnerstag blieb die Schule zu, nachdem eine Lehrkraft positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden war. An den sieben übrigen Schulen fielen Tests für jeweils einzelne Schüler positiv aus, wie ein Sprecher der Bildungsverwaltung sagte. Allerdings habe es in keinem der Fälle eine Infektion in der Schule gegeben.

Nicht die Schulen sind das Problem – meint der Innensenator

Das Gymnasium sei vorsorglich geschlossen worden, nachdem die Schulleitung erst am späten Mittwochnachmittag von dem Testergebnis erfahren habe. In den übrigen Fällen seien die Kontaktpersonen der positiv getesteten Schüler wie vorgesehen in Quarantäne gegangen.

Bis zum späten Donnerstagnachmittag wurden 76 Lehrkräfte sowie 22 Schülerinnen und Schüler nach Angaben des zuständigen Bezirksstadtrats Bernd Geschanowski auf Sars-CoV-2 getestet. Die Ergebnisse könnten schon Freitagmorgen vorliegen, teilte er auf Anfrage mit. Das Gesundheitsamt des Bezirks werde dann über das weitere Vorgehen entscheiden.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) betonte am Donnerstag, nicht die Schulen seien das Problem. «Das Problem ist, wenn im privaten Bereich Hygieneregeln verletzt werden und dann Infektionen in Schulen getragen werden.» Das sieht auch Reinickendorfs Amtsarzt Patrick Larscheid so: «Wir haben ein Problem mit bestimmten Einzelpersonen, die auch die Schule besuchen. Aber wir haben hier keine dramatische Situation in der Schullandschaft.»

“Der Kontext Schule wird völlig überbewertet” – sagt der Amtsarzt

Larscheid sprach sich dagegen aus, Schulen wegen einzelner Corona-Fälle komplett zu schließen. Die positiven Tests einzelner Schüler oder Lehrer würden hochstilisiert zu einem großen Schulproblem. «Kein Mensch redet darüber, dass diese Schüler zum Beispiel auch Mitglieder in Fußballvereinen oder und Ähnlichem sind. Der Kontext Schule wird völlig überbewertet.» Das sehen Virologen und die Nationalakademie Leobpodina allerdings anders – sie warnten in Stellungnahmen unlängst vor einem schulischen Normalbetrieb ohne Abstandsregel und in “Kohorten”, also großen Einheiten, wie sie die Kultusminister beschlossen haben. (News4teachers hat ausführlich und mehrfach über die Stellungnahmen berichtet – hier etwa.)

Die GEW fordert eine Milliarde Euro als Soforthilfe für die Schulen

Die Bildungsgewerkschaft GEW dagegen hatte schon vor Schulbeginn Kritik an der Rückkehr zum Regelbetrieb für Berlins rund 370.000 Schüler geübt und die Pläne mit Blick auf die Infektionsgefahren fahrlässig genannt. Berlins GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik forderte am Donnerstag, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie müssten die Lerngruppen unbedingt verkleinert werden. «Eine Milliarde Euro an Soforthilfe müssen her, damit wir so schnell wie möglich Personal einstellen, zusätzliche Räume und digitale Infrastruktur schaffen und für echte Hygiene an den Schulen sorgen können.»

Der Landeselternausschuss verlangt eine erneute Diskussion über die Maskenpflicht im Unterricht. «Natürlich war damit zu rechnen, dass es Infektionsfälle geben wird», sagte der Vorsitzende Norman Heise. «Die Frage ist: Sind die Hygienekonzepte der Schulen wirksam, oder braucht es eine Nachsteuerung?» Die Elternvertreter empfehlen, sich über den Mund-Nasen-Schutz im Unterricht, für den sich Senatorin Scheeres nicht begeistern konnte, noch einmal Gedanken zu machen. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Leopoldina hält geplanten Normalbetrieb an weiterführenden Schulen für zu riskant – sie fordert kleine feste Lerngruppen

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