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Maskenpflicht und Lüften müssen reichen: Gebauer sieht sich außerstande, weitergehende RKI-Empfehlungen einzuhalten

DÜSSELDORF. Besser Lüften und zurück zur Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden Schulen – das sind die Rezepte der NRW-Landesregierung auf die stark steigenden Corona-Infektionszahlen im Land. Die Schulministerin sieht sich außerstande, weitergehende Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts einzuhalten. Die GEW nennt das „unverständlich“. Allerdings gibt es vom Land 50 Millionen Euro für Luftreinigungsanlagen in Schulen.

Reagiert: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: Magubosc / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ab einem Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner für alle Schulen des betroffenen Gebiets bereits eine generelle Maskenpflicht im Unterricht sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann (News4teachers berichtet ausführlich über die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb – hier geht es hin). NRW gehört laut Lagebericht des RKI zu den Bundesländern mit einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Neuinfektionen: Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 67; der Bundesdurchschnitt lag bei 51,3.

Maskenpflicht im Unterricht soll bis zu den Weihnachtsferien gelten

Das Schulministerium reagiert auf die steigenden Corona-Infektionszahlen – allerdings nicht so, wie es das RKI empfiehlt: Mit dem Ende der Herbstferien müssen nur die Schüler ab der 5. Klasse ab Montag auch im Unterricht wieder eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf an. Die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht soll zunächst bis zu den Weihnachtsferien am 22. Dezember gelten. NRW hatte bereits nach den Sommerferien ab Mitte August für etwa zweieinhalb Wochen eine damals noch von vielen heftig kritisierte Maskenpflicht auch im Unterricht.

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Gebauer sieht keinen Anlass, einen landesweit verbindlichen Schwellenwert einzuführen, ab welcher Infektionslage Schulen vor Ort schließen müssen. «Die Schulen sind sichere Orte», bekräftigte sie. Es müsse alles getan werden, um den täglichen regulären Unterricht dort für alle Kinder so lange als möglich aufrecht zu erhalten. «Das ist die beste Form des Lernens.» Schule sei darüber hinaus für viele Kinder auch ein Ort, der Struktur, Halt und eine warme Mahlzeit gebe.

Die Ministerin sieht auch keine Möglichkeit, der Empfehlung des Robert Koch-Instituts zu folgen, ab 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner und sieben Tage Klassen zu verkleinern oder in Wechselschichten zu unterrichten. Solche personellen und räumlichen Reserven seien nicht vorhanden. «Dann gibt es eine Lerngruppe B, die zuhause bleiben muss», stellte die FDP-Politikerin fest. Das entspreche nicht ihrem Verständnis eines Bildungsauftrags, der allen Schülern gleiche Chancen einzuräumen habe.

Lehrerverbände: Abstandsregel im Unterricht wieder einführen!

Die GEW begrüßt zwar, dass die Landesregierung neue Vorgaben für den Unterricht nach den Ferien formuliert hat. Maskenpflicht und Landesmittel für Belüftungsanlagen seien zwingend erforderlich. Die Maßnahmen reichten jedoch nicht aus. Um vollständige Schulschließungen zu vermeiden, sollten aus Sicht der Bildungsgewerkschaft Konzepte für „rollierenden Unterricht” bei Klassenteilungen – wie sie vom RKI bei den vorliegenden Inzidenzwerten empfohlen werden – und bessere Bedingungen für Distanzunterricht bei womöglich weiter steigenden Inzidenzwerten „nicht weiter ministeriell verteufelt“ werden.

Auch die anderen Lehrerverbände zeigten sich enttäuscht. «Maskenpflicht und Stoßlüften als einzige Antwort?», fragte der VBE. «Kleine Lerngruppen wären die beste Maßnahme, um Abstände einzuhalten.» Der Philologenverband wünscht sich klare Definitionen, wann ein Regelbetrieb nicht mehr zu verantworten sei – also die Schwellenwerte, für die Gebauer keine Notwendigkeit sieht.

Land legt Sonderprogramm für Luftfilter in Klassenräumen auf

In der kommenden Woche werde die Landesregierung ein 50 Millionen Euro umfassendes Sonderprogramm beschließen, um die Belüftung der Klassenräume zu verbessern, kündigte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) an. Mit dem Geld könnten mobile Luftreinigungsanlagen angeschafft werden – allerdings nicht für alle Klassenräume: Bei Kosten von 3.000 Euro für ein Gerät, die Experten ansetzen, könnten um die 17.000 Luftfilter angeschafft werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 5.500 Schulen.

Eine Umfrage habe aber gezeigt, dass die weitaus meisten Schulgebäude und Unterrichtsräume schon jetzt gut belüftet werden könnten, so Scharrenbach. «303 Kommunen haben gemeldet, dass alles in Ordnung ist». In 39 Kommunen gebe es Probleme bei einzelnen Räumen. Einige Fenster ließen sich nicht vollständig öffnen oder die Unterrichtsräume lägen im Innenbereich. Diese Räume würden aber derzeit nicht zum Unterricht genutzt, betonte die Ministerin. 85 Städte hätten noch nicht auf die Umfrage geantwortet. Sie gehe aber davon aus, dass die 50 Millionen ausreichten, sagte Scharrenbach. Im Durchschnitt koste ein Luftreinigungsgerät etwa 3000 Euro.

Gebauer pocht darauf: “Schulen sind keine Hotspots”

«Schulen sind keine Hotspots und es gab auch kein unkontrolliertes Infektionsgeschehen», betonte Gebauer. Seit Beginn des Schuljahres hätten „dauerhaft über 98 Prozent der Schüler regulär vor Ort“ unterrichtet werden können. Zum Stichtag 7. Oktober seien nur acht und damit weniger als 0,2 Prozent der rund 6000 Schulen in NRW wegen Corona geschlossen gewesen. 2084 Lehrkräfte – 1,3 Prozent – seien in Quarantäne gewesen und über 23.000 Schüler. Das seien 1,2 Prozent. Unter den Schülern seien 853 Corona-Infektionen bestätigt worden – bei den den Lehrkräften seien es 166 gewesen.

Lüften sei eine einfache und sehr wirkungsvolle Maßnahme, um das Infektionsrisiko zu senken, bekräftigte die Schulministerin. Empfohlen wird in den Klassenräumen alle 20 Minuten Stoßlüften, «Querlüften wo immer es möglich ist» und Lüften während der gesamten Pausendauer. Und frieren müsse dann auch niemand. «Bei richtigem Stoßlüften kühlt sich die Raumtemperatur nur um zwei bis drei Grad ab», sagte Gebauer. News4teachers / mit Material der dpa

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