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Omikron immer stärker im Schulbetrieb zu spüren – Kultusminister bleiben untätig

FRANKFURT/MAIN. In der Corona-Pandemie werden die Auswirkungen der Omikron-Welle auf den Schulbetrieb nach Angaben von Lehrervertretern von Tag zu Tag größer – und die Irritationen über die Untätigkeit der Kultusminister nehmen zu. Der hessische Landesvorsitzende der GEW, Thilo Hartmann, zum Beispiel fordert aktuell von der schwarz-grünen Landesregierung in Wiesbaden Klarheit darüber, ab welchem Punkt Schulen bei einer weiteren Verschärfung der Lage vom Präsenz- zum Distanzunterricht übergehen sollten – die Forderung wird zunehmend auch in anderen Bundesländern laut.

Die Kultusminsterien halten sich derzeit mit konkreten Aussagen zum Infektionsgeschehen zurück (satirisches Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Hartmann erklärt, der Anteil der Schülerinnen und Schüler wie auch des pädagogischen Personals, der wegen einer Infektion oder Quarantäne nicht am Präsenzunterricht teilnehmen kann, wachse an. «In Hessen ist das Rhein-Main-Gebiet besonders betroffen.» Zu klären sei nun unbedingt, wann auf Distanzunterricht umgestiegen werden soll. «Dies sollte rechtzeitig geordnet geschehen, bevor schlimmstenfalls der Unterrichtsbetrieb komplett zusammenbricht», sagt er.

Darüber hinaus sollte das Kultusministerium bekannt geben, wie die zentralen Abschlussprüfungen in diesem Schuljahr gehandhabt werden. Nach den Worten des GEW-Landeschefs muss es dringend Anpassungen geben, etwa wegen des hohen Unterrichtsausfalls durch erkrankte Lehrkräfte oder für von Quarantäne betroffene Schülerinnen und Schüler.

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«Uns besorgt sehr, dass es zum Präsenzunterricht keinen Plan B gibt»

Ähnlich die Lage in Nordrhein-Westfalen: Lehrerverbände werfen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor, angesichts steigender Corona-Fallzahlen keine ausreichende Vorsorge für die Schulen zu treffen. «Wenn Politik den Präsenzunterricht zum obersten Gebot erklärt, muss sich das deutlich in kurz- und langfristigen Maßnahmen widerspiegeln», sagte Stefan Behlau, der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, der «Rheinischen Post». Es reiche nicht, so Behlau, dass die Schulministerin den Präsenzunterricht im Lande nur als höchste Priorität benenne: «Es muss dafür auch alles Erdenkliche getan werden.»

Die NRW-Landesvorsitzende der GEW, Ayhan Celik, betonte: «Uns besorgt sehr, dass es zum Präsenzunterricht keinen Plan B gibt.» So bestehe durch steigende Quarantänefälle die Gefahr eines ungesteuerten Wechsels vieler Schulen in den Distanzunterricht. Celik fordert einen Stufenplan mit klaren Schwellenwerten für die Aufnahme von Distanzunterricht. „Die Schulen erhalten so die Möglichkeit, eigenständig auf das Infektionsgeschehen zu reagieren“, sagte die Gewerkschafterin. Auch der Landesvorsitzende des Lehrerverbands NRW, Andreas Bartsch, fordert vom Schulministerium einen Schwellenwert, ab dem Distanzunterricht erfolgen soll. Nur dann seien Schulleiter handlungsfähig. «Dieser Wert kann bei 1000 liegen», meint Bartsch.

In Bayern hat sich der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen (vlb) zu Wort gemeldet. Deren Schülerschaft reist zum nach wie vor verpflichtenden Präsenzunterricht oft von weit her an und kehrt anschließend wieder in die Betriebe und Familien zurück. Viele Schülerinnen und Schüler wohnen auch in Wohnheimen. «Das Infektions- und Verbreitungsrisiko steigt dadurch enorm, insbesondere mit der hochinfektiösen Omikron-Variante», sagte der vlb-Vorsitzende und spricht von «Corona-Tourismus».

Der Verband fordert deshalb Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auf, Lösungen zu finden. «Unsere Schulen benötigen mehr Flexibilität vor Ort und die Möglichkeit, situationsentsprechend in den Distanzunterricht wechseln zu können», sagt Männlein. «Politik und Bildungsverwaltung stehen in der Verantwortung, dass das Virus nicht von Landkreis zu Landkreis getragen wird.» Wolle man das Infektionsgeschehen an den Schulen eindämmen oder niedrig halten, müsse man jetzt beherzt handeln. Nur: Davon ist beim Kultusministerium nichts zu spüren. News4teachers / mit Material der dpa

„Eigenes Totalversagen auf die Lehrer abgewälzt“: Eine Abrechnung mit den Kultusministern

 

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