BREMEN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Schulpolitik in der Stadt Bremen kritisiert. „Es kann kein weiter so geben, die Belastungsgrenzen sind längst erreicht und vielerorts überschritten“, sagte die GEW-Landessprecherin, Barbara Schüll, am Mittwoch anlässlich einer Personalversammlung von Beschäftigten von Bremer Schulen. 2500 bis 3000 Beschäftigte haben Schüll zufolge an der Veranstaltung teilgenommen. Die Überlastungsanzeige einer Brennpunkt-Grundschule in Bremen-Nord, über den die „Bild“-Zeitung unlängst berichtete, hatte die Dramatik der Situation anschaulich gemacht.
Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse terrorisierten die Schule, seien nicht zu bremsen – so zitiert „Bild“ aus der von 43 Pädagoginnen und Pädagogen unterzeichneten Überlastungsanzeige. Die Beleidigung „Hurensohn“ gegenüber dem Personal sei an der Tagesordnung. Es gebe zudem „tägliche Angriffe von Schülern auf Personal (treten, schlagen, beißen), immer öfter werden ganze Räume verwüstet, Kinder hauen ab, weigern sich zurückzukommen.“
Im Protokoll-Auszug eines pädagogischen Mitarbeiters zu einem Schüler heiße es: „Verweigert die Arbeit komplett, fängt an, Stühle zu werfen. (…) Beleidigt Lehrpersonal sowie Mitschüler mit ‚Ich ficke eure Mütter in den Mund‘. (…) Schlägt die Schüleraufsicht mit der Faust in den Brustkorb!“ Die eigentlich zweizügige Ganztagsschule müsse dreizügig arbeiten – und es sollten noch mehr Kinder kommen. Dass viele bei der Einschulung kein Deutsch sprächen, mache die Situation umso schwieriger.
An vielen Schulen in Bremen seien die Bedingungen nicht länger tragbar – meint nun die GEW. „Ob Verkürzung der Zeit im Ganztag, große Klassen, bei dem der Einzelne kaum noch gesehen werden kann, Personalmangel, fehlende Zeit, um Absprachen im Team zu treffen, Schule in Containern, nicht fertig gestellte Um- und Ausbauten oder marode Räume, es fehlt an Wertschätzung gegenüber den Schüler:innen und den Kolleg:innen.“ Diese Lern- und Arbeitsbedingungen führen dazu, dass der Lern-, Lebens- und Arbeitsort Schule zu andauerndem Stress führe. Und dieser mache krank.
“Wir wollen Bedingungen haben, die unsere schöne Arbeit als Pädagog*innen unterstützen, statt sie im täglichen Kleinklein zu verhindern”
Fehlende Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten hätten zu katastrophalen Zuständen in den Bildungseinrichtungen geführt, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Für sogenannte Bindungsarbeit, insbesondere in den Grund- und Oberschulen, fehle die Zeit, wodurch kein gutes Lernklima entstehen könne, heißt es in der Mitteilung. Die Folge sei, dass viele Kinder ohne hinreichende Grundbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen seien. Das habe zum Ergebnis geführt, dass es mehr und mehr Jugendliche ohne Schulabschluss gebe.
„Wir wollen mitbestimmen und Schule gestalten, inklusive Strukturen durch eine hohe Qualität fördern, kleine Klassen mit ausreichend Personal, eine förderliche Umgebung z. B. große Bibliotheken und gute Schulbauten u.v.m. Kurz und gut: Wir wollen Bedingungen haben, die unsere schöne Arbeit als Pädagog*innen unterstützen, statt sie im täglichen Kleinklein zu verhindern. Hierfür müssen wir uns bei der Politik Gehör verschaffen.“ News4teachers / mit Material der dpa